Risikoneigung überhört
Die VP Bank AG hat sich mit dem Beratungsgespräch für die Auswertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität qualifiziert. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest:
Es ist ein ambivalentes Beratungserlebnis bei der VP: Struktur und Freundlichkeit passen, und wir sind von den Möglichkeiten der Bank durchaus überzeugt. Aber offenbar ist unser Anlagebetrag zu niedrig, um das volle Leistungsspektrum der Bank zu erfahren? Wir fühlen uns nur bedingt individuell behandelt. Vor allem unsere Ethik-Kriterien werden nicht ausreichend diskutiert. Der Wunsch nach nachhaltiger Anlage ist aber ein entscheidendes Kriterium für uns, einer Bank den Vorzug vor dem Robo-Advisor zu geben – der an dieser Stelle gar nicht befriedigt. Alles in allem reicht das nur sehr knapp für die Qualifikation zur Auswertung des Anlagevorschlags.
Beratungsprotokoll
Die VP Bank AG sendet uns per Mail eine Gesprächszusammenfassung, die dann auch die Basis für den Anlagevorschlag ist.
Anlagevorschlag
Die VP Bank erläutert, dass sie einen verbindlichen Anlagevorschlag nur erstellen kann, nachdem sie unser Risikoprofil mit Hilfe eines ausführlichen Fragenkatalogs ermittelt hat. Wir erhalten aber dennoch genügend Informationen, damit wir uns ein Bild machen können. Das Thema Nachhaltigkeit nimmt die Bank dabei klar in den Fokus.
Beim Risiko bleibt sie – wie angekündigt – im Vorschlag unkonkret, gibt lediglich an, wir hätten uns für die “Strategie Wachstum” interessiert. Das stimmt so nun nicht ganz, denn auch ohne Fragebogen haben wir unsere Risikoneigung klar angegeben, und die ist doch etwas konservativer, als dass sie mit einem auf Vermögenszuwachs ausgerichteten Portfolio zu vereinbaren wäre. Wir lesen im Vorschlag eine Renditeerwartung von 3,3%. Hier leistet sich die VP Bank einen Fehler, den unverständlicherweise auch mancher Wettbewerber begangen hat: Sie gibt nicht an, ob dieser Wert vor oder nach Kosten gilt. Ohne diese Information ist mit einer Renditeprognose natürlich wenig anzufangen.
Investmentansatz
Beim Investmentansatz konzentriert sich die VP stark auf das Thema Nachhaltigkeit und stellt ihren Best-in-Sector-Ansatz innerhalb der ESG-Selektion vor. Um Nachhaltigkeitsthemen in den Bereichen Ökologie, Soziales und Unternehmensführung Gewicht zu verleihen, will sie nur Unternehmen ins Portfolio holen, die im jeweiligen Sektor führend sind. Sie stützt sich dabei auf auf die siebenstufige Skala des MSCI-ESG-Ratings, die von “AAA” bis “CCC” reicht. Anlagen mit einem ESG-Rating unter “BBB” schließt sie aus dem Anlageuniversum aus. Mit Hilfe des MSCI ESG Impact Monitors beurteilt sie, ob ein Geschäftsmodell zu kontrovers ist. Bei diesem Verfahren werden internationale Konventionen und Abkommen berücksichtigt (zum Beispiel UN Global Compact). Verstoßen Unternehmen gegen diese, werden sie von der Bank mit einem “Red Flag”-Label versehen und ebenfalls ausgeschlossen.
Die VP gibt auch an, die Geschäftsfelder Kernenergie, Kohleförderung, Tabak, Glücksspiel und Waffen ab einem jährlichen Umsatzanteil von über 1% generell aus dem Anlageuniversum auszuschließen – ein relativ marktübliches Nachhaltigkeitsscreening also. Die angewandten Kriterien seien jedoch, so die Bank, nicht absolut und könnten auf Kundenbedürfnisse abgestimmt werden.
Finanzinstrumente
Im konkreten Vorschlag sehen wir eine recht hohe Aktienquote von 65%. Anleihen sind mit 30% vertreten, die restlichen 5% entfallen auf Liquidität. Auf der Aktienseite sind europäische Titel mit 33% klar übergewichtet. Nordamerika ist dagegen nur mit 18%vertreten. Schwellenländer stellen 14%. Es kommen Einzeltitel und ETF zum Einsatz.
Das Anleihe-Portfolio ist hinsichtlich der Ländergewichtung ebenfalls sehr “europalastig”. Zu 20% wird in europäische Anleihen investiert, nur 10% will die Bank in den USA bzw. in auf USD-lautende Bonds investieren.
Portfolioqualität
Gut zu sehen ist der Gedanke, unseren Nachhaltigkeitswunsch möglichst präzise zu berücksichtigen. Wir sehen daher für viele Werte das ESG-Rating, in Buchstaben wie AAA oder BBB ausgedrückt. Hier leistet die Bank gute und transparente Arbeit. Die Diversifikation allerdings ist im Vergleich zu unserem Depot geringer und nur durchschnittlich.
Stresstest
Wir sehen einen historischen Rückblick auf verschiedene Krisen der Vergangenheit und einen Stresstest für ausgewählte Szenarien wie Internetblase oder Finanzmarktkrise. So können wir den historische Verluste des Portfolios gut erkennen. Die Darstellungen sind gut nachvollziehbar, aber recht standardisiert. Begriffe wie “Ausgewogen” und “Wachstum” als Strategiebeschreibungen dominieren. Und auch die Laienverständlichkeit bleibt teilweise auf der Strecke. Dafür sehen wir aber klar: Der maximale Verlust lag für unser Portfolio bei 36%. Das verfehlt unser klar benanntes Risikoziel, das die Bank aber leider nicht dokumentiert hat.
Gebühren
Als Honorar veranschlagt die VP Bank 1,2% All in-fee.
Fazit
Die VP Bank geht ausdrücklich und gut auf unseren Wunsch nach einer nachhaltigen Geldanlage ein. Unsere Gesamtsituation hat sie anfangs auch korrekt und ausführlich erfasst. Doch die vielen Grafiken und Zahlen gehen zu Lasten der Individualität, und im Marktvergleich bleibt die Bank beim Thema Risikobetrachtung hinter dem Wettbewerb zurück. Wir haben ja konkrete Vorstellungen formuliert. Der Rückzug auf Pakete von der Stange hindert die VP hier, überzeugender zu sein. Uns dann als “wachstumsorientiert” einzustufen, führt zu einem für unsere Wünsche wohl zu risikoorientierten Portfolio. Unterm Strich sehen wir eine Leistung mit Licht und Schatten, die am Ende weder im Vergleich mit anderen “Liechtensteinern” noch mit dem gesamten Wettbewerb ganz überzeugen kann.
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Adresse
VP Bank AG
Aeulestrasse 6
9490 Vaduz
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Website: https://www.vpbank.com/de
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