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Berenberg - Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG | Stiftungsvermögen 2017 | Qualifikationsrunde Angebotsabgabe

Berenberg: Ein solides Angebot, dem der letzte Pep fehlt

Berenberg: Zur Qualifikation hat es nicht gereicht
Das Hamburger Traditionshaus Berenberg bewirbt sich mit einem ansprechenden Vorschlag um die Verwaltung des Anlagevermögens der Thussi Drexler Stiftung. Einige kleine Ungereimtheiten verhindern den Sprung unter die Top 10.

Berenberg - Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG: Neuer Jungfernstieg 20 20354 Hamburg
www.berenbergbank.de

Wie mag es sich wohl anfühlen für eine Privatbank zu arbeiten, die auf eine Geschichte von gut 425 Jahren zurückblickt? Drückt die Last der Verantwortung, die älteste Bank Deutschlands zu sein? Oder passt gerade die Besinnung auf alte Werte gut in unsere durch allzu schnelle Veränderungen geprägte Zeit? Jedoch: Bei aller Kontinuität ist Berenberg der beste Beweis dafür, dass nur Veränderungen fit halten. Sonst hätte es das Hamburger Haus wohl kaum von der Zeit der Reformation bis ins Hier und Jetzt geschafft. Und nicht einfach geschafft, sondern sehr gut sogar. Das sagen auch die 2016er Zahlen und die Erwartungen für 2017. Berenberg befindet sich laut Jahresabschluss weiter auf Wachstumskurs. „Wir wollen 2017 unsere Stellung als Betreuer komplexer Vermögen weiter ausbauen. Dazu werden wir unser Wealth Management und das Asset Management weiter stärken“, gibt Dr. Hans-Walter Peters, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter von Berenberg, die Marschroute vor. Für diese Aufgabe gewann die Bank zu Jahresbeginn Henning Gebhardt als Leiter Wealth and Asset Management. Er wechselt nach über 20 Jahren im Deutsche-Bank-Konzern zu dem Traditionshaus. Wenn das mal kein symbolischer Schritt ist?!

Das Angebot

Rein optisch ist der Anlagevorschlag ein Leckerbissen: Sehr edel, übersichtlich und gut strukturiert kommt er daher. Allerdings ist das Dokument mit 67 Seitne doch sehr umfangreich und dadurch ziemlich schwer verdaulich. Weniger allgemeine Überlegungen wären mehr gewesen. Immerhin geht es dann auf Seite 19 zur Sache. „Mit herkömmlichen Anlageinvestments sind die gewünschten Erträge nicht zu realisieren“, wird der Optimismus der Stiftungsverantwortlichen gleich gedämpft. „Deshalb haben wir die maximale Aktienquote mit 50 Prozent höher gelegt als für Stiftungen üblich ist.“ Aktienanleihen sollen dabei eine besondere Rolle spielen. Das Bankhaus erläutert anhand einer Grafik die Funktionsweise solcher Papiere: Es gibt einen regelmäßigen Zins (ordentlicher Ertrag für die Stiftung). Wenn´s schlecht läuft wird allerdings am Ende der Laufzeit nicht die Anleihe zurückgezahlt, sondern die Aktie, die der Basiswert dieser Anleihe ist, ins Depot geliefert. Chancen und Risiken werden dezidiert erläutert. Dem Wunsch nach Kapitalerhalt soll ein alternatives Investment in Gold dienen. Angesichts negativer Realzinsen und der physischen Nachfrage nach Edelmetallen sieht die Bank hier Potential. Um die Rendite zu sichern, werde man dem Portfolio Fremdwährungen und Spezialsegmente beimischen. Dem Bereich nachhaltiger Investments räumt der Vorschlag viel Raum ein. Der Leser erfährt, dass man im Nachhaltigkeitsbereich mit dem IMUG – Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft der Universität Hannover – zusammenarbeitet. Die Vorteile dieser Kooperation werden ebenso behandelt wie das Herangehen an das Thema Nachhaltigkeit bzw. die Ausschlusskriterien bei Investments. Man agiere seit Jahren mit einer eigenen Stiftungsstrategie im Bereich der Vermögensverwaltung, in der Nachhaltigkeitsaspekte strukturiert und prozessual Beachtung finden, ist zu lesen. Prima! Konkret soll das Stiftungsvermögen von drei Millionen Euro so angelegt werden:
  • 55,2 Prozent Anleihen

  • 40 Prozent Aktien

  • 4 Prozent Alternative Investments

  • 0,8 Prozent Liquidität

Derzeit wird die Liquidität also praktisch voll benötigt, strategisch sollen aber 10 Prozent Liquidität gehalten werden. Erwartet wird eine Rendite von 3,4 Prozent. Ordentliche Erträge werden mit 3,0 Prozent angegeben. Beide Werte korrespondieren nicht ganz. Solche Ungereimtheiten würden in einem Beauty Contest nachgefragt, aber im engen Marktumfeld wird es wohl dafür nicht reichen.

Hinweis: Die Bank Berenberg nahm nicht am Performance-Projekt III (Stiftung) von Dr. Jörg Richter und Verlag FUCHSBRIEFE teil.

Allgemeine Informationen

Größter Wert soll in den kommenden Jahren auf den Ausbau des Wealth Managements und damit auf die Betreuung sehr komplexer Vermögen gelegt werden. Berenberg will dafür außer in Asset Manager Gebhardt in weitere hochkarätige Spezialisten investieren und ein umfassendes Betreuungsangebot vorhalten. „Henning Gebhardt wird sein Team weiter verstärken und Lösungen entwickeln, die dem entsprechen, was der Anleger mit dem Namen Berenberg verbindet“, frohlockt in Sprecher des Hauses. Das Ende 2016 verwaltete Vermögen von 40,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 40,1) soll so in den kommenden Jahren deutlich steigen. Seit 1948 beschäftigt man sich fundiert mit dem Stiftungsmanagement, wie das Haus mitteilt. 28 Mitarbeiter befassen sich regelmäßig damit und halten ihrem Unternehmen im Schnitt sieben Jahre die Treue. Mindestens ein Spezialist je Standort ist der Standard. Daneben gibt es ein Kompetenzzentrum, im dem Stiftungsexperten aus ganz Deutschland mitwirken. Entsprechend könne fachlich fundierte Beratung zu allen Themen des Stiftungsmanagements und Fragen rund um das Stiftungsvermögen angeboten werden, erfahren wir. Immerhin 600 Stiftungen wissen das gegenwärtig zu schätzen und haben Berenberg ein Mandat erteilt. Dabei wird ein Stiftungsvermögen von rund einer Milliarde Euro betreut (Ende 2015).

Fazit: Insgesamt ein durchaus kluger und passabler Vorschlag, die Leistung ist ansprechend und solide. Für die erste Reihe fehlt aber ein wenig Tiefgang. Die Kosten sind mit einer All-in-Fee von knapp 0,9 Prozent (inkl. Umsatzsteuer) eher Mittelmaß.

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