Powell hält Phantasie wach
Erst war es EZB-Chef Mario Draghi, gestern legte US-Notenbankchef Jerome Powell nach. Die Fed hielt die Zinssenkungshoffnungen für die Märkte aufrecht. De facto gehen die Händler jetzt davon aus, dass die US-Notenbank am 30./31. Juli die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken wird.
Die Aktienbörsen hat das nur kurz beflügelt. Der Dow sprang passend zur aktuellen Nachrichtenlage kurz an. Allerdings schaffte er auch im dritten Anlauf noch nicht den Sprung über 27.000 Zähler. Dieses Niveau erweist sich damit als ziemlich hartnäckiger Widerstand.
Schwächelnde Indizes
Der deutsche Aktienindex fällt sogar deutlicher hinter den Dow zurück. Damit zeigt der DAX aus unserer Sicht etwas klarer die Richtung für den Sommer an. Die fehlende Stärke des DAX führen wir auf die ziemlich durchwachsenen Unternehmensmeldungen zurück. Immerhin vergeht gerade kein Tag ohne eine Gewinnwarnung eines größeren Unternehmens. Den Anfang machte BASF, es folgten der Getränkeabfüllanlagenhersteller Krones, dann Südzucker. Für den Maschinenhersteller Deutz sieht Berenberg ein schweres Jahr 2020 voraus.
Die Gewinnwarnungen bestätigen, dass die Konjunktur ihren zyklischen Höhepunkt zunächst hinter sich hat. Und der Kursverlauf der betroffenen Aktien zeigt, wie sensibel die Anleger angesichts der weit gestiegenen Kurse sind. Krones verloren schon zur Eröffnung satte 10% und sausten gleich weitere 10% nach unten. Deutz mussten binnen eines Tages 15% Kursverlust verdauen.
Solide US-Konjunktur?
Diese Abstürze einzelner Aktien zeigen, wie groß die fundamentale Fallhöhe wirklich ist. Auch die steil gestiegenen Indizes haben diese Fallhöhe. Allerdings werden die Gesamtmärkte eben noch durch den Ausblick auf wieder sinkende Zinsen am Laufen gehalten. Das allein kann als dauerhafter Kurstreiber aber nicht reichen und wird die Aktien auch nicht auf neue Hochs treiben. Dazu bedarf es schon fundamentaler Entwicklungen, die neue Gewinndynamiken und damit auch Kursphantasien erzeugen.
Interessant wird das Handeln der Fed. Denn einerseits hält sie die Zinssenkungsphantasie aufrecht. Auf der anderen Seite waren die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten ziemlich gut und deuten eher auf eine solide Konjunktur hin. Sollte sich das bestätigen, wäre das fundamental gut für Aktien. Allerdings spräche das auch gegen Zinssenkungen. Es gibt nahe der Kurshochs also auch ein nicht zu verachtendes Enttäuschungspotenzial. Denn der Treiber Zinssenkungen hatte bisher viel größere Wirkung als die fundamentale Konjunkturentwicklung.
Nachlassende Dynamik
Die Börsen scheinen das zu ahnen. Die Aktien tun sich schwer nahe ihrer Jahreshochs, die Dynamik lässt spürbar nach. Der Dow müsste zügig über 27.000 Punkte springen. Dann ist der Weg bis 30.000 frei. Der DAX müsste es erst über 12.700 Zähler schaffen.
Fazit: Wir erwarten eine Sommerflaute. Die Börsen sind kurzfristig ausgereizt. Im Dow könnte es bis 25.800 Punkte, im DAX bis 11.700 Zähler zurück gehen, ohne dass die Aufwärtstrends gefährdet sind. Erst in diesen Regionen kaufen wir neu ein.