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Weltwirtschaft | China

Vom Mensch zur Maschine

China strebt den Sprung zur nächsten Industrialisierungsstufe an.
China strebt den Sprung zur nächsten Industrialisierungsstufe an. Dies macht der stellvertretende chinesische Finanzminister Wang Bao’an mit einem Beitrag in einem renommierten chinesischen Polit-Magazin deutlich. Er ächtete die chinesische Wirtschaft als ein „unhaltbares System“, das dringend ein auf Innovationen basierendes „Update“ benötige. Auch aus anderen hochrangigen Quellen vernehmen wir ähnliche Signale.Das Reich der Mitte dürfte also bald die nächste Stufe seiner industriellen Revolution zünden.
Im Zentrum der aktuellen politischen Maßnahmen steht das Ziel einer dynamischen Produktivitätssteigerung. Menschen sollen verstärkt durch Maschinen ersetzt werden. Hintergrund: Derzeit liege die Wirtschaftsleistung eines Chinesen um 80% niedriger als die eines US-Amerikaners, so Bao’an. Um ein Wirtschaftswachstum von einem US-Dollar zu erreichen, müsse China fünf Dollar investieren. Das sind fast zwei Dollar (40%) mehr als die Investitionskosten Südkoreas und Japans in ihren Boom-Phasen. Zugleich steigen die Kapitalkosten für Unternehmen. Außerdem ist der Anteil der chinesischen Wertschöpfung bei 61% aller exportierten Waren niedrig oder sehr niedrig. All diese Faktoren sollen sich in den nächsten Jahren deutlich verbessern.
Dieser Umbau der Wirtschaft wird zahlreiche weitere Entwicklungen nach sich ziehen. Deren Folgen sind bisher kaum absehbar. Wie finanziert China die nötigen Investitionen? Nimmt der Staat mehr Geld in die Hand oder schichtet er um? Welchen Raum bekommen ausländische Investoren? Wie wirkt sich der Produktivitätszuwachs auf den Bedarf an Arbeitskräften aus? Werden staatliche Unternehmen immer mehr Arbeitskräfte auffangen müssen, um soziale Unruhen nicht aufkommen zu lassen? Die breiter werdende Mittelschicht (plus 80 Mio. Menschen jedes Jahr) wird für einen zunehmenden Liberalisierungsdruck auf das Regime sorgen. Schon heute verschiebt sich die Debatte der Mittelschicht von ökonomischen Fragestellungen hin zu politischen (mehr Teilhabe, Demokratie).
Deutsche Mittelständler werden sehr gute Chancen haben, von der chinesischen Politik („Vom Menschen zur Maschine“) zu profitieren. Anlagen made in Germany werden noch stärker als bisher gefragt sein. Besonders großes Potenzial dürften die Sektoren Bau, Elektro, Agrar und Logistik haben. Im Agrarsektor plant der Staat eine flächendeckendere Mechanisierung und effiziente Bewässerungssysteme. Der Logistiksektor wird vom unverminderten Boom im chinesischen Online-Handel (2013: +50% auf über 250 Mrd. US-Dollar) getragen. Denn dieses Wachstum erfordert Umstrukturierungen bei der Logistik, von Kühlketten über Lagerhäuser bis hin zu Verteilzentren für Expresslieferungen. Auch die von staatlichen Unternehmen dominierte Infrastruktur (Flughäfen, Häfen, Reedereien, Straßen und Autobahnen) soll leistungsfähiger werden.

Fazit: Chinas Wirtschaft ist um des sozialen Friedens Willen zu einem hohen Wachstum über 6% p.a. verdammt. Der Hebel der Quantität (Billigprodukte) wird allmählich zu kurz. Der neue Hebel heißt Qualität (hohe Wertschöpfung). Den will das Reich der Mitte über Produktivitätssteigerungen nutzen. Gelingt das, wird China seine hohen Wachstumsraten auch in den kommenden Jahren aufrecht erhalten.

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