WMG: Gewöhnungsbedürftig
Die Wealth Management Group nimmt an keiner Runde im FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe teil.
Die Honoraransätze des Hauses basieren auf einer vom Anlagevermögen abhängigen pauschalen Kommission, sowie einer Gewinnbeteiligung. Auffällig ist, dass die WMG neben den Vorteilen einer Zusammenarbeit mit dem Haus – maßgeschneiderte Anlageempfehlungen, Information über Anlageentscheidungen innerhalb der Gruppe, transparenter Kostenstruktur – auch die Nachteile aufführt: So müsse der Kunde erreichbar sein, um von zeitlich abhängigen Transaktionen profitieren zu können. Aufgrund unterschiedlicher Zeitzonen und Distanzen sei die Zusammenarbeit für Kunden mit Wohnsitz außerhalb Europas ungeeignet. WMG empfiehlt Kunden daher ein Vermögensverwaltungsmandat, um die individuellen Anlageziele „zeitgerecht realisieren zu können“. Die Family Office Division von WMG erstellt auf Wunsch ein konsolidiertes Anlageverzeichnis, welches bis zu fünf verschiedene Anlagedepots auf einem Verzeichnis zusammengefasst ausweist. Dies ermögliche eine Gesamtübersicht über alle Vermögenswerte eines Kunden, aufgeteilt in Anlagekategorien, Währungen, Länder, Depotstellen, etc. Risiken, die in einzelnen Anlageverzeichnissen nicht zum Vorschein kommen, würden bei einer konsolidierten Zusammenfassung ersichtlich. Wie es scheint, ein kleines, aber fokussiertes Haus, dessen Service und Fähigkeiten wir gerne näher kennenlernen möchten.Die Private Banking Prüfinstanz führt bisher ein Monitoring zu fairem Verhalten gegenüber Kunden nur in Deutschland durch. Erfahren Sie mehr über die Vertrauensampel.
Der Kunde und sein Anliegen
Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Sie suchen einen neuen Vermögensverwalter für Ihr bestehendes Depot über 2,5 Mio. Euro. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Sie sind in verschiedenen Branchen unternehmerisch oder als leitende Angestellte tätig oder bereits im Ruhestand. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.Das Beratungserlebnis
Wir haben die Telefonnummer der WMG von deren Webseite. Auf unseren Anruf meldet sich eine männliche Stimme. Sind wir hier richtig sei bei der Wealth Management Group? Ja. Wegen eines Termins sollten wir allerdings mit einem Kollegen sprechen, er könne uns gleich verbinden. Gerne. Dieser stimmt unserem Terminvorschlag gleich zu. Das geht ja reibungslos! Wir erwähnen noch, dass wir Möglichkeit ausloten, eventuell Geld in der Ostschweiz anzulegen. Nachfragen gibt es nicht, auch keinerlei schriftliche Terminbestätigung. Nun ja ...Das Gespräch vor Ort
Die Schmiedgasse befindet sich im Zentrum von St. Gallen in der Fußgängerzone – eine gute Adresse. Parkmöglichkeiten fallen uns nicht ins Auge, wir haben im Telefonat nicht danach gefragt, wurden aber auch nicht darauf hingewiesen. Das Gebäude, in dem die WMG residiert ist ein schönes altes Patrizierhaus, gerade renoviert. Über die Sprechanlage bittet uns der Berater mit dem Lift in den ersten Stock zu fahren. Dort herrscht tiefe Stille. Bis auf unseren Berater ist niemand da. Kein Empfang, nur zwei Büros, die Türen stehen offen. Nun werden wir in das Büro unseres Beraters gebeten. Eine Sitzgarnitur steht hinter einem Tisch in der Ecke. Dort nehmen wir Platz. Über Diskretion müssen wir uns keine Gedanken machen, es ist ja sonst niemand da. Doch halt: Am Ende des Korridors sei noch ein Büro, so erzählt uns der Berater, und das sei besetzt! Nur einmal nehmen wir davon Notiz, als nämlich das Telefon läutet. Unser Berater nimmt nicht ab, der Kollege am Ende des Flurs scheint dies zu übernehmen, denn das Klingeln verstummt.Zwei-Mann-Unternehmen
Der unabhängige Vermögensverwalter WMG, so erfahren wir jetzt, ist ein Zwei-Mann Unternehmen: unser Berater und ein Partner, der gerade in Miami weilt. Er ist nicht nur ein ehemaliger Banker bei der Credit Suisse, sondern auch Mitgründer der Wealth Management Group, die seit 1995 besteht. Er habe sich 2012 von seinem ehemaligen Partner getrennt und dann unseren Berater engagiert. Dieser war selbst 22 Jahre bei Acrevis in St.Gallen und ist jetzt Juniorpartner bei WMG. Er ist sehr engagiert und erzählt uns, dass WMG keine eigenen Produkte habe und daher frei entscheiden könne was für den Kunden gerade das Beste sei. Erfreulich! Man arbeite mit drei Banken in St. Gallen zusammen: Acrevis, Kantonalbank und Credit Suisse. Unsere Vorstellungen zu verwirklichen, meint er, das wäre alles kein Problem: Wir nehmen die Asset Allocation konservativ her und schon haben wir die gewünschten Resultate : 10% Liquidität, 35% Obligationen (Anleihen), 30% Aktien davon 5% Schweiz, Rest Europa), 7,5% Rohstoffe (Edelmetalle).Alles easy
Märkte und Marktentwicklung sieht er eher positiv. Es geht also aufwärts. Bei Anleihen seien zwar nur geringe Renditen zu erwirtschaften, aber das Risiko sei ebenfalls niedrig. Mögliche Risiken seien wiederum durch eine „vernünftige Veranlagung“, im wesentlich die breite Streuung über die Anlageklassen und Wertpapiere, zu reduzieren. Und schon sind wir wieder bei der Asset Allocation konservativ. Bei der Renditeerwartung für die einzelnen Anlageklassen lässt er sich nicht festnageln. Das Verlustrisiko für das Depot könnte bis zu 15% ausfallen – wie lange es dauern würde, das wieder aufzuholen, da will er sich nicht festlegen. Man dürfe da nicht in Panik verfallen. Wie im richtigen Leben geht es an der Börse eben auf und ab. Wie schön .... Unser Depot kopiert er und will es sich noch ansehen und uns dann später das Ergebnis mitteilen. Die Gebühren würden voraussichtlich bei 1,2% pauschal (all in) liegen. Kickbacks würden an uns durchgeleitet. Als Vertretung käme nur sein Partner in Frage – den wir aber leider nicht kennen lernen könnenDie Nachbetreuung
Eine Mail mit unserem Anlagevorschlag kommt bereits vier Tage später. Der Laie betrachtet ihn als ziemlich klar und dezidiert, schnörkellos, doch vermisst man die angesprochene Wunschrendite.Fazit:
Nicht nur das Büroumfeld als Beratungsambiente ist bei WMG gewöhnungsbedürftig. Ein unabhängiger Vermögensverwalter, der aus zwei Personen besteht, die sich gegenseitig vertreten. Die Internetseite macht einen unprofessionellen Eindruck. Verlass ist zumindest auf unseren Berater, er schient sein Handwerk auch zu verstehen, jedoch ist es eher Schmalspur-Beratung. Alles in allem finden wir wenig, was uns zur Aufnahme einer Geschäftsbeziehung verlockt. Die Qualifizierungsampel springt auf Rot.
Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2017“.
Fakten
Wealth Management Group AG
Schmiedgasse 28, CH-9004 St. Gallen
www.wmg-ch.com
Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.