Berliner Sparkasse: Private Banking mit Nachholbedarf
Die Berliner Sparkasse hat im Beratungsgespräch eine im Großen und Ganzen gute Figur gemacht. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest:
„Die Beratungsleistung vor Ort ist vielversprechend, doch dem Gespräch hätte ein Anlagemanager noch gutgetan. Der Anlagevorschlag sagt uns aus Laiensicht nicht besonders zu. Dass wir ihn in gleich zwei Variationen erhalten, ist sicher gut gemeint, aber überzeugt uns nicht. Kurz: Es gibt stellenweise viel Licht, aber auch so hier und da Schatten. Dennoch: Qualifikation erreicht. Wir sind gespannt auf die fachliche Auswertung des Anlagevorschlags."
Bewertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität
In der zugesandten Gesprächszusammenfassung der Sparkasse werden die persönlichen und speziellen Zielsetzungen des Kunden dokumentiert. Der ganzheitliche Ansatz der Sparkasse ist dabei zu erkennen, denn weitere Beratungsfelder werden neben der Vermögensoptimierung diskutiert. Es werden Themen wie Altersvorsorge, Generationsmanagement, Absicherung der Lebensrisiken sowie Immobilienmanagement genannt.
Leider kommt dieses Protokoll erst mit dem Vorschlag, so dass sich die Sparkasse um einen Schritt der Qualitätssicherung bringt, denn mögliche Missverständnisse werden so nicht frühzeitig geklärt. Das Verlustrisiko mit 15 % ist korrekt definiert. Hier ist also alles in Ordnung.
Die Berliner Sparkasse präsentiert zwei Anlagevorschläge.
Die Berliner Sparkasse zeigt nun 2 Anlagevorschläge. Begründet wird dies nicht näher. Der erste Vorschlag »Ertragsdepot 30« sieht so aus: 42% Einzeltitel Renten, 23% Rentenfonds, 20% Aktienfonds, 10% Liquidität, 3,5% Alternative Aktienprodukte, 1,5% Rohstoffe. Die 30 steht für eine maximale Aktienquote von 30%. Dies ist passend, um den tolerierten Maximalverlust von 15% einzuhalten. Dennoch fehlt es an ausreichender Herleitung. Im Vergleich zu vielen Wettbewerbern hängt die Sparkasse auch in ihrer Präsentation zurück. Es sieht sehr nach „Standardware" aus, wenig nach „Private Banking" und Individualität.
Wir sehen, dass eine Mischung von aktiv verwalteten Fondsprodukten und kostengünstigeren ETFs gewählt wird. Alternative Investments wie Absolute Return-Produkte sind ebenso beigemischt. Gold und Silber machen 1,5 % aus.
Anleihen: Auch hier erhält der Kunde eine tabellarische Auflistung der Positionen. Offen bleibt die Frage, warum ausgerechnet die jeweiligen 19 Einzeltitel im Portfolio gelandet sind und weshalb diese gegenüber Fondslösungen präferiert werden.
Die Berliner Sparkasse macht eine Gesamtprognose für das Portfolio
Nun folgt die Gesamtprognose für das Portfolio. Es werden historische Zahlen hochgerechnet. Verdient hätten wir mit dem vorgeschlagenen Portfolio rund 4,70% pro Jahr, wohingegen der Maximalverlust 6,08% betragen hätte. Das Portfolio lag also rückblickend innerhalb der Verlusttoleranz. So erhalten wir ein ungefähres Gefühl über das Verhalten des Portfolios, denn das Krisenjahr 2008 ist enthalten.
Stresstests werden anhand von ausgewählten historischen Szenarien wie die Lehman Krise 2008 oder der Schuldenkrise von 2011 aufgezeigt. Die Darstellung ist gut aufgebaut und leicht nachvollziehbar. Prima. Die beigefügte Value-at-Risk Berechnung ist dagegen weniger verständlich. Eine Hochrechnung für die nächsten Jahre sehen wir nicht, nur in der Fußnote einer Folie den Hinweis, dass bei Aktien in den nächsten drei Jahren 5 % erwartet werden, danach steigt die Renditerwartung wieder auf maximal 8 % an. Bei den Renten wird erstmal von 0,5 % Rendite ausgegangen.
Berliner Sparkasse präsentiert als zweiten Vorschlag ein »Balance-Depot«.
Der zweite Anlagevorschlag Balancedepot stellt auf eine Aktienquote von maximal 50% ab. Das vorgeschlagene Portfolio ist auf der Rentenseite identisch, wohingegen mehr Aktien in Form von Einzeltiteln integriert werden. Viele Erläuterungen fehlen, warum dieser Vorschlag nun in die Diskussion einbezogen werden soll.
Zudem gerät auf den ersten Blick das Verlustziel des Kunden in Gefahr. Ob das auch auf den zweiten Blick so ist, können wir nicht nachvollziehen, auch weil Zahlen in der Grafik mit der künftigen Entwicklung des Portfolios fehlen. Und bei dem Stresstest fehlen konkrete Angaben zum Zeitraum. Wir lesen zwar, dass nur 6,7 % Verlust während Lehmann Krise erzielt wurden. Und dieser Wert wäre sensationell gut, wenn er den ganzen Zeitraum der Finanzkrise beträfe. Doch das glauben wir nicht. Leider fehlt die Zeitraumangabe, um noch mal prüfen zu können, ob die Sparkasse das wirklich so meint. Also haben wir große Zweifel, ob wirklich der gesamte Zeitraum der heftigen Lehmann Krise hier abgebildet wird – oder z. B. nur eine Woche.
Kosten soll diese Leistung All-In 1,25% p.a. zzgl. Umsatzsteuer. Das ist mit Blick auf den Markt und die Leistung eindeutig hochpreisig. Angaben zu den Zusatzkosten, die z. B. aus den aktiv gemanagten Fonds kommen, erhält der Kunde nicht.
Fazit Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Die Sparkasse kann mit ihren beiden Vorschlägen nicht überzeugen. Zu viele Fragen bleiben offen und wichtige Herleitungen und Erläuterungen fehlen. Hier zeigen viele Wettbewerber mehr Klarheit in der Kommunikation und sind kundenorientierter.
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WISSENSWERTES
Berliner Sparkasse, Niederlassung der Landesbank Berlin AG
Alexanderplatz 2,
10178 Berlin
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GESAMTWERTUNG
Während die Berliner Sparkasse in der Transparenz voll überzeugt und im Beratungsgespräch eine sehr ordentliche Leistung vorzeigt, hält sie das Niveau nicht in der Kommunikation ihrer Vermögensstrategie und lässt eindeutig erkennen, wo noch Potenziale (oder Nachholbedarf) sind.