Schere geht nicht weiter auf
Die Ungleichheit der deutschen Vermögensverteilung nimmt seit Jahren nicht mehr zu. Zwar stieg die Ungleichheit zwischen 2002 und 2007 an. Danach, also mit Beginn der Finanzkrise, fiel sie wieder auf den Wert von 2002 ab. Einen starken Anstieg der Ungleichheit gab es in den neunziger Jahren. Das zeigt eine Studie des arbeitnehmernahen Instituts der deutschen Wirtschaft. Dabei wurden mehrere Sozialstudien betrachtet, die über Jahre das Vermögen der Deutschen erhoben haben. Die Zahlen werden vom politisch eher linken DIW bestätigt. Auch hier sieht man keinen weiteren Anstieg der Ungleichheit seit 2007. Der Vermögensanstieg um nominal mehr als 20% zwischen 2012 und 2017 betraf alle Vermögenden gleichmäßig.
Die Zahlen überraschen auf den ersten Blick. Denn seit 2010 steigen im Zuge der Niedrigzinspolitik der EZB Realvermögen – Aktien, unternehmerisches Vermögen und Immobilien – kräftig an, Sparvermögen verlieren. Jedoch profitieren etwa 40% der deutschen Bevölkerung vom Immobilienpreisanstieg, der seitdem auf breiter Front eingesetzt hat. Dieser Faktor senkt in anderen Ländern den Ungleichheitskoeffizienten noch viel deutlicher. Auch die Lohnzuwächse im vergangenen Jahrzehnt haben einem Teil der Bevölkerung geholfen, Vermögen zu bilden. Das alles hat die Ungleichheit gegenüber dem Jahrzehnt davor gemindert.
Vermögensunterschiede seit Jahren sehr hoch
Die Zahlen des IW machen aber auch deutlich, dass die Vermögen seit Jahren sehr ungleich (Maßstab?) verteilt sind. Die reichsten zehn Prozent der Deutschen besitzen mit 56% mehr als die Hälfte aller Vermögen, die ärmere Hälfte verfügt nur über 1,3%. Um die Vermögensunterschiede zu verringern, schlagen die neue SPD-Führung, Grüne und Linke die Wiedereinführung der Vermögenssteuer vor.
Es wäre effektiver, die Vermögensbildung ärmerer Haushalte zu fördern, so das DIW. Der Sparerfreibetrag (seit 2009 Sparerpauschbetrag genannt), der angespartes Vermögen nicht versteuert, liegt seit 2009 bei kümmerlichen 801 Euro. In den Neunzigern waren einmal über 3.000 Euro steuerfrei. Die Riesterrente bietet kaum Rendite. Schweden hingegen zwingt seine Bürger, einen Teil ihrer Renten in einen Aktienfonds zu investieren. Der staatliche Fonds AP 7 hat nur geringe Verwaltungskosten. Er bietet im Schnitt 6% bis 7% Rendite p.a., weil er stark in Aktien investiert. Die Schweden können alternativ auch einen privaten Fonds auswählen.
Fazit: Auch wenn die Mehrheit der deutschen anderes vermutet, die Ungleichheit der Vermögen hat in den letzten Jahren nicht weiter zugenommen. Die Verteilung ist allerdings seit Jahren sehr ungleich. Um das zu ändern, sollte die Vermögensbildung gefördert werden.