Gefährliche Allianzen in Nahost
Auch wenn die US-Führung zunächst von einem Rückzug aus Syrien absieht – die Drohung ist weiter ernst zu nehmen. Bisher hat der– dank seiner Personalpolitik und Kurzmeldungskommunikation – erratisch wirkende US-Präsident Donald Trump dennoch erstaunlich fest, ja geradezu strategisch an seinen Versprechungen aus dem Wahlkampf festgehalten. Steuerreform, Mauerbau zu Mexiko, Ausstieg aus internationalen Handelsabkommen, Strafzölle zieht er, so weit ihm das vom Kongress ermöglicht wird, durch – unabhängig von deren politischer und ökonomischer Bewertung.
Trump hat die nötige Chuzpe, um darauf zu vertrauen, dass andere den „Job" in Nahost übernehmen. Die US-Rüstungsindustrie wird stattdessen die Waffen für die andauernden Scharmützel liefern, die weitergehen werden. Und immer deutlicher zeigt sich die neue Achse Saudi-Arabien, Israel und Ägypten gegen den Iran. Die Anerkennung des Existenzrechts Israels durch den Saudischen Kronprinzen bin Salman war ein eindeutiges Signal in Richtung Tel Aviv und Washington. Der Iran wiederum ist mittelbar verbündet mit Russland ... beide unterstützen Assad und sein Regime.
Russland und die Türkei spielen eine Doppelrolle. Moskau sucht (wieder) die Annäherung an die Türkei und steht für Waffenlieferungen bereit. Ankara aber ist in erklärter Gegnerschaft zu Assad und führt gegen die Kurden auf syrischem Gebiet offen Krieg.
Die Fronten sind verhärtet
Heikel ist die türkische Mitgliedschaft in der NATO. Einmal, was die gegenseitigen Avancen der Autokraten Recep Tayjip Erdogan und Wladimir Putin betrifft, während Grabeskälte in den diplomatischen Beziehungen zwischen dem Westen und Russland (Affäre Skripal) herrscht. Andererseits kämpfen die Türken gegen den US-Verbündeten in Syrien, die kurdische Miliz, die sich bereits im Nordirak festgesetzt hat.
Die Israelis wissen die Amerikaner wieder im Rücken. Und einen US-Präsidenten, der sich im Zweifel nicht um internationale Abkommen scheren wird. Das kann sie zum Handeln auch gegen den Iran ermutigen. Europa ist viel zu schwach, um in der Region militärisch oder diplomatisch erfolgreich einzugreifen. Man wird aber die humanitären Folgen einer andauernden Auseinandersetzung tragen (müssen). Syrien bleibt jedenfalls noch auf Jahre hinaus Kriegsschauplatz eines regionalen Stellvertreterkrieges.
Fazit: Der Nahe Osten ist und bleibt ein Pulverfass. Die Lunte wird gerade keineswegs gelöscht. Die neuen Allianzen in der Region und der etappenweise Rückzug der USA lassen vielmehr eine weitere Eskalation erwarten.