Konfuse Machtteilung in Südafrika
Die Gefahr, dass Südafrika in das politische Fahrwasser von Simbabwe unter Robert Mugabe gerät, ist groß. Ein Zeichen des Misstrauens und der verbreiteten Flucht aus Südafrika ist die Landeswährung. Der Rand hat in den letzten 4 Jahren um 50% abgewertet (von 8,70 auf 12,30 Rand je Dollar).
Auf ihrem jüngsten Parteitag hat die regierende Partei des African National Congress (ANC) eine konfuse Machtteilung an der Spitze des Landes installiert. Der Versuch, den amtierenden Staatspräsidenten Jacob Zuma und seine Clique nicht nur an der Parteispitze, sondern auch im Staatsamt zu entfernen, ist misslungen. Zum Parteichef wurde mit denkbar knapper Mehrheit einer der entschlossensten Gegner des korrupten Präsidenten gewählt, Cyril Ramaphosa. Doch er bleibt Vizepräsident unter Zuma.
Honoriger Nachfolger
Ramaphosa wäre ein honoriger Nachfolger für Zuma geworden. Er entstammt dem kleinen Volk der Venda, wuchs in Soweto auf, ist ein juristischer B.A., besitzt sechs Ehrendoktorate und war Gastprofessor an der Stanford-Universität, außerdem aktiver Freiheitskämpfer zu Apartheids-Zeiten und später beides: Gewerkschaftsführer und Industriemanager. Sein Ansehen beruht auf diesen Qualitäten, die ein komplettes Gegenbild zu dem raffgierigen, maßlosen Zuma darstellen, unter dessen Herrschaft seit einiger Zeit auch hohe Staatsämter käuflich waren, wie ein Angesprochener kürzlich offenbarte.
Im Kreis der „Top Six" des ANC steht es jetzt drei zu drei unter den Anhängern von Zuma und Ramaphosa. Zuma aber hat im Parlament das mächtige 11-Millionen-Volk der Zulus im Rücken; Ramaphosa kann sich ethnisch nur auf die halbe Million Vendas stützen. Viele befürchten, dass Zuma seine ramponierte Popularität dadurch stabilisiert, indem er einer Parteitagsaufforderung folgt und mit der entschädigungslosen Landaufteilung Ernst macht.
Fazit: Die Chance, dass Ramaphosa den anstehenden Machtkampf gewinnt, ist gering. Zuma wird als Garant von Korruption und Vetternwirtschaft (mit breiter Anhängerschaft) im Amt bleiben und versuchen, den aufsässigen Ramaphosa auszuhungern.