Dichtung und Wahrheit
Und die sind gar nicht mal so übel. Statt der Allgemeinplätze, wie man sie häufig lesen muss, werden hier die einzelnen Anlagestrategien – von konservativ über ausgewogen bis wachstumsorientiert – recht anschaulich und mit gut verständlichen Grafiken vorgestellt. Man bekommt auch gleich einen entsprechenden Kontakt mitgeteilt, der einem detailliertere Informationen geben kann.
200 Jahre Familie- und Firmengeschichte
Die Sallfort Privatbank AG entstand 2012 aus der Sallfort AG Basel und der P&P Private Bank AG Zürich. Die Sallfort AG ist 1981 aus dem weltweit führenden Nürnberger Hopfenhandelshaus Joh. Barth & Sohn (Gründungsjahr 1794) hervorgegangen und wird auch nach der Übernahme der P&P Private Bank AG als unabhängiges Schweizer Familienunternehmen von der Familie Barth geführt. Die P&P Private Bank AG war ebenfalls eine unabhängige, auf Vermögensverwaltung und Wealth Management spezialisierte Privatbank.
Die Bank betreut nach eigener Aussage eine anspruchsvolle Kundschaft aus allen Einkommens- und Vermögensklassen. Dabei würden sich der wertvolle Erfahrungsschatz einer über 200-jährigen Familiengeschichte und die neuesten Erkenntnisse modernster Vermögensverwaltung erfolgreich ergänzen. Nun, wir sind auf alle Fälle gespannt, was uns bei der Beratung erwartet.
Der Kunde und sein Anliegen
Dem Kunden sind mit der Flüchtlingskrise Bedenken bezüglich der Stabilität der EU gekommen. Und der BREXIT hat für ihn ganz neue Gefahren aufgezeigt: Die EU könnte auseinanderbrechen. Mittlerweile ist der Kunde soweit, dass er ernsthaft überlegt, (ganz) in ein Land außerhalb der EU zu ziehen oder zumindest dort einen zusätzlichen Wohnsitz zu gründen. Er verfügt über ein Gesamtvermögen von ca. 8.000.000 Euro, davon 4.000.000 in Immobilien. Als laufenden Einnahmen stehen monatlich 10.000 Euro nach Steuern zur Verfügung. Das bisherige Depot ist zu. 100 % in Europa angelegt. Das neue Depot soll nur noch zu 25 % in Europa investiert sein.Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird.
Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent“ verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.
Am Performance-Projekt nimmt die Bank nicht teil. Uns fehlt also ein direkter Einblick in die Vermögensverwaltungskompetenz.
Unsere Frage, ob die Bank Rechtsstreitigkeiten mit Kunden führt, wird nicht beantwortet
Das Beratungserlebnis
Wir erleben ein angenehmes, persönliches Vorgespräch. Es gelingt uns problemlos die Bank zu erreichen und wir werden ebenso schnell zu einem Berater weiterverbunden. Wir erwähnen unser Fremdwährungsanliegen und erfahren, dass die Bank Investments in alle gängigen Währungen sicherstellen könne. Der Berater betont, dass sein Haus international aufgestellt sei und wir entsprechend gut bei ihm aufgehoben seien. Er berichtet noch, dass Anlagen durch den hauseigenen Anlageausschuss abgestimmt würden. Wie schon fast erwartet, erwähnt er die besondere Expertise des Hauses in Sachen Kunst und das Art-Consulting, das angeboten werde. Zudem reißt er kurz die über 200jährige Geschichte der Firma an. Noch heute werden die Geschäfte in 9. Generation von einem Mitglied der Barth-Familie geführt, berichtet er nicht ohne Stolz. Zum Schluss erklärt er uns noch den Weg zur Bank, da sie sich etwas außerhalb Zürichs befindet. Also, der Start ist schon mal gelungen. Der Berater schickt umgehend eine Mail mit der Terminbestätigung.Vor–Ort-Gespräch
Das Gebäude am Zürichsee, tatsächlich etwas abseits am Ende der Tram-Linie 2 gelegen, finden wir ohne Probleme. Es präsentiert sich modern in Glas und Metall. Wir finden einen Klingelknopf und läuten. Danach hören wir eine verzerrte Stimme, die man nicht verstehen kann. Aber die Tür geht auf. Am Empfang im 2. Stock treffen wir auf einen Mitarbeiter, der offensichtlich nicht über unser Kommen informiert ist. Er zieht los und sucht erst einmal einen Beratungsraum.Der etwas überforderte, aber sehr freundliche Mitarbeiter führt uns in den Beratungsraum. Dort bietet er uns Kaffee an. Unser Wunsch nach Milchkaffee verstört ihn sichtlich. Er kann aber offenbar improvisieren und bringt schließlich eine Tasse mit Kaffee und einen Tetrapak-Milch. Dann wartet er geduldig, bis wir unsere Tasse mit Milch aufgefüllt haben und nimmt die Milch sofort wieder mit. Ob er uns Milch aus seinem eigenen Bestand überlassen hat? Der Raum selbst ist klein und spartanisch eingerichtet mit einem Tisch, sechs Stühlen und einem Sideboard. Der Blick über den Zürichsee entschädigt allerdings für andere Unzulänglichkeiten.
Wir als Kunde führen das Gespräch
Damit ist allerdings auch beim besten Willen der positive Teil unseres Kontaktes zur Sallfort Privatbank erschöpft. Jetzt wird’s gruselig. Der Berater erscheint pünktlich, aber ohne ein Wort des Grußes (!), baut einige Unterlagen vor sich auf und schaut uns erwartungsvoll an. Obwohl wir am Telefon ausführlich mit ihm gesprochen haben, müssen wir unser Anliegen nochmals vortragen. Danach von seiner Seite wieder Sendepause. Er stellt weder sich noch die Bank vor.Damit das Gespräch überhaupt in Gang kommt, beginnen wir eine Unterhaltung zum Brexit, zu den US-Wahlen und anderen aktuellen Ereignissen, die die Märkte beeinflussen. Beim Brexit, erfahren wir daraufhin, habe die Bank am Folgetag sofort Aktien gekauft, eine Strategie, die sie bei derartigen Ereignissen stets verfolgt. Man nutze gerne aus, wenn eine allgemeine Unruhe an den Märkten herrsche. Durch den Brexit selbst, erklärt er weiter, sehe er keine Gefahr für den Euro, höchstens durch Nachahmer-Staaten.
Statt Beratung nur Papier
Um die Anlagestrategie der Bank zu erläutern, überreicht uns der Berater die Broschüre „Wie investieren in Aktien?“ Wir überfliegen sie und erfahren, dass die Investments nach vier Kriterien erfolgen: Basisinvestments 35%, Dividendenpapiere 25%, systembasierte Auswahl 25%, Spezialpositionen/ Trading 15%. Wir müssen unzählige Fragen stellen, verstehen die Antworten aber kaum. „Schwyzerdütsch“ sprechen wir nicht, er aber akzentfrei. Als von seiner Seite nichts dazu kommt, wie er unser Geld konkret anzulegen gedenkt, fragen wir nach. Wir wollen wissen, welche Aktien er für uns in Fremdwährungen empfehlen würde. Auch hier kommt kein Rat oder auch nur der Hauch einer Idee. Stattdessen überreicht er uns erneut ein Stück Papier, dieses Mal einen Investmentbericht. Wenig einfallsreich empfiehlt der 27,8% in Euro, 22,3% in US-Dollar und 50,5% in Schweizer Franken. Wir erinnern an unser Telefonat und frage nach weiteren Währungen. Dazu hat der Berater nichts vorbereitet und kann auch nichts Substantielles sagen. Er meint nur, man könne noch dänische und norwegische Kronen beimischen. Und dafür sind wir nach Zürich gereist?Wir versuchen ruhig zu bleiben. Bei Aktien, lässt sich der Berater weiter vernehmen, werden Nestle, Novartis, Roche und Swiss Life präferiert. Und als Sahnehäubchen: indische Fonds. Das wirft uns jetzt nicht direkt um! Da die Broschüre auf eine Anlagesumme von einer Million Euro ausgelegt ist, bitten wir darum, uns das auf vier Millionen hochzurechnen. Bei der Antwort bleibt uns fast die Spucke weg: Wir müssten alles halt nur mit vier multiplizieren! Hallo, da gibt sich aber jemand so richtig Mühe.
Berater trägt nichts zum Gespräch bei
Welcher Goldanteil könnte denn angemessen sein? Eine Frage, die der Berater nicht selbst entwickelt – er sitzt uns teilnahmslos gegenüber – und die wir deshalb stellen müssen. Risiken scheint es bei einer Anlage mit der Sallfort Privatbank nicht zu geben, der Berater spricht das Thema jedenfalls nicht an.Wir betrachten also die Aktienvariante, die er für uns aussucht und stellen fest – wir, nicht er! – dass wir dabei ein Minus machen würden. Daraufhin meint er nur, dass das bei Aktien in nicht so gut Jahren halt so sei. Welches Risiko wir überhaupt eingehen möchten und wie wir überhaupt beim Thema Risiko ticken, interessiert ihn nicht die Bohne.
Warum die uns vorgelegte Variante eine Cash-Position von über 33% ausweist, fragen wir schon gar nicht mehr nach. Wir bitten im Folgenden nur noch darum, einen passenden Anlagevorschlag zu bekommen. Der Berater meint dazu – gebetsmühlenhaft – wir hätten genug Unterlagen, um uns zu entscheiden. Ja, das sehen wir auch so, die Entscheidung fällt in der Tat leicht.
Gebühren:
Auch zu den Gebühren sind die Auskünfte des Beraters mehr als schwammig. Er meint, sie könnten wohl so „um die 1%“ liegen. Das Thema Kickbacks wird gar nicht angesprochen.Nachbetreuung
Die Nachbetreuung schließt sich im Niveau nahtlos an die „Beratungsleistung“ an. Der Berater ruft uns einige Zeit nach dem Gespräch an und spricht auf den Anrufbeantworter, ob wir noch Fragen hätten. Wir senden daraufhin eine Mail mit der Bitte, uns erst einmal einen Anlagevorschlag zu übermitteln. Und jetzt kommt es: Der Berater antwortet unmittelbar, dass es nur Sinn machen würde, individuelle Anlagevorschläge zu erstellen, wenn der Kunde im persönlichen Gespräch konkrete Vorgaben macht. Hallo, denken wir fassungslos, wozu haben wir wohl anderthalb Stunden in der Bank mit ihm verbracht!?Fazit: Komplett vertane Zeit, ärgerlich und unsäglich. Erschütternd, dass es eine solche Fehl-Leistung im Zürcher Bankgewerbe gibt! Uns ist nur noch nicht klar, ob der Berater desinteressiert oder unfähig ist. Oder beides. Unfreundlich ist er allemal. Wir erhalten weder Protokoll noch Anlagevorschlag, stattdessen eine Mail, dass er einen Vorschlag nur nach persönlichen Vorgaben des Kunden nach einem persönlichen Gespräch erstellen könne. Dazu muss nichts weiter gesagt werden.
Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2018“.Wissenswertes:
Sallfort Privatbank AGBellerivestrasse 241, Postfach 8034 Zürich
www.sallfort.com
Da die Sallfort Privatbank die Transparenzfragen nicht beantwortet, müssen wir uns an dieser Stelle mit Informationen von der Website und externen Quellen behelfen. Vielleicht wäre der insgesamt miese Eindruck dadurch noch relativiert worden. So aber verfestigt sich das Gefühl, dass dieser nicht nur am konkreten Berater liegt. Die Sallfort Privatbank AG, erklärt sie auf ihrer Website, verfügt über eine äußerst solide Eigenmittelbasis, welche die bankengesetzlich geforderten Eigenmittel deutlich übertrifft. Dieses gesunde Fundament schaffe nebst der Sicherheit für Kunden auch Spielraum, um in neue, zukunftsträchtige Geschäftsfelder zu investieren. Dabei werde bewusst auf das kommerzielle Kreditgeschäft verzichtet, um das konservative Risikoprofil der Bankbilanz zu erhalten.
Bank bezeichnet sich als qualifizierten Partner
Weiter heißt es hier: „Unsere kompetenten Vermögensverwalter mit langjähriger nationaler und internationaler Erfahrung verwirklichen Ihre persönlichen Anlageziele. Dabei folgen sie klaren Strukturen, nutzen alle Vorteile der modernen Technik und informieren Sie immer transparent.“ Ha, ha – man könnte Schmunzeln über diese Äußerung angesichts der geschilderten Fehlleistung, die wir erleben, wenn die Sache nicht eigentlich traurig wäre.
Die Sallfort Privatbank AG vertreibt keine hauseigenen Anlageprodukte und bezeichnet sich deshalb als qualifizierter Partner für eine unabhängige Anlageberatung ohne Interessenskonflikt. Unter den Investitionsmöglichkeiten wählt sie neutral, unbeeinflusst und kostensensitiv diejenigen aus, die dem Kunden am besten dienen. Auch das könnten wir nur kommentieren, wenn wir einen Vorschlag bekommen hätten.
Die Bank verfügt über eine schlanke Organisationsstruktur und pflegt eine direkte und schnelle Kommunikation. „Was wir mit Ihnen gemeinsam beschlossen haben, wird unverzüglich umgesetzt. Sie wissen über unsere Aktivitäten immer Bescheid.“ Auch das ist ein Witz!
Ein Schwerpunkt der Bank ist Kommunikation
Aufgrund zunehmender Konkurrenz aus dem Ausland und der insgesamt sinkenden Bedeutung der Schweiz als Bankenstandort hat die Bank den Schluss gezogen, dass neue Ansätze gefunden werden müssen. Unter anderem wurde bereits 2016 das Asset Management neu aufgestellt. Unter dem neuen CIO Thomas Pfefferle entstand ein Team von Anlagespezialisten, die mit technischen Systemen Märkte und Investitionsmöglichkeiten analysieren und entsprechende Empfehlungen entwickeln.
Beruhend auf diesem Ansatz legt das Unternehmen Anlagefonds auf, die neben den Sallfort-Privatkunden nun auch institutionellen Anlegern in der Schweiz und bald auch in ganz Europa offenstehen. Die lange Referenzliste aus den Venture Capital Club-Deals von Sallfort komplettiert dieses Angebot.
Eine weitere Säule der Strategie ist der Bereich Kommunikation, berichtet die Bank weiter. „Jede Privatbank macht ihr Golfturnier, Wine & Dine und nette Kundenabende. Das ist nicht unser Ansatz“, sagt Hauptaktionär und Vorsitzender der Geschäftsleitung Johannes T. Barth in einem Interview mit dem Schweizer Wirtschaftsmagazin finews.ch. „Wir wollen mit jedem Kundenkontakt nicht nur den verbindlichen Privatbankier geben, sondern immer auch Kompetenz vermitteln.“ Kundenevents müssten immer auch Marktkompetenz vermitteln, wie etwa Diskussionen über den Kunstmarkt mit Experten wie Fausto de Lorenzo oder die hauseigene Finanzkonferenz „Sallfort on the Alps“, bei der sich 100 Sallfort-Investoren treffen, um sich mit Gründern und CEOs aus der Venture-Capital-Szene aus dem Silicon Valley und London auszutauschen. Marktkompetenz sollte aber auch in der Beratung von Kunden zum Tragen kommen, die vier Millionen Euro anlegen wollen. Sollte man zumindest denken.
Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.