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Sparkasse Köln Bonn, Stiftungsmanagement 2020: Qualifikation

Chaotische Präsentation eines Stiftungsportfolios

Wie schlägt sich die Sparkasse Köln Bonn im Markttest Stiftung? Copyright: verlag Fuchsbriefe
Kein anderes „Angebot“ – das es ausdrücklich nicht ist – im gesamten Testfeld macht dem Kunden so viel Arbeit. Das "KölnBonn Individual-Portfolio: Stiftungen" ist in vielen Punkten interessant für die Weiss-Jänicke-Stiftung. Allerdings werden die Informationen dazu wild über zahlreiche Dokumente verstreut, die nicht einheitlich aufbereitet oder logisch sortiert sind.

Die Sparkasse Köln Bonn gehört zu den Instituten, die den potenziellen Kunden mit einer Menge Material konfrontieren. Durch nicht weniger als neun Einzeldokumente muss sich der Leser auf der Suche nach Informationen arbeiten. Dass so etwas schon beim Anschauen abschreckt – vor allem beim erwähnten knappen Zeitbudget des Entscheiders auf Seiten der Weiss-Jänicke-Stiftung – ist scheinbar noch immer nicht bis zu allen Häusern durchgedrungen. Bevor der Kunde sich überhaupt den Papieren widmen kann, muss er sich zuerst  durch ein drei Seiten langes E-Mail-Antwortschreiben mit ebenfalls nicht weniger als neun Unterpunkten lesen. Die Versuchung, mit Punkt 8 – „Zusammenfassung“ – anzufangen und den Rest zu überlesen, ist groß.

Die Sparkasse kommt immerhin als eines von wenigen Häusern auf die Idee nachzuhaken, ob die Stiftung mit „Kapitalerhalt“ real oder nominal meint. Eine berechtigte Frage. Ebenso erklärt sie bereits zu Anfang, dass man der Stiftung in Sachen Satzung und Anlagerichtlinie gern mit der eigenen Stiftungsexpertise zur Seite stehen werde. Gut!

Ausführliche Einführung in das Unterlagenmaterial

Die Bank gibt weiter an, die hauseigene Vermögensverwaltung vorzustellen, die auf Stiftungen mit einer zulässigen Aktienquote von 30% mit Ausschüttungsorientierung ausgerichtet sei. Stolz verweist sie auf die herausragende Bewertung durch Focus Money, die sie anfügt. Das „Individual-Portfolio: Stiftungen“ habe die Ausschüttung ordentlicher Erträge unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien im Fokus. Die Ausschüttungen erfolgten halbjährlich. Die Anlagepolitik des Portfolios sei in der Präsentation und eine aktuelle Fondsdurchsicht in dem „Kundenmappe“ genannten Dokument zu finden. Damit lassen sich immerhin schon drei der neun Anhänge zuordnen.

Zum Thema Nachhaltigkeit verweist die Sparkasse wie viele Wettbewerber auch auf eine fehlende einheitliche Definition und die ESG-Kriterien. Sie selbst berücksichtigt laut eigener Aussage „verantwortungsvolles Investieren“ bei allen Mandaten. Neben dem Ausschluss bestimmter Branchen und Unternehmen mit kontroversen Geschäftspraktiken legt sie das MSCI ESG Research zugrunde und hat sich verpflichtet, ein „überdurchschnittliches“ ESG-Portfoliorating einzuhalten. Auch zum diesem Thema lieg eine separate Broschüre bei – Anhang Nummer vier.

Kostentransparenz gleich zu Anfang

Zum Thema „Kosten“ wird der Kunde bereits im Anschreiben aufgeklärt. Die Gesamtkostenquote (inkl. Transaktionskosten) beläuft sich derzeit auf 1,60% p.a. – das ist im Marktvergleich alles andere als günstig, könnte es aber mit Blick auf das Nachhaltigkeitsthema eventuell wert sein. „Wir reduzieren für Sie den Eintrittspreis von 2,00% auf 0,00% sowie die Servicevergütung von 0,50% auf 0,00%“, versucht die Bank zudem die Kostenpille etwas zu versüßen. Der fünfte Anhang ist eine Kostensimulation zur Vermögensverwaltung für Stiftungen.

Die Sparkasse informiert zudem in separaten Dokumenten über weitere Anlagestrategien mit höheren Aktienquoten und Rohstoffbeimischungen. Abschließend stellt sie noch ein paar berechtigte Fragen: Gibt es in steuerlicher oder bilanzieller Hinsicht Besonderheiten, die zu beachten sind? Ist das derzeitige Wertpapiervermögen für eine neue Anlage liquidierbar? Insgesamt hat sich die lange Lektüre durchaus gelohnt. Bisher vermittelt die Bank jedenfalls den Eindruck, dass sie weiß, wovon sie redet. Die zahlreichen Anhänge sind immerhin klar benannt.

Unübersichtliche Aufbereitung

Das „Zertifikat für das Portfolio Stiftungen der Sparkasse KölnBonn“ vermittelt schon beim ersten visuellen Eindruck, dass seine Urheber keine sonderliche Affinität zum Thema „Layout“ haben. Fehlende Abstände, Ränder und eng beschriebene Seiten machen das Dokument nicht unbedingt übersichtlich.

Die ersten randvollen Seiten sind allein dem Thema „Hinweise zu den Kosten einer Investition in das analysierte Portfolio“ gewidmet und weisen im Rahmen eines Disclaimers deutlich darauf hin, dass es sich um Werbung handelt und nicht um eine Anlageberatung oder -empfehlung. Rendite-Risiko-Profile und Stresstests sowie eine Einstufung in eine Ratingkategorie (A4 = defensiver Vermögensaufbau) sind vorhanden, aber keinerlei Information zum Fonds selbst. Richtig – dafür gibt es ja die Kundenmappe. Die gesuchten Fakten befinden sich also in einem anderen Dokument...

Wichtige Portfolio-Zahlen

Dort findet der Kunde dann auch tatsächlich die gesuchten Informationen zum KölnBonn Individual-Portfolio: Stiftungen. Der Aktienanteil beträgt 19,65%, 61,13% sind Anleihen, 9,02% entfallen auf Alternative Investments, 10,19% sind liquide Mittel. Das ist einmal grafisch und einmal tabellarisch aufgearbeitet. Zudem gibt es eine Benchmark, die sich wie folgt zusammensetzt: 75% iBoxx Eurozone 1-10 TR, 15% EURO STOXX 50 und 10% EZB HAUPTREFINANZIERUNGSSATZ.

Der folgende Performancebericht weist zwischen dem 01.01. und dem 30.09.2019 einen Zuwachs von 6,39% nach Kosten aus. Das ist stattlich und schlägt auch die Benchmark (6,19% für diesen Zeitraum). Die Wertpapierübersicht zeigt auf der Aktienseite Einzeltitel und Fonds, bei den Alternativen Investments einen CAT-Bondfonds und den JPMorgan Global Macro Opportunities-Fonds. Bei den Anleihen sieht der Kunde eine breit gestreute Mischung aus Staats- und Unternehmensanleihen sowie Fonds. Wünschenswert wäre hier noch eine Grafik zur genauen Aufteilung in Prozent, doch die fehlt.

Ungewöhnlich deutlich beim Thema Nachhaltigkeit

Das separate Dokument zur Nachhaltigkeit bezieht sich nicht explizit auf das Stiftungsportfolio. Es umfasst drei Seiten. Auf der ersten erläutert die Sparkasse die ESG-Kriterien und die Tatsache, dass man sich im Haus für die Bewertung einzelner Investments überwiegend der SRI-Methodik von MSCI ESG Research bediene. Auf der zweiten ergänzt sie: „Da eine reine ESG-Betrachtung aus unserer Sicht zu kurz greift, haben wir im Sinne von Ausschlüssen zusätzliche „rote Linien“ gezogen, die nicht überschritten werden dürfen. Demnach ist es für uns nicht verantwortungsvoll a) unmittelbar von steigenden Lebensmittelpreisen zu profitieren, b) unmittelbar in Unternehmen mit geächteten Geschäftsschwerpunkten zu investieren oder c) unmittelbar in Unternehmen mit stark zweifelhaften Geschäftspraktiken (= Kontroversen) zu investieren.“

Interessant: Die Bank nennt Beispiele für diese Negativkriterien beim Namen. Bei den Agrarrohstoffen schließt sie Future-Kontrakte und Derivate aus dem Anlageuniversum aus, bei „geächteten Geschäftsschwerpunkten“ nennt sie nicht nur Branchen, sondern auch Unternehmen: Rheinmetall, Richemont, Heineken, RWE, Imperial Brands. Das gilt auch für die kontroversen Geschäftspraktiken. Hier genießen die BHP Group, Novartis, Royal Dutch Shell und Porsche die zweifelhafte Ehre, es auf die „schwarze Liste“ geschafft zu haben. Auch Investments mit einem „schwachen ESG-Rating“ schließt die Bank aus. Hier nennt sie z.B. Ryanair. Die Billig-Airline geriet bereits mehrfach wegen ihrer schlechten Arbeitsbedingungen in die Schlagzeilen. Damit wird die Bank im Marktvergleich ungewöhnlich deutlich, was Ethik und Nachhaltigkeit betrifft. Sie führt abschließend aus, dass nachhaltiges Anlegen auch das Risikoprofil der Portfolios verbessere, da so genannte Reputationsrisiken vermieden würden und dies keinesfalls im Widerspruch zu attraktiven Ertragschancen stehe. Hier geht die Sparkasse klar über das stereotype Abarbeiten der ESG-Kriterien hinaus.

Rätselhafte Matrix

Das Dokument „Ertragsmatrix“ bezieht sich, anders als das Nachhaltigkeitspapier, konkret auf das Stiftungsportfolio. Es weist u.a. eine Dividendenrendite von 3,70% aus, bleibt aber ansonsten unübersichtlich. Eine Tabelle zeigt die aktuellen Kennzahlen nach Anlageklassen auf, die eigentliche Ertragsmatrix auf Seite zwei ist ohne Erläuterung schlicht und ergreifend nicht nachzuvollziehen – eine definitiv nicht laienkonforme Darstellung.

Das Dokument „Gesamtkostenausweis“ wiederum zeigt die avisierten 1,60% Kosten für den Anlagebetrag von 350.000 Euro. Es handelt sich dabei ausschließlich um Produktkosten.

Zuvor vermisste Informationen in separaten Dokumenten

Die verbleibenden drei Dokumente, die auf den ersten Blick wirkten wie andere Anlagestrategien, entpuppen sich bei genauem Hinsehen als etwas anderes. Zwei davon beziehen sich ebenfalls auf das Portfolio Stiftungen. Das eine ist ein „Produktporträt“, eine Art Steckbrief, in dem viele der Daten, die sich der Leser bis hierhin mühsam aus anderen Unterlagen zusammengeklaubt hat, auf einen Blick zu finden sind. Hier finden sich auch die regionalen Allokationen bzw. die Anleiheallokation nach Anleihetyp und Bonität. Wieso das alles hier und nicht in der eigentlichen Präsentation steht, bleibt ein Rätsel. Auch die Risikokennzahlen, die aus den Grafiken aufgrund von deren Größe und Einheiten schlecht abzulesen waren, sind hier tabellarisch dargestellt: Value at Risk (95% | 1Jahr) 3,91%, Volatilität 12 Monate 2,43% p.a., Volatilität 60 Monate 3,18% p.a.. Zusätzlich zur Performance 2019 ist die Wertentwicklung seit Auflage im April 2012 ausgewiesen: 7,25%. Ach, hätte man doch dieses Dokument zuerst geöffnet!

Ein weiteres separates Blatt zeigt die Ausschüttungsrenditen seit 2014. Es gibt zwei Ausschüttungen pro Jahr, die Renditen schwanken zwischen 0,54% und 1,88%. Nachdem die „missing pieces“ endlich gefunden sind, lesen sich Rendite-, Risiko- und Ausschüttungszahlen gut.

Zahlenverwirrung

Das (vor)letzte Dokument – den ebenfalls vorhandenen FOCUS Money-Report kann man getrost unter „Marketing“ verbuchen und außen vor lassen, es gibt mehr als genug anderes zu lesen – ist eine weitere 26 Seiten umfassende Präsentation zur Vermögensverwaltung und trägt den Untertitel „Ein exklusives Konzept für Stiftungen und Institutionelle Anleger“. Doch auch hier fehlt vor allem Struktur, und es wird weiter Verwirrung beim Kunden erzeugt. Unter „So investieren wir das Vermögen in der Variante KölnBonn Individual-Portfolio: Stiftungen“ sind nun andere Zahlen aufgeführt: Anleihen 69%, Aktien 21%, Alternative Investments 8%, Liquidität 2%. Das ist aber nicht die taktische Allokation – die steht drunter und weist bis zu 100% Anleihen und bis zu 100% Liquidität aus. Unter „Strategisches Portfolio: Nachhaltigkeit“ steht zu lesen, was zu diesem Thema bereits aus dem Anschreiben bekannt ist. Ein Umsetzungsbeispiel fehlt dagegen. Der Rest besteht aus einer – dieses Mal zumindest grafisch besser aufbereiteten – umfassenden Ausführung zum Investmentprozess für jede Anlageklasse sowie zu Risikomanagement und Reporting.

Hinweis: Für den Beauty Contest hat sich die Sparkasse Köln Bonn nicht qualifiziert.

Adresse

Sparkasse KölnBonn
Stiftungsmanagement
Im Mediapark 7
50670 Köln

Website: https://www.sparkasse-koelnbonn.de

Ansprechpartner zum Thema Stiftungen

Telefon: 0221 226-52126
Mailadresse: info@sparkasse-koelnbonn-stiftungen.de

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Das Sichten der Materialmenge verschlingt Zeit und die Lektüre ist ermüdend. Wieso die Sparkasse die Informationen nicht in EIN Dokument packt bleibt unklar. So ist manches doppelt vorhanden, anderes an Orten, wo man nicht danach sucht und wieder anderes unverständlich oder widersprüchlich. Dabei handelt es sich durchaus um ein stiftungsgeeignetes Produkt, das aber – man muss es leider so hart sagen – unfassbar schlecht präsentiert wird. Schade, denn das dürfte einige Interessenten kosten.

Die Sparkasse Köln Bonn liefert der Prüfinstanz ein Wirrwarr an Dokumenten. Vieles ist unstrukturiert, schlecht aufgearbeitet und wird nicht gut präsentiert. Dadurch gehen auch durchaus gute Inhalte unter.

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