Land der langen Strecken
Mit dem Zug aus China in die USA? Das ist einer der ambitionierten Pläne der chinesischen Regierung, Beijing mit der Welt zu vernetzen.
China plant ein gigantisches Verkehrsprojekt: Peking will den asiatischen und amerikanischen Kontinent auf dem Schienenweg verbinden. Hochgeschwindigkeitszüge sollen mit 350 km/h vom Nord-Osten Chinas in die USA preschen. In zweieinhalb Tagen sollen sie die 13.000 km lange Strecke über Sibirien, unter der Beringstraße nach Alaska und weiter über Kanada in die USA überwinden. Der 200 km lange Unterwasser-Tunnel wäre viermal länger als der Eurotunnel unter dem Ärmelkanal. Ähnliche Pläne hatten bereits Russland und die USA. Sie haben sie nie verwirklicht. Der Zeitvorteil wäre enorm. Heute dauert eine Schifffahrt zwischen Schanghai und Los Angeles 13 Tage. Der Tunnel könnte außerdem für eine Autobahnstrecke, eine Strom- und Datennetzverbindung genutzt werden. Sollten die USA jemals ihre Energieressourcen nach China exportieren wollen, käme so eine Strecke durchaus gelegen. Auf jeden Fall verspricht das Projekt, ein sattes Konjunkturprogramm zu werden. Allein die Strecke zwischen dem östlichsten Zipfel Russlands und Alaska (USA) könnte die Kosten der gesamten restlichen Eisenbahn-Linie übertreffen. Chinesische Ingenieure sammeln bereits weltweit Erfahrungen. Sie haben eine umstrittene Strecke in der 5.000 Meter Höhe in Tibet gebaut. In Afrika haben sie gerade einen Auftrag zur Erneuerung und Verlängerung der Strecke zwischen Nairobi und Mombasa bekommen. In Zentralasien entstehen Stück für Stück Verbindungen, die die frühere Seidenstraße wiederherstellen sollen. Laut Beijing Times plant China weitere drei Großprojekte dieser Art. Demnach soll Beijing mit London auf zwei Routen verbunden werden: eine über Moskau, Berlin und Paris, eine andere über die Türkei und den Iran.
Fazit: China denkt in ähnlichen Kategorien und Dimensionen wie die USA. Es ist Peking durchaus zuzutrauen, das Projekt umzusetzen, das erstmals 1905 vorgedacht wurde.