Gut aufgestelltes Portfolio, aber keine Kostentransparenz
Pictet & Cie (Schweiz) hat sich mit dem Beratungsgespräch für die Auswertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität qualifiziert. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest:
Bei Pictet erleben wir im Gespräch Beratung auf hohem Niveau. Wir fühlen uns hervorragend betreut, als Kunde wertgeschätzt, mit unseren individuellen Wünschen gut aufgehoben. Gesprächsatmosphäre und -chemie, Struktur, Zeitrahmen (90 Minuten), verständliche und laienkonforme Erklärungen – all das könnte uns schon zu einer Zusammenarbeit mit Pictet motivieren. Abstriche gibt es – aus Laiensicht – allerdings beim Anlagevorschlag und – aus Kundensicht – beim Preis-Leistungsverhältnis. So sehr uns die Beraterleistung auch überzeugt hat: Den Preis der Vermögensverwaltung empfinden wir als sehr hoch, und gerade nach dem konstruktiven Gespräch sind wir von dem nicht individualisierten Anlagevorschlag, der das Besprochene aus unserer Sicht nicht adäquat abbildet, so enttäuscht, dass wir im Zweifel doch die Selbstverwaltung über eine ETF-Plattform vorziehen würden. Beim Absagegespräch fragt der etwas enttäuscht klingende Berater nach den Gründen unserer Entscheidung, die wir ihm auch genau so nennen.
Bewertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Wir erhalten kein Beratungsprotokoll.
Anlagevorschlag
Pictet ist offensichtlich stolz auf sich und geizt nicht mit Marketing-Statements. “Weltweit eine Referenz in der Vermögensverwaltung dank unabhängig denkender Menschen!” lesen wir gleich auf der ersten Seite. Wir sind gespannt. Und werden schnell ernüchtert, denn wir lesen über uns erst einmal nichts, sondern nur über globale offene Fonds. Eine Herleitung fehlt. Es gibt eine Übersicht über verschiedene Risikoklassen, ohne dass die für uns passende irgendwie kenntlich gemacht wäre. Danach folgt direkt ein Allokationsvorschlag. Ohne dass dies näher begründet wird, sollen wir uns für ein ausgewogenes Portfolio entscheiden.
Investmentansatz
Ein spezialisiertes Team hat die Aufgabe, die Hausmeinung in den Kundenportfolios umzusetzen. Die Portfolios selbst setzen sich aus nach Best-in-Class-Ansatz gewählten Fonds und kollektiven Anlagevehikeln zusammen. Die Konstruktion über Fonds hebt das Haus als Vorteil hervor, da sie für eine hohe Diversifikation und Zugang zu den performancestärksten Anlagen sorge.
Das Haus legt strenge Ausschlusskriterien zugrunde und den Fokus auf bewährte und erfahrene Fondsmanager. Der Best-in-Class-Ansatz gewährleistet, dass hauseigene Produkte in Konkurrenz zum Markt stehen. Pictet-Fonds, so die Ausführungen weiter, würden aber dort eingesetzt, wo sie “spezifische Vorteile” bieten. Das Haus fährt fort, die Vorteile von Fonds herauszustellen: Überdurchschnittliche Qualität und Transparenz (z. B. bei Geldmarktfonds), geringer Tracking Error (z. B. bei Indexfonds).
Finanzinstrumente
Konkret möchte das Haus unser Geld zu 45,2% in Aktien, zu 31,6% in Anleihen, zu 16,7% in Absolute Return und zu 6,1% in Liquidität investieren. Des weiteren gibt es einen Posten “Sonstige”, der 0,4% ausmacht.
Auf der Aktienseite möchte Pictet 15,6% weltweit, bescheiden 3,2% in den USA, 22% in Europa, 2,2% in Japan und weitere 2,2% in Schwellenländern anlegen. Aggregierte Angaben zu Regionen, Branchen oder Kennzahlen erhalten wir nicht.
Rundungsfehler
Bei den Anleihen entfallen 10,6% auf Staatsanleihen, 6,8% auf Unternehmensanleihen, 2,2% auf High Yields, 6,3 % auf Schwellenländer und 5,9% auf Absolute Return im Fixed Income-Bereich. Wer aufgepasst hat, stellt schnell fest, dass die Summe die veranschlagten 31,6% übersteigt, was einem Rundungsfehler geschuldet ist.
Wir sehen in allen Anlageklassen viele hauseigene Fonds, aber auch die Beimischung von ETF.
Portfolioqualität
Das Portfolio ist durch die Fondsausrichtung sehr breit aufgestellt und übertrifft auch die Diversifikation unseres eigenen Portfolios. Daraus ergibt sich eine sehr hohe Portfolioqualität. Europa ist stark übergewichtet, unklar ist, ob dies taktischer Natur ist. Leider bleiben aber die Gesamtkosten intransparent. Ebenfalls zur Skepsis berechtigt das Managerrisiko im Portfolio. Dass solche Zweifel berechtigt sind zeigt sich kurze Zeit später, als ein H20-Fonds negative Schlagzeilen macht. Es gab Zweifel an der Werthaltigkeit einiger Anleihen im Fonds.
Stresstest
Einen wirklichen Stresstest erhalten wir nicht. Dafür sehen wir die kumulierte Performance unserer Strategie im historischen Verlauf. Außerdem gibt es eine Unterwasserkurve, die veranschaulicht, dass ein maximaler Verlust von -10% nie überschritten wurde.
Gebühren
Über die Kosten erfahren wir nichts.
Fazit
Pictet, ein etablierter und bekannter Anbieter, verwirrt mit einem Anlagevorschlag, in dem sich Licht und Schatten die Waage halten. Das Portfolio zählt im Marktvergleich zu den Besseren, gerade, was die außerordentlich hohe Streuung betrifft. Die Intransparenz bei den Gesamtkosten allerdings weckt Zweifel. Wir sehen eher den Verkauf einer vermögensverwaltenden Lösung als die individuellen Lösungen, die wir von anderen Häusern kennen. Pictet ist stolz auf seine Vermögensverwaltung – und lässt doch Individualität und Kundenorientierung fast völlig vermissen? Wir haben deutliche Zweifel an diesem Konzept.
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Adresse
Pictet & Cie (Schweiz)
Freigutstrasse 12
8002 Zürich
Schweiz
Website: https://www.group.pictet/
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