Zinsen, die keiner will
Kroatien hat nun neben der ökonomischen auch eine politische Krise. Besserung ist nicht in Sicht.
Machen Sie es wie internationale Anleger: Meiden Sie Kroatien als Investitionsland. Trotz 5% gebotener Zinsen auf eine Euroanleihe konnte diese im Mai nicht platziert werden. Zudem steht die in Zagreb erst seit vier Monaten amtierende Regierung des parteilosen Tihomir Oreskovic aus der konservativen HDZ und der neu gegründeten MOST vor dem Aus. Wirtschaftlich ist ebenfalls keine Besserung in Sicht. 2015 gab es nach sechs Jahren Rezession ein Minuswachstum von 1,6%. Das Haushaltsdefizit beträgt 4,7%, die öffentlichen Schulden 87,9% des BIP. 2015 lag die registrierte Arbeitslosenrate bei 17,7%. Die Jugendarbeitslosigkeit war zweieinhalb mal so hoch. Investoren klagen über überbordende Bürokratie. Dazu kommen die vergleichsweise hohen Produktionskosten und anhaltende Rechtsunsicherheit – gerade auch für ausländische Investoren. Und zu einer Politik kontrollierter Abwertung der Kuna zur Kostenentlastung mag sich die Notenbank nicht durchringen – aus Angst vor noch größerer Kapitalflucht.
Fazit: Ohne Tourismus (20% vom BIP) und verdeckte Staatssubventionierung durch die EU (Projektfinanzierung) würde das Land ganz offiziell an der EU-Bettelpforte stehen.