Bei der Semper Constantia ist noch Luft nach oben
32 Jahre hat die Semper Constantia, die ewig Beständige, „auf dem Buckel", doch ganz so beständig, wie es der Name sagt, ging es in der Firmengeschichte dann doch nicht zu: 2008 kam sie in der Finanzkrise in Nöte, musste von einem österreichischen Bankenkonsortium mit staatlicher Unterstützung gerettet werden. 2012 stiegen vermögende Industriemanager ein; seit Ende letzten Jahres ist die Liechtensteinische Landesbank auf dem weg, alleinige Eigentümerin der Semper Constantia zu werden. Der Abschluss der Transaktion wird im Juli des Jahres 2018 erwartet. Wie heißt es noch? Nur wenn sich alles verändert, kann alles so bleiben wie es ist. Was noch zu beweisen wäre ...
Seit Gründung als Constantia Privatbank im Jahr 1986 war die Betreuung von Stiftungen für das Institut ein Kerngeschäftsfeld. Für Stiftungen erarbeitet es maßgeschneiderte Lösungen für die Vermögensstrukturierung (insbesondere Spezialfonds) sowie die Vermögensanlage und stellt ihr Expertennetzwerk zur Verfügung.
200 Stiftungen, 1 Milliarde Assets
Die Constantia betreut rund 200 Stiftungen mit einem Gesamtvermögen von 1 Mrd. Euro. Knappe 14 Mrd. Euro verwaltet oder verwahrt die Semper Constantia insgesamt. Drei Teams mit zusammen zwölf Mitarbeitern befassen sich schwerpunktmäßig mit der Betreuung von Stiftungen. Die Dienstleistungen umfassen die Strukturierung, die Vertragsgestaltung, das Reporting sowie die laufende Betreuung. Dabei können die Mitarbeiter sowohl auf das Know-how der Rechtsabteilung der Bank als auch auf das Expertennetzwerk zurückgreifen. Die Kapitalanlage wird durch Portfoliomanager in der Tochtergesellschaft Semper Constantia Invest GmbH durchgeführt. Ob dies alles unter dem neuen Eigentümer so Bestand hat, ist allerdings offen.
Der Anlagevorschlag
Die Semper Constantia – inzwischen eine Tochter der Liechtensteinischen Landesbank – trumpft gleich mit etwas technischer Finesse auf: Das Inhaltsverzeichnis in der pdf-Datei beinhaltet Sprungmarken, der Leser spart sich das Scrollen.
Unter „bewährte Lösung für größere Vermögen" beschäftigt sich die Semper Constantia intensiv mit der Auflegung von Fonds, die im Haus oder extern gemanagt werden. Sie betreibt das Fondsgeschäft seit fast 30 Jahren und verwaltet aktuell rund 230 Fonds mit einem Volumen von mehr als EUR 7 Mrd., gibt die Bank bekannt.
„Die Bewahrung des Vermögens steht bei unseren Investmentstrategien an erster Stelle", erläutert die Bank. Risiken von Abwärtsbewegungen einzelner Anlageformen will man durch eine breite Diversifizierung über verschiedene Anlageklassen abfedern. Darüber hinaus zielt die Bank darauf ab, drohende Abwärtsbewegungen bei zyklischen Anlageformen zu antizipieren, um durch umgehenden Abbau Verluste zu vermeiden – eine anspruchsvolle Aufgabenstellung.
In Marktphasen, die durch deutliche Abweichungen einzelner Anlageklassen vom fairen Wert charakterisiert sind, handle man aktiv, um das Portfolio vor Wertverlusten zu schützen oder um auftauchende Chancen zu nutzen. Investments, von deren Qualität und Werthaltigkeit man nicht überzeugt ist, schließt das Investmentteam „kategorisch aus".
Aktienkompetenz Europa und USA
Bei Aktien besitzt die Semper Constantia nach eigener Aussage Kernkompetenzen in der Selektion von Einzeltiteln in Europa und den USA mit Fokus auf Wachstum und Qualität sowie der Verwaltung von österreichischen Aktien. Im Anleihensegment liegen ihre Kernkompetenzen bei der Zinsrisikosteuerung für Euro- Staatsanleihen sowie der Verwaltung von Hartwährungs-Emerging-Markets-Anleihen. Die Semper Constantia besitzt zudem eine Kernkompetenz bei Immobilien.
Die Investmentpolitik wird vom Investment Committee beschlossen, welchem Asset Allocation Spezialisten und Experten für die einzelnen Anlageklassen angehören. Der Investmentprozess folgt auf der Ebene der Zusammenstellung der Anlagen zum Portfolio (Asset Allocation) einem strikten Top-Down Ansatz mit einer klaren Total-Return-Orientierung. Man will also möglichst immer gewinne erwirtschaften. Die taktische Asset Allocation bestimmt das zumindest einmal im Monat tagende Investment Committee, welches in turbulenten Phasen auch täglich zusammentritt.
Benchmark „klar geschlagen"
Im Jahr 2017 habe man die Mandatsbenchmark klar geschlagen. Grund war, dass die taktische Allokation speziell im Aktien- und Anleihesegment einen deutlichen Mehrwert geliefert hatte. Im Jahr davor Im Jahr 2016 lag man knapp hinter der Mandatsbenchmark, da die Bank in der scharfen Korrektur zu Beginn des Jahres die Aktienquote gekürzt hatte und deshalb von der raschen Erholung ab Mitte Februar nicht im vollem Umfang partizipieren konnte.
Zwei Portfolios im Angebot
Die Semper Constantia schlägt nun zwei Portfolien vor: ein ausgewogenes und ein dynamisches mit 50% bzw. 70% Aktienquote. Bei beiden Varianten sieht man das Investmentziel realer Kapitalerhalt sowie Erzielung von Ausschüttungen als langfristig realistisch an. Die Renditeannahme für Aktien beträgt dabei 7%, für Anleihen (über alle Segmente) 2,1% und die Inflationsannahme 1,75%. „In der dynamischen Variante sollte der Aufbau eines Ergebnispuffers unter Berücksichtigung höherer Schwankungsrisiken langfristig jedoch besser gelingen."
Bei beiden Varianten werden „aus aktueller Sicht" Ausschüttungen in der Höhe von knapp über 76.000 EUR (geschätzt) erzielt. Das entspricht nicht den Zielen der Stiftung. Dies könnte nur dann erreicht werden, so die Semper Constantia, wenn unkorrelierte Alternative Investments und Hoch-Kupon-Anleihen mit sicheren Kursverlusten oder entsprechend niedriger Bonität vermehrt zum Einsatz kämen – wovon die Bank abrät.
Portfolio mit einigen Besonderheiten
Das ausgewogene Portfolio enthält somit 3% Rohstoffe, 15% Absolut Return Strategien, 3% Immobilien, 7% Anleihen flexibel, 8% Emerging Market Anleihen, 11% Unternehmensanleihen, 14% Staatsanleihen, 37% Aktien sowie 3% Barmittel.
Nun listet die Bank die Einzeltitel auf und zieht Resümee: Die Ertragserwartung (p. a.) beträgt 3,88%, die laufende Ausschüttungen (in Prozent des Fondsvolumens), 1,9% und die verwendbaren Erträge (vor etwaigen Steuern, jährlich) 76.044,58 EUR.
Etwas später sieht man das Portfolio in „Stressituationen": In der Russlandkrise 2008 hätte es 14,66% verloren, bei der Lehman-Pleite 9,15%.
Nun gewährt die Bank einen Blick in ihr Reporting und beschriebt die Schnittstelle für eine IT-Anbindung.
Als Gebühr nennt sie 0,7% vom Vermögen zzgl. MwSt.
Bewertung
Die Bank liefert zwei Vorschläge: "Ausgewogen" und "Dynamisch". Die Aktienquoten, die maximal möglich sind, werden auf 50 % bzw. 70 % festgesetzt. Eine nachvollziehbare Herleitung aus den Ausschüttungserfordernissen der Stiftung sehen wir nicht. Eine Ausschüttungsplanung fehlt, die Anlagerichtlinie zeigt lediglich die Spannbreiten der Anlagekategorien. Die Österreicher steuern aktiv ihre Aktienquote als Ergebnis der internen Diskussion des Marktumfelds. Bei den Gewinnern und Verlierern werden keine Einzeltitel, sondern nur Überschriften wie "Währungsabsicherung (USD)" genannt. Damit bleibt das Haus intransparent. Insgesamt bleibt die Bank deutlich hinter den Leistungen und Bewerbungsschreiben vieler Wettbewerber zurück.
2018 (TOPs 2018) | Qualifikation | Zu wenig Substanz | im Shop |
2016 (TOPs 2017) | Beratungsgespräch | Das letzte Quäntchen fehlt bei Semper | im Shop |
2015 (TOPs 2016) | Beratungsgespräch | Ein wenig mehr Engagement, bitte! | im Shop |
2018 | Qualifikation | Bei der Semper Constantia ist noch Luft nach oben | im Shop |
Stiftungsservices und Transparenz
Ein Team arbeitet seit über 5 Jahren unverändert zusammen. Ein weiteres Team verstärkte die Semper Constantia vor 3 Jahren, war allerdings in dieser Zusammensetzung zuvor rd. 7 Jahre bei anderen Instituten tätig. Das dritte Team kam Ende 2015 von der Deutschen Bank Österreich zur Semper Constantia und war dort schon schwerpunktmäßig für Stiftungen tätig.
Das Erfahrungswissen des Hauses ist in den Teams gebündelt, innerhalb derer die Kunden von mehreren Personen gemeinsam betreut werden. Darüber hinaus gibt es einen Ausbildungsplan, im Rahmen dessen Netzwerkpartner exklusiv für laufende Schulungen zu relevanten Themen zur Verfügung stehen.
Das Netzwerk der Bank zum Thema Stiftungen umfasst Experten, die in der Stiftungslehre universitär tätig sind und auch selbst eine Vielzahl von Stiftungsvorstandsmandaten wahrnehmen. Für grenzüberschreitende Fragestellungen greift die Semper Constantia ergänzend auf die Expertise der großen internationalen Steuerberatungskanzleien zurück.
Nachhaltigkeitsexpertise aufgebaut
Das Thema „Nachhaltigkeit" spielt für die Semper Constantia in der Vermögensanlage eine Rolle. In Kooperation mit dem Research Anbieter The Value Group bietet das Haus seinen Kunden ESG-Lösungen im Bereich Aktien, Anleihen und Immobilien an. Der Nachhaltigkeitsfilter wird regelmäßig auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden eingestellt.
Unterstützung erhalten Stiftungen bei der Koordinierung von Bankverbindungen, im Fundraising, es gibt Strategiegespräche und Unterstützung bei Änderungen im Stiftungs- und Steuerrecht durch aktive, zeitnahe Information. In anderen Fragen wie beim Anerkennungsverfahren bei den Behörden, der Auswahl des Stiftungszweckes, der Konzeption einer Stiftungslösung und der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung verweist die Semper Constantia an ihre Netzwerkpartner. Kein Angebot hat die Bank zu Rechnungslegung, Jahresabschluss und Förderverwaltung. Dafür gibt es Hilfe bei der Aufbereitung des Reportings oder Immobilieninvestments.
Eine Mitarbeit in Stiftungsgremien strebt die Semper nicht an, um Interessenkonflikte zu vermieden.
Adresse und Kontakt
Semper Constantia Privatbank AG, Heßgasse 1, 1010 Wien
Ansprechpartner für Stiftungsfragen ist Mag. Thomas Klatzer, Bereichsleiter Private & Institutional Banking. Er ist erreichbar unter Telefon +431-53616-270 oder via E-Mail unter t.klatzer(at)semperconstantia.at
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Fazit
Das Serviceangebot der Semper Constantia ist im marktvergleich zumindest nicht üppig, aber die Bank scheut sich nicht, Auskunft zu geben, das ist positiv. Mit der Vergütung von 0,70 % plus 20 % Umsatzsteuer liegt sie am oberen Rand der Wettbewerber. Alles in allem kann sich die Semper Constantia nicht für den BC qualifizieren.