Mit einer geschickten Strategie gelingt es Japan, den Einfluss Chinas in Asien einzudämmen. Der Plan von Premierminister Shinzo Abe ist es, China als eine gefährliche Militärmacht im Pazifik zu entlarven. Die Angst um Chinas wachsende Dominanz soll schließlich die Nachbarländer in der pazifischen Region gegen das Reich der Mitte vereinen. Teil von Abes Strategie ist der von Japan provozierte Streit um die Sinkaku/Diaoyu-Inseln. Solange diese einem japanischen Privatmann gehörten, waren sie den Chinesen egal. Das änderte sich im September 2012. Der neue Premier Shinzo Abe begann seine Amtszeit direkt mit einer Provokation. Japan kaufte dem Privatmann die umstrittenen Inseln ab. Dann verschärfte Abe seine Rhetorik bezüglich der japanisch-chinesischen Geschichte. Er kritisierte auf internationaler Bühne die aktuelle Politik und die wachsende Aggressivität des Nachbarn. Damit ändert Abe den diplomatischen Kurs seiner ersten Legislatur (2006-2007). Statt „Versöhnung“ mit dem großen Nachbarn hat nun „Chinas Eindämmung“ Priorität. Damit will Abe Japan international wieder stärker ins Spiel bringen. Zunächst ging Abes Strategie auf. China reagierte mit einem Muskelspiel im Südchinesischen Meer (FB vom 28.11.2013). Prompt stellten sich die USA auf die Seite Japans. Die zuvor etwas kalte Beziehung zwischen US-Präsident Obama und Abe hat sich seitdem wieder verbessert. Der potenzielle gemeinsame Feind ließ zudem die Zusammenarbeit des Sicherheitsvierecks Australien, Indien, USA und Japan wieder aufleben. Auch aus Europa kamen kritische Töne in Richtung Peking. Der aktuelle dreitägige Besuch Abes in Indien hat eine verstärkte militärische Kooperation gegen China zum erklärten Ziel. Auch in den Verhandlungen über die Transpazifische Freihandelszone tun sich Chinas südasiatische Nachbarn zusammen. Sie wollen China zunehmend außerhalb des Abkommens sehen. China scheint die Strategie Japans inzwischen zu durchschauen. So verhinderte die Regierung in Peking im Dezember 2013 jegliche Demonstration neben der japanischen Botschaft gegen den Besuch Abes im Yasukuni-Schrein für Kriegsgefallene. Von Chinesen wird auch dies als Provokation empfunden.
Fazit: Eine weitere Eskalation des Inselstreits zwischen China und Japan ist unwahrscheinlich. Die Konsequenz dürfte ein militärischer Balanceakt sein. China wird in einem Maß reagieren, dass es nach außen wie nach innen nicht als schwach erscheint, sich aber prinzipiell eher zurückhalten.