Sanktionen treffen vor allem Polen
Während Polen in der Auseinandersetzung mit Russland bereit ist, einen Preis für die Zugehörigkeit zum westlichen Bündnis zu zahlen, brüskiert Ankara seine Verbündeten.
Die russischen Gegenmaßnahmen zu den von der EU beschlossenen Sanktionen treffen vor allem polnische Lebensmittel-Produzenten. Diese lieferten bisher den Löwenanteil der knapp 16 Mrd. Euro schweren Lebensmittelexporte der EU nach Russland. Dieser Preis dürfte von den polnischen Bürgern vorerst klaglos akzeptiert werden. Denn die Polen sind vor dem Hintergrund der langen Zugehörigkeit zum Ostblock besonders kritisch gegenüber Moskau – ähnlich wie die baltischen Staaten. Unterdessen setzt Recep Tayyip Erdogan, der bisherige Regierungschef und designierte Präsident der Türkei seine Provokationen gegenüber den westlichen Verbündeten fort. Nachdem NATO und EU sich auf die neuen Sanktionen verständigt haben, bot sich die Türkei umgehend an, die Lücken im russischen Import zu schließen. Die Türkei könne die russischen Importverbote für Lebensmittel der EU durch verstärkte türkische Lieferungen ausgleichen. Das ist zwar kein direkter Bruch der Bündnis-Verpflichtungen. Es dürfte aber dennoch für böses Blut sorgen. Die Türkei unterstützt damit die Gegenmaßnahmen Russlands gegen die eigenen Verbündeten, nachdem Ankara die USA schon im vergangenen Jahr durch den Kauf von Flugabwehrsystemen in China brüskiert hatte.
Fazit: Die Türkei Erdogans entfernt sich immer weiter von ihren westlichen Verbündeten. Sie riskiert auf längere Sicht damit jene Modernisierung, die den wirtschaftlichen Aufschwung erst ermöglicht hat.