Die Golfstaaten im Nahen Osten werden in den nächsten zehn Jahren deutlich langsamer als bisher erwartet wachsen. Der Grund: Die Länder der sogenannten GCC-Region (Bahrain, Kuwait, Oman, Qatar, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate) stoßen im Rohstoffbereich an ihre Grenzen. Bisher hatten sie mit einem Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 5,3% jährlich für die nächsten zehn Jahre kalkuliert. In der nächsten Dekade wird die Region aber nur noch um 3,7% p. a. zulegen. Insgesamt gleicht sich das Wirtschaftswachstum zwischen den Ländern der Region an.
Die größten Verluste werden Qatar und Saudi-Arabien verkraften müssen. In Qatar wird der jährliche BIP-Zuwachs von aktuell 10% (2013) auf 4,5% p. a. zurückgehen. In Saudi-Arabien wird sich der BIP-Zuwachs bei mageren 2,8% einpegeln.
Bahrain ist das einzige Land, dem in der nächsten Dekade eine Steigerung der Wirtschaftsleistung gelingen dürfte. Bis zum Jahr 2018 wird das BIP jährlich um etwa 4,1% zulegen, ab 2018 dann um 4,3% p. a. (aktuell 3,8%). Das geht auf den Gas-Sektor zurück, der sich perspektivisch etwas besser als der Öl-Sektor entwickeln dürfte.
Die reduzierten Wachstumsprognosen stellen die GCC-Länder vor finanzielle Probleme. Ihre Budgetüberschüsse werden von 8,7% im Jahr 2013 auf 0,1% schon im Jahr 2018 fallen. Allerdings weisen Bahrain und Oman schon seit 2011 Defizite aus, die bis 2018 kontinuierlich bis auf -5% p. a. anwachsen werden. Darin zeigt sich, dass die Länder mit dem Umbau ihrer Wirtschaften und der Ausrichtung für die „Zeit nach dem Öl“ nicht schnell genug vorankommen. Noch immer machen die Öl-Exporte 83,3% aller Staatseinnahmen aus.
Fazit: Die Aussichten auf mittelfristig kaum steigende, sondern eher fallende Ölpreise werden sich in einer geringeren Wirtschaftsdynamik der GCC-Länder zeigen. Perspektivisch werden sie gezwungen sein, ihre oft nur marginalen Steuern zu erhöhen und Subventionen (z. B. für Airlines) abzubauen.