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Rohstoffe EU

Vergifteter Grenzwert

Die deutsche Metall- und Abfallindustrie warnt vor einem Recycling-GAU.
Die deutsche Metall- und Abfallindustrie warnt vor einem Recycling-GAU. Der Grund: Europa will einen so geringen Bleianteil in Metallgemischen für toxisch erklären, dass praktisch kein Recycling ohne enorme Aufrüstung der gesamten Industrie mehr möglich wäre. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat bereits empfohlen, Blei reproduktionstoxisch der stärksten Kategorie (1A) zuzuordnen. Sie hat deshalb einen sehr niedrigen Bleianteil von 0,03% festgelegt, ab dem das Schwermetall auch andere Metalle wie Aluminium „vergiftet“. Deutschland gewinnt zwei Drittel des industriell eingesetzten Aluminiums aus dem Recycling. Dies wäre dann nicht mehr möglich. Deutsche Metallhändler sowie die Abfallwirtschaft schlagen bereits Alarm. Die Befürchtung der Metallhändler ist, dass dieser Richtwert in das europäische Stoff-, Umwelt- und Abfallrecht übernommen wird. Der BDI gibt Ende nächster Woche seine Einschätzung zur Empfehlung der ECHA ab, teilt er uns auf Anfrage mit. Der Verband Deutscher Metallhändler (VDM) fürchtet einen Dominoeffekt. Dieser sei auf der europäischen Ebene üblich, versichert uns VDM-Geschäftsführer Ralf Schmitz. Geht der Grenzwert in die CLP-Verordnung zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen ein, so liege der Schritt nahe, diesen Wert auch im europäischen Stoffrecht (REACH) zu verankern. 70 bis 80% aller Recycling-Metalle in Europa könnten als reproduktionstoxisch eingestuft werden. Denn es gibt kaum ein Gemisch, bei dem Blei nicht vorkommt. Der empfohlene Grenzwert wird selbst in Recycling-Metallen überschritten, bei denen Blei nicht einmal als Legierungselement vorkommt. Aluminiumschrott wäre besonders betroffen, sagt uns Helmut Nagl, ein Metall- und Kabelverwerter aus Salzburg. Die Abfallwirtschaft leidet als erste. Bei der Übernahme des Grenzwertes in die europäischen Richtlinien kommen alle Metall-Gemische mit mehr als 0,03% Blei als Beimenge auf eine Zulassungsliste. Die Konsequenz ist ein Verwendungsverbot, das bis auf wenige zugelassene Ausnahmen gilt. Der freie Metallhandel in der EU wäre damit abgewürgt und würde sich ins nicht-europäische Ausland orientieren, fürchten die Branchenvertreter. Die Industrie müsste erhebliche Umstellungen in der Produktion und im Arbeitsschutz vornehmen. Deutsche Politiker haben das Problem verstanden. Sie machen gegen den geplanten Brüsseler Richtwert Front. Nur muss sich Deutschland gegen andere europäische Länder, die weniger Industrie haben bzw. nicht von Recycling-Metallen abhängen, durchsetzen.

Fazit: Kommt der Grenzwert, brächte das massive Einschränkungen für die Abfall- und Metallwirtschaft sowie die Industrie mit sich – und eine Verteuerung der entsprechenden Rohstoffpreise.

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