Die Saudis suchen den Konflikt mit dem Iran
Ein heißer Konflikt zwischen dem Iran und Saudi-Arabien ist kaum noch zu vermeiden. Das sunnitische Saudi-Arabien, das bisher lieber Stellvertreterkriege führen ließ, ist kurz davor, selbst den umkämpften Schauplatz zu betreten. Riad fühlt sich seit einiger Zeit von Feinden umstellt. Dort registriert man, dass es dem schiitischen Iran gelingt, zielbewusst an Saudi-Arabiens Grenzen oder in deren Nähe zu zündeln und gegen das Königshaus aufzustacheln.
Es geht dabei nicht nur um das dem Iran zugeneigte Katar im Nordosten am Golf. Auch nicht nur um den Jemen im Süden. Es geht auch um den politischen Korridor von Teheran über Bagdad, Damaskus und Beirut bis nach Palästina. Dort haben überall schiitisch dominierte oder sympathisierende Regimes das Sagen und feinden Riad zunehmend an.
Flucht nach vorm
Die Saudis suchen nun ihr Heil in der Flucht nach vorn. Das neue, seit 2015 regierende Königshaus, bricht unter diesem Eindruck mit der alten Beschwichtigungs- und Geldverteilungspolitik an Freund und Feind – um Ruhe zu haben. Es schlägt stattdessen zunehmend kriegerische Töne an. Vor diesem Hintergrund sind auch die innenpolitischen Aktivitäten von Prinz Salman zu bewerten. Ein außenpolitischer Konflikt war schon immer gut, um innenpolitisch für Ruhe zu sorgen.
Der 82-jährige König Salman und in erster Linie dessen Sohn Mohammed bin Salman, der erst im Juni dieses Jahres zum Kronprinzen befördert wurde – der Vetter wurde abgesetzt und aller Ämter enthoben – räumen auf. Mit der jüngsten „Nacht der langen Messer" haben sie ein Gutteil der opponierenden prinzlichen Machtteilhaber abgeräumt, wegen Korruption angeklagt und damit entmachtet.
Aufstieg zum Alleinherrscher
Der 32-jährige Mohammed bin Salman wird praktisch zum Alleinherrscher aufsteigen. Er hat sich alle sicherheitsrelevanten Regierungsämter unterstellt. Gefährdet wird diese Herrschaft nicht nur vom brodelnden Zorn der unterlegenen Prinzenschar, sondern auch vom Misstrauen der wahabitischen, erzkonservativen Geistlichkeit. Sie missbilligt Salmans Reformpläne (u.a. Frauen- und Menschenrechte) scharf. Die Reformen werden unvermeidlich auch im Schatten der außenpolitischen Konflikte stehen, die Salman – der ein Führer der arabischen Welt werden will – vorantreiben wird.
Krieg kostet Geld. Salman jr. will deshalb auch den staatlichen Riesen-Komplex Saudi-Aramco an die Börse bringen und 200 Mrd. Dollar dafür erlösen. Da muss über Produktionsbeschränkungen preisregulierend eingegriffen werden, um die Braut wertvoller zu machen.
Fazit: Die (kommenden) Nahost-Konflikte haben eine geostrategische Dimension. Der Ölpreis wird steigen. Spekulanten können sich das zunutze machen.