Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
11965
Supranationale Institutionen werden immer mächtiger

Und raus bist du

Internationale oder supranationale Organisationen gelten als Ausdruck des Willens der Weltgemeinschaft. Und somit als eine der höchsten Formen des politischen Kompromisses. Doch es gibt eine Reihe wenig bekannter supranationaler Zusammenschlüsse. Deren Handeln wirft mehr als eine Frage auf.

Der jüngste Finanzskandal im Vatikan um den Peterspfennig wirft ein Schlaglicht auf den Einfluss supranationaler Institutionen. Sie höhlen zunehmend die Souveränität der Nationalstaaten aus. Im Vatikan überwacht die Finanzinformationsbehörde AIF die Finanzgeschäfte des Heiligen Stuhls und prüft, ob sie den internationalen Richtlinien über die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung entsprechen.

Im Oktober 2019 rückte das Gendarmeriekorps des Vatikans in die Büroräume der AIF ein. Sie beschlagnahmte Computer und Dokumente. Der Vorwurf: Die AIF habe Missbräuche beim Peterspfennig nicht verfolgt. So seien 200 Mio. Dollar in eine Luxusimmobilie in London investiert worden. AIF-Direktor Tommaso Di Ruzza wurde entlassen. Dazu muss man wissen: Die AIF wurde 2010 von Papst Benedikt XVI. auf Druck der EU gegründet.

Als Bestrafung vom Informationsfluss abgenabelt

Umgehend schloß die Egmont Group of Financial Intelligence Units die AIF und damit den Vatikan aus ihrer Vereinigung aus. Die Begründung: Bei der Hausdurchsuchung der AIF sei es zu einer „Weitergabe von vertraulichen Informationen“ gekommen. Die Egmont Group betrachtet also die Ermittlung des Innenministeriums eines ihrer Mitgliedsländer bei einer ihrer Mitgliedsorganisationen als unzulässigen Eingriff – und bestraft dies mit dem Ausschluss des Landes von allen relevanten Informationen.

Die Egmont Group ist eine Art internationaler Dachverband der Finanzaufsichtsbehörden. Deutschland ist darin beispielsweise mit dem Zollkriminalamt vertreten. Die internationale Vernetzung ist für die nationalen Ermittler wichtig. Allerdings setzt die Egmont Group jährlich ihre eigenständige Agenda. Sie entwickelt eigene Gefährdungsbewertungen, ganz ohne demokratische Kontrolle.

Missachtung nationaler Behörden

Die Reaktion auf die AIF zeigt das Herrschaftsverständnis der Egmont Group. Nationale Behörden haben sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Egmont Group Mitglieder einzumischen.

Das erinnert an den Rauswurf des österreichischen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) aus dem sogenannten Berner Club. Hierbei handelt es sich um eine überstaatliche Vereinigung der Inlandsgeheimdienste der 28 EU-Mitgliedsstaaten sowie der Schweiz und Norwegens. 2018 hatte die Wiener Korruptionsstaatsanwaltschaft mit richterlicher Genehmigung das BVT durchsucht und Dokumente beschlagnahmt. Weil damals vertrauliche Unterlagen an „Unbefugte“, gemeint ist die Wiener Staatsanwaltschaft, gelangt seien, wurde Österreich vom Berner Club suspendiert.

Information als mächtiger Hebel

Die EU-Geheimdienste wollen sich offenbar nicht von nationalen Behörden kontrollieren lassen. Bei Zuwiderhandeln wird sofort der Informationsfluss gekappt. Im Zeitalter des globalen Terrorismus ist das eine harte Strafe. Die Staaten unterwerfen sich deshalb lieber den supranationalen Institutionen, deren Prioritäten von starken internen Playern gesetzt werden. Das geschieht völlig intransparent und ohne Kontrolle. 

Fazit: Die Globalisierung macht internationale Zusammenschlüsse nötig. Die Institutionen entwickeln aber einen autonomen Machtanspruch und entziehen sich der nationalen, demokratischen Kontrolle.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • Geldpolitik bringt Euro-Kurs weiter unter Druck

Zinsschritt der Fed wird immer unwahrscheinlicher

Der Markt spiegelt derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von 20% für eine Zinssenkung im Juni wider. Die Frage in den kommenden Wochen wird sein, ob die Fed überhaupt zwei Zinssenkungen durchführen kann.
  • Fuchs plus
  • Trendwende in China wird greifbar

CNY macht Druck auf EUR

Die Wirtschaftsdaten in China sind durchwachsen. Aber die Währung hat eine klare Richtung eingeschlagen. Der Yuan macht zunehmend Druck auf den Euro. Aktuelle Daten aus dem Reich der Mitte machen eine größere Bewegung des CNY wahrscheinlich.
  • Fuchs plus
  • Taiwans Wirtschaft läuft rund

Wachstum und Inflation ziehen an

Der weltweite Technologiewettlauf ist voll entbrannt. Vor allem mit ihrer Halbleiterkompetenz haben sich Unternehmen wie TSMC ihren Ruf aufgebaut und hohe Wettbewerbshürden etabliert. Das Exportpowerhouse Taiwan bietet für Investoren im Tech-Sektor spannende Möglichkeiten an deren Erfolg und der starken Devise zu partizipieren.
Zum Seitenanfang