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Erste Bank Österreich, Beratungsgespräch Bankentest TOPs 2018, Qualifikation

Erste Bank, (nicht mal) zweite Wahl

Ein Erlebnis der speziellen Art. Zunächst werden wir hofiert, weil man uns mit einem Großkopferten verwechselt. Dann erstellt die Bank aber keinen Anlagevorschlag, weil wir uns weigern, die eigentümlichen Voraussetzungen der Bank zu erfüllen.
Die Erste Private Banking ist eine Abteilung der Großbank Erste Bank Österreich AG. 1819 als Sparkasse nach schottischem Vorbild gegründet, ist es die älteste existierende Bank in Österreich. Die Dachgesellschaft Erste Group Bank AG, zu der weitere Banken in osteuropäischen Ländern gehören, ist die größte Bank Österreichs.
Im Private Banking betreut die Erste etwa 3.400 Kunden. Die Bank sieht sich als nationaler Anbieter für österreichische Kunden. Die Kunden des Erste Private Banking stammen daher zu 96% aus Österreich und nur zu 1% aus Deutschland. 19% der Kunden verfügen über ein Vermögen bis 250.000 EUR, 19% bis 500.000 EUR. Der Hauptanteil im Private Banking – 32% – hat bis zu 1 Mio. EUR, 20% bis 2,5 Mio. EUR, 5% bis 5 Mio. EUR und 5% mehr als 5 Mio. Private Banking-Kunden wird eine breite Leistungspalette geboten. Dazu gehört die Vermögensberatung, Vermögensverwaltung, Stiftungsmanagement, Family Office, Custody Services, Nachfolgeplanung, Immobilienberatung, Cross-Border-Vermögensberatung, Stiftungsveranlagung und Betriebsvermögensveranlagung.
Ab 300.000 EUR werden Kunden individuell ganzheitlich beraten. Dies ist auch die Untergrenze für Private Banking und die Fondsvermögensverwaltung. Ab einer Mio. Euro Vermögen bietet die Bank eine Vermögensverwaltung auf Einzeltitelbasis. Ab fünf Mio. Euro wird Private Wealth Management angeboten.
Ein Berater ist für etwa 120 Kunden zuständig. Das gilt für das Private Banking wie für das Wealth-Management und ist eine im Marktvergleich hohe Zahl. Bei fallenden Märkten wird der Kunde innerhalb von ein bis zwei Werktagen von seinem Kundenbetreuer angesprochen, verspricht die Erste.

Der Kunde und sein Anliegen:

Dem Kunden sind mit der Flüchtlingskrise Bedenken bezüglich der Stabilität der EU gekommen. Und der BREXIT hat für ihn ganz neue Gefahren aufgezeigt: Die EU könnte auseinanderbrechen. Mittlerweile ist der Kunde soweit, dass er ernsthaft überlegt, (ganz) in ein Land außerhalb der EU zu ziehen oder zumindest dort einen zusätzlichen Wohnsitz zu gründen. Er verfügt über ein Gesamtvermögen von ca. 8.000.000 Euro, davon 4.000.000 in Immobilien. Als laufenden Einnahmen stehen monatlich 10.000 Euro nach Steuern zur Verfügung. Das bisherige Depot ist zu. 100 % in Europa angelegt. Das neue Depot soll nur noch zu 25 % in Europa investiert sein.

Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent“ verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel. Die Erste Bank nimmt nicht am FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe teil. Daher haben wir auch keinen tieferen Einblick in ihre Leistungsfähigkeit in der Vermögensverwaltung.

Österreichische Banken unterliegen bislang nicht dem Vertrauens-Monitoring der Private Banking Prüfinstanz. Sie beantwortet aber die Frage, ob sie in den vergangenen drei Jahren in Rechtsstreitigkeiten mit Kunden verwickelt gewesen sei, mit einem Nein.

Das Beratungserlebnis:

Mit der Bank in Kontakt zu kommen, ist gar nicht einfach. Zunächst erreichen wir nur eine Sprachbox, auf der wir Name und Anliegen hinterlassen sollen. Im Ernst? Beim zweiten Kontaktversuch müssen wir uns in der Warteschlange einige Minuten Zeit nehmen. Danach kommen wir zu einem automatischen Antwortsystem, bei dem wir eine Nummer eingeben müssen.
Endlich werden wir zu einer Telefonistin durchgestellt. Allein, sie versteht nicht, was wir wollen. Sie fragt uns, in welche Filiale wir verbunden werden wollen. So haben wir uns das nicht vorgestellt -  in einer Filiale auf einen Kundenberater zu warten, um ihm zu erklären, dass wir vier Mio. Euro anlegen wollen.
Letztlich versteht die Telefonistin, worauf wir hinauswollen. Aber in der Abteilung für Private Banking hebt niemand ab. Der zuständige Berater hat einen Termin bis 12 Uhr. Er will mich danach zurückrufen.
Als er durchklingelt, erzählt er zunächst von der Kompetenz der Ersten Bank. Er will einen Depotauszug haben. Wozu das? Letztlich vereinbaren wir einen Termin und erhalten per Mail die Bestätigung mit Anfahrtsmöglichkeiten.

Vor–Ort-Gespräch

Eine Parkmöglichkeit beim „Erste Campus“, wie das Gelände genannt wird, ist vorhanden. Die freundliche Empfangsdame verwies auf den Kundenberater, der bereits wartete.
Der Berater sagt uns, dass wir anstatt in den vierten in den zwölften Stock fahren werden. Die Vorstandsetage. Dort wird mir der Mantel von einer Empfangsdame abgenommen. Ein Personenschützer fragt, was wir trinken wollen. Schwarztee. Wir werden in ein riesiges Besprechungszimmer gebeten – der Ausblick geht über West-Wien. In dem großen Raum ein großer Besprechungstisch mit zehn Plätzen. Auf dem Tisch Erfrischungen. Wir erläutern zunächst unsere Situation und bitten um Informationen über das Private Banking. Der Berater erklärt, dass man uns in der Bank für den ehemaligen ÖBB-Generaldirektor gleichen Namens gehalten hatte. Wo hätte man uns wohl bedient, wenn man uns gleich für den gehalten hätte, der wir sind? Ein „popliger“ Multimillionär mit bekanntem Nachnamen ...

Gesprächsinhalte und konkrete Beratung

Nachdem der Irrtum ausgeräumt ist, geht es um unsere Vermögensanlage. Dazu erklärt der Kundenberater, dass bei einem Vermögen ab einer halben Mio. Euro ab 1.1.2017 gesetzlich die persönlichen Verhältnisse vor einem Anlagevorschlag verlangt werden. Zu dem Zweck sollen wir in einer Filiale ein Konto eröffnen. Das lehnen wir ab. Er behauptet, dass sei eine gesetzliche Vorgabe. Das ist aber unseres Wissens nach nicht richtig.
Dennoch geht es weiter. Doch den Rest des Gesprächs überlässt der Kundenberater weitgehend einem Anlageexperten aus dem Haus. Dieser macht einige abgewogene Aussagen, ohne damit einen Anlagevorschlag zu skizzieren. Das Anlageverzeichnis zu unserer bisherigen Vermögensverwaltung lobt er. Es seien gute Papiere. Die große Frage sei aber die nach der Rendite nach Steuern, meint er.
Wir fragen nach, welche Informationen die Erste Bank AG haben will, um unser Vermögen zu verwalten. Die geforderten Angaben (Lichtbildausweis, monatliche Einkünfte, Vermögen, monatliche Sparleistung, Verpflichtungen) sind üblicherweise für eine Kreditaufnahme nötig. Doch ein Kredit interessiert und nicht. Offenbar hat sich die Bank verrannt – vielleicht eine Folge der Verwechslung und Namensgleichheit. Das Gespräch beenden wir erfolglos.

Die Nachbetreuung

Noch am Tag des Beratungsgesprächs erhalten wir eine E-Mail. Darin dankt man uns für das Gespräch, man würde sich über eine Mandatserteilung freuen. Die Bank erneuert ihre Forderung: Erst nach Erhalt der Legitimationsdaten ist man bereit, einen Anlagevorschlag auszuarbeiten. Weitere Rückfragen, Einladungen oder weitere Kontakte mit der Bank gibt es nicht.

Der Anlagevorschlag aus Kundensicht

Die Erste Bank AG will uns keinen Anlagevorschlag erstellen, solange wir kein Konto bei der Bank eröffnen.

Gebühren:

Die Erste Bank AG bietet Einzelabrechnung, Pauschalpreismodelle und performanceabhängige Preismodelle. Bei einem Pauschalpreismodell fallen 0,95% vom veranlagten Vermögen jährlich als All-In-Fee an. Die Gebühr ist von der Höhe des verwalteten Vermögens unabhängig. Weitere Kosten kommen auf den Kunden nicht zu.

Fazit:Der Kontakt mit dem Private Banking der Erste Bank AG ist eine seltsame Erfahrung. Es fällt schwer, mit der Bank telefonisch in Kontakt zu kommen. Dann erleben wir ein Erstgespräch mit guten Ansätzen. Doch das eigentliche Beratungsgespräch gerät bizarr. Man hält uns für den ehemaligen ÖBB-Generaldirektor. Daher bittet man uns auf die Vorstandsetage. Nachdem die Verwechslung geklärt ist, geht es um die eigentliche Vermögensanlage. Doch der Kundenberater verlangt, dass wir ein Konto bei der Bank eröffnen, bevor wir ernsthaft über einen Anlagevorschlag reden können. Zusätzlich verlangt die Bank zahlreiche Unterlagen, wie wir sie nach unserer Kenntnis normalerweise nur bei einem Kreditantrag vorlegen müssen. Weil wir uns dem unüblichen Procedere verweigern, erhalten wir keinen Anlagevorschlag. Ein Vorgehen, das wir nur als provinziell bezeichnen können.

Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2018“.

Wissenswertes:

Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG Petersplatz 7, 1010 Wien
www.ersteprivatebanking.at

Die Erste Bank hat ein Rating aller relevanten Ratingagenturen. Standard &Poors vergab das Rating A-, Moody’s Baa1 und Fitch A-. Zu Ende 2016 hatte die Bank 8,6 Mrd. Euro Bankable Assets under Management. An Nettoneugeld kamen im letzten Jahr über 258 Mio. Euro hinzu.
Beim Fremdresearch greift die Erste Bank auf zahlreiche Informations- und Researchanbieter zurück. Dazu gehören Bloomberg, JCF, e-Views, Teledata, Datastream, Factset, Dow Jones Newswires und Erste Sparinvest. Eigenresearch betreibt die Bank in allen gängigen Anlageklassen (Cash, Anleihen, Aktien, Immobilien und Immobilienwertpapiere, Kapitalversicherungen), bei alternativen Anlagen (Strukturprodukte, Rohstoffe, Hedge Fonds, Private Equity, Infrastruktur-Beteiligungen).

Der Anlageprozess

Die Bank verfolgt einen strukturierten Investmentprozess, der auf quantitativen Methoden und makroökonomischen Beurteilungen beruht. Die quantitativen Modelle werden in fundamentale und technische Bewertungsindikatoren unterteilt. Ein einheitlicher Optimierungsprozess liefert homogene, risiko-adjustierte Portfolios. 
Kunden können aus einem breiten Produktangebot wählen. Aktien, Renten, Immobilien, Hedgefonds, Mikrokredite, Zertifikate, ETF – außer geschlossenen Fonds bietet die Bank die gesamte Palette an Anlageprodukten. Daraus wählt die Bank jene, die am besten zum Ertrags- Risikoprofil und zur Risikostreuung des Kunden passen.

Die Produktprüfung durch die Erste Bank

Neue Investmentprodukte werden je nach Produkt hinsichtlich verschiedener Aspekte überprüft. Erster Schritt ist die Prüfung des rechtlichen bzw. administrativen Set Ups (Prospektkontrolle, Hearing mit Emittenten etc.) und des Emittenten. Dann wird die Investmentstory hinterfragt (Plausibilitätskontrolle, Szenario-Technik, Einschätzung der Entwicklung im jeweiligen Segment)
Bei der Substitutionskontrolle geht es darum, ob der Anleger einen Vorteil aus der neuen Anlage ziehen kann und wo Risiken bei der Aufnahme des Produkts liegen.
In der Konkurrenzanalyse stellt sich die Frage, bei welchem Anbieter der Anleger die beste Lösung für das Anlagekapital bekommt.
Beim Portfolio-Building, auch Risiko-Ertrags-Analyse genannt, fragt sich die Bank, in welchem Ausmaß die Aufnahme neuer Produkte generell empfohlen wird. Die neuen Produkte werden laufend beobachtet und neu analysiert. Falls erforderlich, werden Entscheidungen daraufhin revidiert.

Produktfabrik

Die Erste Group AG stellt nahezu alle Anlageprodukte wie Fonds, Anleihen und strukturierte Produkte selbst her. Die Bank spezialisiert sich dabei auf solche Produkte, bei denen sie über Wettbewerbsvorteile verfügt. Dies sind besonders Investmentprodukte mit Bezug zu zentraleuropäischen Ländern, in denen die Erste Group AG besonders stark vertreten ist oder Strategien mit aktiver Wertsicherungskonzepten, wo die Bank ein starkes Team aufgebaut hat.
Die Bankeigenen Produkte werden auf Basis von Kostenfaktoren, Ertrags-, Risikokennzahlen, Liquidität, Informationsversorgung und Stabilität des Managementteams im Vergleich mit anderen Produkten ausgewählt.
In der Vermögensverwaltung beträgt der Anteil eigener Produkte 37%. Ein recht hoher Anteil. Ausgabeaufschläge der hauseigenen Produkte werden an den Kunden weitergegeben. Kickbacks, Retros und Bestandsprovisionen werden im Rahmen der Vermögensverwaltung vierteljährlich vergütet und im Kundenbericht ausgewiesen.

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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