Der von Russland angezettelte Krieg hat die Ukraine wirtschaftlich schwer getroffen. Schon seit 2013 zeigten sich deutliche Schwächen mit BIP-Rückgängen von 3% bis 5%. Die beiden jüngsten vorliegenden Quartale (IV/14 und I/15) zeichnen das Bild eines Zusammenbruchs mit einem Minus von 14,8% und 17,2%. Inflationsraten zwischen 50% und 60% in den letzten Monaten bestätigen das desaströse Bild.
Die Projektionen des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Rahmen des Stützungsprogramms nehmen sich da wie der Entwurf eines Luftschlosses aus. Bereits im nächsten Jahr sollen schon wieder 2% Wachstum erreicht werden. Und dann soll es mit 4% steigend ab 2018 weitergehen.
Das Leistungsbilanzdefizit soll stärker durch Direktinvestitionen finanziert werden. Letztere sollen sich in den nächsten Jahren mindestens verdoppeln – und zwar von rund 1% auf 2% und dann weiter bis auf 2,5% des BIP.
Unklar bleibt, woher die Investoren kommen könnten. Es geht schließlich um ein Land, das im Krieg mit einem militärisch übermächtigen Gegner ist. Zumal auch an der Heimatfront einiges zu tun bleibt: Die Ukraine rangiert – ironischerweise jeweils einträchtig mit Russland – im weltweiten Korruptionsranking ganz oben. Und bei der „governance“ – also der Qualität von Verwaltung und Rechtsprechung – steht das Land ganz unten im Vergleich mit den anderen osteuropäischen Staaten.
In dieser Lage ist an eine ordnungsgemäße Bedienung der Staatsanleihen kaum mehr zu denken. Schon gar nicht bei Fremdwährungsanleihen. Eine harte Umschuldung mit einem klaren Schuldenschnitt dürfte mittlerweile unvermeidlich geworden sein. Bei diesen Verhandlungen muss die Regierung in Kiew nicht nur Einvernehmen mit den westlichen Gläubigern – vor allem US-Investmentfonds – erzielen. Sie muss auch mit der Regierung in Moskau klarkommen, die von der Ukraine begebene Dollar-Anleihen über nominal etwa 3 Mrd. Dollar hält.
Derzeit hangelt sich die ukrainische Regierung nur noch mit Finanzhilfen und Kreditgarantien durch. Diese wurden ihr vom IWF, der EU und der US-Regierung gewährt. Sie werden aber keinesfalls ausreichen, um die Auslandsschulden auch nur ansatzweise in voller Höhe zu bedienen.
Fazit: Sofern nicht die USA und die EU tief in ihre Kassen greifen – was unwahrscheinlich ist –, ist ein Staatsbankrott der Ukraine derzeit die wahrscheinlichste Lösung.