Nach Chávez
Den Nachfolgern von Hugo Chávez fehlt das Charisma, mit dem der verstorbene Präsident die Schattenseiten seiner Politik überspielen konnte.
Den Nachfolgern von Hugo Chávez fehlt das Charisma, mit dem der verstorbene Präsident die Schattenseiten seiner Politik überspielen konnte. Darauf deutet die wachsende Protestwelle gegen Chávez' Nachfolger Maduro hin. Die wirtschaftliche Lage ist trotz der hohen Öleinnahmen desolat: Die Inflation dürfte effektiv bereits die 50%-Marke überschritten haben. Inzwischen werden nicht mehr nur Dollar und andere Devisen auf Schwarzmärkten gehandelt, sondern offenbar auch schwer erhältliche Importgüter. Zudem wird fühlbar, dass der Ölreichtum auch begrenzt ist: Die Produktion ist nach den Zahlen der OPEC schon leicht rückläufig. Die Wirtschaft verfällt zusehends. Nach 5,6% Wachstum für 2012 wurden 2013 gerade noch 1,6% erreicht. Für das laufende Jahr wäre 1% ein enormer Überraschungserfolg. Die rückläufigen Öleinnahmen treffen auf einen stark defizitären Etat. Dieser muss die doppelte Last von sozialer Unterstützung in schwierigen Zeiten und Ausgabenprogrammen zugunsten der Konjunktur tragen. Unter dieser Bürde dreht auch die Leistungsbilanz immer tiefer ins Minus. Da die Ratings längst tief in den spekulativen Bereich gesunken sind – Moody´s senkte kürzlich auf Caa1 – ist kaum mehr eine marktmäßige Finanzierung möglich. Die internationale Zahlungsfähigkeit des OPEC-Staates hängt mittlerweile an Zuflüssen aus Joint-Ventures mit Russland und China, die als Direktinvestoren die desolate Zahlungsbilanz zusammenhalten. Das ist zugleich eine schlechte Nachricht für die argentinische Regierung. Diese verliert damit ihren „lender of last resort“, der trotz des Ausschlusses von den internationalen Märkten noch dringendste Importe finanzieren konnte.
Fazit: Chávez hat ein abgewirtschaftetes Land hinterlassen, dessen Bevölkerung sich von seiner Politik abwendet.