Neuer Zankapfel
Der wachsende Energiebedarf Chinas verschärft die politischen Spannungen in Südostasien weiter. Das Risiko sozialer Unruhen in der Region steigt erheblich.
Zum Inselstreit zwischen China und Japan kommt ein Konflikt um das Wasser des Mekong hinzu. Dessen Flusssystem reicht vom chinesisch beherrschten Tibet bis ins Mündungsdelta im Süden Vietnams. Sein Tal verbindet die angrenzenden Gebiete von Burma bis Vietnam zu einem Wirtschaftsraum. Der Fluss ist wichtiger Nahrungslieferant für 60 Millionen Menschen in der Region. Er liefert das Wasser für einen umfangreichen Reisanbau und ist das weltweit größte zusammenhängende Fischerei- und Fischzuchtrevier. Hintergrund des Streits ist der wachsende Energiebedarf Chinas. Das Land hat bereits sieben Wasserkraftwerke am Oberlauf des Mekong errichtet, plant noch 20 weitere ohne jede Absprache mit seinen Nachbarn. In Laos sind zwei große Staustufen im Mittellauf im Bau. Die gelten als problematisch, da sie stark in die jahreszeitlichen Zyklen des Wasserstands und der Fischbestände eingreifen. Zudem haben sich thailändische Versorger an einem dieser Projekte beteiligt. Das führt zu Konflikten mit Thailands Reisbauern im Nordosten. Sie werden bereits vor dem Obersten Gerichtshof ausgefochten. Unterdessen wird die Zusammenarbeit in der Mekong-Kommission (Laos, Thailand, Kambodia, Vietnam) vom chinesischen Druck behindert. Die Arbeit der Kommission soll künftig jeweils auf nationaler Ebene weitergeführt werden – ohne gemeinsame Planungen und Entscheidungen. Hier setzt sich Pekings Strategie der Vereinzelung durch. So kann es die kleineren Nachbarn nach Belieben unter Druck setzen.
Fazit: Die Projekte bedrohen die Nahrungsgrundlage vieler Menschen. Das Risiko sozialer Unruhen in der Region steigt erheblich und verschärft vor allem in Thailand die sozialen und politischen Konflikte.