Hier können Sie zwischen der Ansicht für Geschäftskunden und Privatkunden wechseln.
Informationen und qualifizierte Einschätzungen zu Chancen und Risiken
030-288 817-20
Geschäftskunde
Privatkunde
0,00 €
1901
Wie transparent sind die Compliance-Maßnahmen?

Deutsche Post: Go Green? Noch nicht in der Compliance

Die Deutsche Post hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben. Im Bereich Compliance scheint das Thema aber noch nicht voll angekommen zu sein. Um hier die Risiko-Ampel auf Grün zu schalten, fehlt noch einiges an Transparenz.

Der weltgrößte Logistikanbieter war noch nie so profitabel wie heute. Vom Konzerngewinn von 2,78 Mrd. Euro profitierte auch der Chef: Seine Gesamtvergütung von über neun Mio. Euro alarmierte den Bund als Hauptaktionär. Ein neues Vergütungssystem soll die Gehälter künftig begrenzen und Summen von über sechs Mio. Euro in Zukunft verhindern.

Kleinere Dispute mit dem Bundeskartellamt und der Bundesnetzagentur hat die Deutsche Post immer wieder, sie agiert aber bisher weitgehend skandalfrei. Als Logistiker ist ihr Kraftstoff- und Schadstoffausstoß massiv, besonders in der Luftfracht. Umweltstandards in der Lieferkette werden zentral anhand von Kennzahlen gesteuert, aber als Betriebsgeheimnisse behandelt. Mit der populären GoGreen Kampagne (E-Scooter) werden solche Defizite geschickt überspielt. Es fragt sich, ob das Risikoprofil mit der Beschränkung vor allem auf Wettbewerbsrecht und Korruption im Zeitalter der Digitalisierung nicht zu eng dimensioniert ist.

Verhaltenskodex

Ein sehr umfassender Verhaltenskodex, der zudem auf weitere wichtige Richtlinien hinweist. Leider sind die Vorgaben recht abstrakt. Weder konkrete Beispiele noch FAQs verdeutlichen, was genau „korrektes" Verhalten sein soll. Umfangreiche Maßnahmen zur Implementierung sind vorhanden und werden auch angesprochen. Kontaktangaben zu weiteren Fragen sind eher spärlich und beschränken sich auf eine generelle Email am Ende des Dokumentes. Fraglich, ob ein Mitarbeiter so lange durchhält.

Lieferantenkodex

Die Stärken des Kodex sind seine Einbettung in internationale Richtlinien, die gute Abdeckung der üblichen Themen und die Bestimmtheit der Vorschriften („Der Lieferant beschäftigt keine Kinder..."). Dennoch gibt es einige Schwachstellen. Hierzu zählt, dass keine Folgen von Verstößen genannt werden. Hier ist die Deutsche Post zu vage.

Die Formulierung, dass der Lieferant seine eigenen Lieferanten nur „anregen" soll, die Bestimmungen einzuhalten, ist zu schwach genauso wie der Hinweis darauf, dass der Lieferant für seine eigene Lieferkette verantwortlich ist. Ebenfalls sind die Vorgaben hinsichtlich Sublieferanten zu ungenau. Ferner gibt es außer „wir behalten uns das Recht vor, die Einhaltung der Anforderungen des Code of Conduct für Lieferanten nach angemessener Vorankündigung zu überprüfen" keine Hinweise zu Überprüfungen. Hiermit droht der Kodex ein zahnloser Tiger zu werden.

CMS Compliance-Management-System

Positiv ist, dass die relevanten Kriterien angesprochen werden, nachteilig ist, dass die Informationen dazu etwas knapp sind. Zur Strategie sagt die Post knapp: „Der Schwerpunkt liegt auf einem werte- und risikoorientierten Ansatz; das Compliance-Management dient dazu, dass wir uns richtig verhalten und unser Handlungsauftrag gesellschaftlich legitimiert ist." Die kontinuierliche Bewertung des konzernspezifischen Risikoprofils beschränkt sich auf Wettbewerbs- und Kartellrecht, Bestechung und Korruption, Betrug und Unterschlagung. Das Berichtssystem wird erklärt. Auf der Homepage wird das CMS nachvollziehbar beschrieben.

Kommunikation

In Deutschland ist die Post bei den Arbeitsbedingungen für Zusteller Testsieger bei der Stiftung Warentest. Zu einem harten Streik kam es aber 2015, weil die Post neue Beschäftigte schlechter bezahlt in Regionalgesellschaften ausgliedert. In der Kritik stand sie wegen Problemen bei Subunternehmen.

Wenig transparent ist, was da getan wurde. Kontrollen oder Steuerungsgrößen werden nicht offengelegt. Das Umweltschutzprogramm GoGreen wird nachhaltig verfolgt. Bis 2025 hat man sich ambitionierte Teilziele gesetzt. Vom Street Scooter, einem elektrischen Kastenwagen, produziert die Post bereits mehrere Tausend Stück und fährt damit der Autobranche davon. Der Blog „delivering tomorrow" betont etwas einseitig die Chancen der modernen Logistik, liefert aber Einblicke in die Wahrnehmungswelt der Post.

Fazit: GoGreen gilt bei der Deutschen Post bislang nur beim Umwelt-, nicht beim Investorenschutz. Da dominiert aus Compliancesicht noch ganz die Unternehmensfarbe: Gelb.  

Hinweis: Die Untersuchung wurde im Juli 2017 abgeschlossen. Nachträglich veröffentlichte Dokumente wurden nicht systematisch begutachtet. Erläuterungen zur Risikokennzahl, zum Rating und zu den Auswertungskategorien finden Sie hier.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • 100.000 Euro Abfindung verbummelt

Langes Nachdenken kostet Abfindung

Person sitzt vor einem Fragezeichen. Symbolbild Nachdenken. © sesame / Getty Images / iStock
Auf eine Abfindung bei der betriebsbedingten Kündigung hat der Beschäftigte nur dann Anspruch, wenn es ein mit dem Betriebsrat ausgehandelten und unterschrieben Sozialplan gibt. Oft sind Arbeitgeber auch ohne Sozialplan bereit, bei einem Stellenabbau freiwillig zu zahlen. Arbeitnehmer sollten den Bogen nicht überspannen.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2023: Die Kreissparkasse Köln in der Ausschreibung

Die Kreissparkasse Köln lässt einige Wünsche der Wilhelm Weidemann Stiftung außer Acht

© Collage Verlage FUCHSBRIEFE, Grafik: envato elements
In diesem Jahr feiert die Kreissparkasse Köln ihr 100-jähriges Bestehen als ehemalige Zweckverbandssparkasse, die 1923 durch den Zusammenschluss zweier noch deutlich älterer Sparkassen entstand. Sie betreibt aktuell 14 eigene Stiftungen, was sehr lobenswert ist. Welche Expertise sie für fremde Stiftungen bereithält, konnte der Leser allerdings auch nach längerer Suchaktion auf der Website nicht finden. Sicher hält der Anlagevorschlag entsprechende Informationen bereit …
  • Fuchs plus
  • Urlaubstrick funktioniert nicht mehr

Urlaub ist kein Grund für eine Entfristung

Urlaubseintragungen in einem Kalender © nmann77 / stock.adobe.com
Die Zahl der befristeten Arbeitsverhältnisse ist unvermindert hoch: 2021 arbeiteten in Deutschland 4,34 Millionen Menschen in einem befristeten Arbeitsverhältnis. Viele möchten gerne in eine dauerhafte Beschäftigung überwechseln. Einige versuchen es mit dem „Urlaubstrick“; den hat aber jetzt das Bundesarbeitsgericht (BAG) gestoppt.
Neueste Artikel
  • Jugendstiftung sucht neuen Partner

Stiftungsvermögen 2023: Am 08.06. veröffentlichen wir die Ergebnisse

Stiftung Icon Wilhelm Weidemann Jugendstiftung. © Collage Verlage FUCHSBRIEFE, Grafik: envato elements
Die besten Banken und Vermögensverwalter für Stiftungen - auf diese Suche begibt sich jedes Jahr die FUCHS | RICHTER Prüfinstanz. Die Ergebnisse werden bald veröffentlicht.
  • Fuchs plus
  • Mehr Transparenz und Sicherheit, aber auch Kostendruck und weniger Vielfalt

Die Kleinanlegerstrategie der EU und ihre Folgen

Berater im Gespräch. © Pormezz / stock.adobe.com
Die Europäer sparen gern, investieren aber wenig. In Zeiten, in denen es auf dem Konto aber kaum Zinsen zu holen gibt, ist das ein Problem. Die EU will darum Investments mit einer neuen Strategie fördern. Die hat sowohl ihre Sonnen-, als auch ihre Schattenseiten.
  • Fuchs plus
  • Hongkong spiegelt US-Zinspolitik

Hongkong-Dollar liefert positiven Realzins

Hafen von Hongkong. (c) XtravaganT - Fotolia
Hongkong spielt nach wie vor eine bedeutende Rolle als Tor zum Westen für chinesische Waren und Kapital. Auch umgekehrt nutzten viele Unternehmen den Stadtstaat als etabliertes Finanzzentrum um Zugang zum chinesischen Markt zu erhalten. Anleger sollten den Stadtstaat auf dem Zettel haben.
Zum Seitenanfang