Die Dinobank im Test
Die viertgrößte Bank Deutschlands
Die Zahlen, die die viertgrößte Bank Deutschlands vorweisen kann, beeindrucken. 1870 in Hamburg gegründet, hat die Commerzbank heute Standorte in 50 Ländern. Sie finanziert über 30% des deutschen Außenhandels und ist Marktführer in der Mittelstandsfinanzierung. 12,6 Millionen Privat- und Unternehmerkunden werden von 50.000 Mitarbeitern betreut, die 2016 Bruttoerträge von 9,4 Milliarden Euro erwirtschafteten. Die Bundesrepublik Deutschland ist Großaktionär mit Anteilen von 15%.
Stiftungskompetenz kann die Commerzbank seit über 40 Jahren nachweisen. Als „konservativer Portfoliomanager" vertrauen ihr heute 6.000 Stiftungen über 2,5 Milliarden Euro Stiftungsvermögen an. Zwei Teams mit 19 Mitarbeitern befassen sich in der Zentrale schwerpunktmäßig mit der Betreuung von Stiftungen.
An ca. 100 „Wealth-Management-Standorten" in Deutschland berät sie ihre Kunden vor Ort, von der Stiftungsgründung zum Stiftungsmanagement. Die Portfoliomanager aus der Zentrale stehen dabei in engem Austausch mit den Kollegen der lokalen Standorte. Zusätzlich agieren Relationship-Manager mit Stiftungsschwerpunkt als persönliche Ansprechpartner und Multiplikatoren für das Thema in den lokalen Teams.
Mit ihrer Philosophie der Fairness und Kompetenz sucht die Bank „passgenaue und effiziente Lösungen", die an individuellen Anforderungen und Zielen ausgerichtet sind. Dabei stehen die Werte „Kundenverständnis, Branchen- und Marktkompetenz sowie Verlässlichkeit" im Mittelpunkt.
Der Anlagevorschlag
Die Commerzbank stellt nicht nur eine individualisierte Anlagepräsentation für den Kunden zur Verfügung, sondern schickt gleich einen Mustervertrag und ein Musterreporting mit. Der Mustervertrag beinhaltet drei Stiftungsportfolien mit jeweils unterschiedlichen Risiken, Laufzeiten und Ertragsmöglichkeiten.
Die Bank präsentiert sich als „konservativer Portfoliomanager" und „aktiver Risikomanager", der mit eigener Investmentstrategie unabhängige Anlageentscheidungen trifft. Ein langfristiger Ansatz verschafft dem Vermögenserhalt die höchste Priorität. Durch breite Diversifikation (Streuung) über alle Anlageklassen hinweg (Aktien und Renten) werden unsystematische Risiken vermieden und attraktive Opportunitäten ausgenutzt, verspricht die Commerzbank.
Die grundlegenden Anlageziele sind der reale Kapitalerhalt, die Ausschüttung von Erträgen und eine gleichmäßige Vermögensentwicklung. Grundlage für eine optimale Anlagestrategie ist laut Commerzbank ein mehrstufiger Allokationsprozess. Die richtige Gewichtung der Anlageklassen (z.B. Renten und Aktien) wird als entscheidend für den Erfolg der Vermögensanlage angesehen. Sie ist maßgeblich von den Wünschen des Kunden abhängig (Risikobereitschaft und Ertragsziel).
Die Kundenziele im Blick
In dem individuellen Anlagevorschlag geht die Bank auf die angepeilten Ziele ein. 100.000 Euro Ertrag pro Jahr (bei einer Anlage von 4 Millionen Euro) sollen mit der „konservativen Investmentphilosophie für Stiftungen" erzielt werden.
Aufgrund der angegebenen erhöhten Risikobereitschaft verfügt das vorgeschlagene Portfolio über 65% Aktien, deren Anteil von 0% bis 75% schwanken kann. Zum Vergleich: Die drei Stiftungsportfolien aus dem Mustervertrag haben Aktienanteile von jeweils 15-35%. Der Aktienteil soll größtenteils in Europa und den USA investiert werden. Im Anleihebereich (Renten) wird in Staats- und staatsnahe Anleihen, Pfandbriefe und erstrangige Unternehmens- und Finanzanleihen investiert. Diese müssen Investment Grade Rating vorweisen (eine Bewertung von mindestens BBB- der drei großen Ratingagenturen Moody's, S & P und Fitch).
Die taktische Allokation
Das vorgeschlagene Portfolio setzt sich aus 66,4% Aktien, 33,1% Anleihen und 0,5% Liquidität und Stückzinsen zusammen. Für die Aktien erwartet die Commerzbank eine Dividendenrendite von ca. 3,9% (101.500 Euro p.a.), für Anleihen ein Durchschnittskupon von 2,45% (ca. 32.000 Euro p.a.). Damit werde der angestrebte jährliche Ertrag (100.000 Euro) um ca. 1/3 überschritten, erläutert die Bank. Die langfristige Gesamtperformance (Erträge zuzüglich positiver Kursentwicklung) wird bei 5,25% erwartet.
Erzielte Ausschüttungen
Zu den für die Stiftung wichtigen Ausschüttungen in Höhe von 100.000 Euro jährlich heißt es: Der Anleiheanteil verfügt über einen relativ zur Marktrendite hohen Durchschnittskupon in Höhe von ca. 2,45%. Für diesen sind Anleihekurse über pari zu zahlen. Gerechnet mit dem Kupon auf Nominalwert liegt die Zinserwartung für ein volles Jahr bei ca. 32 Tsd. Euro. Für den dividendenoptimierten Aktienanteil wird eine Dividendenrendite von 3,9% p.a. erwartet. Bezogen auf den durch- schnittlichen Aktienanteil von 65% sind dies ca. 101,5 Tsd. Euro. Die zu erwartende Gesamtausschüttung liegt bei ca. 133,5 Tsd. Euro p.a. oder 3,3%.
Die Botschaft hör ich wohl, allein ... mir fehlt der Nachweis. Hier hat der Vorschlag eine große Schwäche, denn eine Ausschüttungsplanung und -herleitung sieht anders aus.
Das Risiko im Portfolio
Um die mit dem Portfolio verbundenen Risiken darzustellen, greift die Commerzbank auf historische Daten zurück. Sie betont, dass Vergangenheitsdaten zwar die Einschätzung erleichtern, aber keine Gewähr für die Zukunft sind. Demnach beträgt das historische Risiko (1988-2017) 10,3% Schwankungsbreite p.a. um den Rendite-Mittelwert.
Maximalverluste in diesem Zeitraum wurden während des Platzens der dotcom-Blase im Jahr 2000 ff. (ca. 35% Wertverlust) und als Folge der globalen Finanzkrise 2008 ff. (ca. 30% Wertverlust) erlitten. In beiden Fällen fand eine Erholung auf das Ausgangsniveau nach spätestens sechs Jahren statt.
Der historische Maximalgewinn geht auf das Konto des Internethypes und betrug 62,7%. Die Bank schlussfolgert: „Je höher die Aktienquote ist, desto länger sollte Ihr Anlagehorizont sein, denn mit längerem Anlagehorizont sinkt die Wahrscheinlichkeit, unter dem Strich einen Verlust zu erleiden." Nun, für eine Stiftung mit „Ewigkeitsgarantie" sollte das kein Problem sein. Der Satz scheint somit aus einer Standardpräsentation für Privatanleger entnommen.
Komplexe Techniken zum Risikomanagement
Um aktives Risikomanagement erfolgreich zu betreiben, werden auf Basis komplexer Risikomanagementtechniken diverse relevante Performance- und Risikokennzahlen berechnet (z. B. Tracking Error, Value at Risk, Beta, etc.). Des Weiteren werden Stresstests und simulationsbasiertes Risiko-Management sowie individuelles Risiko-Controlling durchgeführt.
Das resultierende Risikomanagement der Vermögensverwaltung wurde durch den unabhängigen Marktvergleich von firstfive als „herausragend" bewertet. Ob neben mikroprudenzieller Überwachungen der Anlagen auch makroprudenzielle Bewertungen der Stabilität des gesamten Finanzsystems vorgenommen oder berücksichtigt werden, bleibt unklar.
Als neuer, optionaler Baustein im Risikomanagement bietet die Commerzbank regelbasierte Aktienquotensteuerung an. Mit ihrer Hilfe wird die Aktienquote in Zeiten stark steigender Kurse erhöht und bei negativen Markttrends reduziert.
Die Kosten des Mandats
Bezüglich der Gebühr bietet die Bank zwei Optionen. Mit dem pauschalen Honorarmodell werden 0,65% (zzgl. MwSt.) berechnet. Mit dem transaktionsbedingten Honorarmodell wird ein reduziertes Basishonorar von 0,4% (zzgl. MwSt.) fällig, zu dem Transaktionskomponenten für Käufe und Verkäufe (0,5% für Aktien und 0,25% für Anleihen) sowie Depotverwahrentgeld (0,09% zzgl. MwSt.) hinzukommen. Für ein Portfolio mit ca. 4 Mio. Euro Volumen wären beispielsweise im Jahr 2016 Fremde Spesen/Auslagen in Höhe von 904,40 Euro oder 0,027% angefallen.
Bewertung
Die Commerzbank kann mit ausführlichen Details, Hintergründen und Beispielen in den meisten Bereichen überzeugen. Die Herleitung des empfohlenen Aktienanteils von 65 % ist jedoch nicht nachvollziehbar. Die Quote kann von 0 % bis 75 % schwanken.
Der Fokus liegt auf der Dividendenrendite von 3,9 %, Kupons bei Anleihen sollen 2,45 % Rendite erwirtschaften. Die mittlere Zinssensibilität wird mit einer Duration 5,2 investiert. Was jedoch nicht ausgewiesen wird, ist die effektive Rendite bei Anleihen. Es findet sich lediglich der Hinweis, dass diese niedriger ist als der Kupon.
Das Verlustpotenzial wird deutlich beziffert und betrug beispielsweise durch das Platzen der dotcom-Blase im Jahr 2003 ca. 35%. Gewinner und Verlierer werden gut und detailliert aufgelistet.
Die Bank wirbt mit herausragenden Ergebnissen bei firstfive und erläutert ausführlich ihr Risikomanagement. Tägliche Wertuntergrenzen werden gezeigt. Als optionaler Baustein wird regelbasierte Aktienquotensteuerung vorgestellt und angeboten. Portfoliointerne Kosten werden indikativ ausgewiesen, was noch selten zu sehen ist.
Die Anlagerichtlinie ist allerdings aus Bankensicht formuliert. Die Ausschüttungsplanung ist nicht nachvollziehbar.
Zusammenfassend handelt es sich damit um einen ordentlichen Vorschlag, der sich im Marktdurchschnitt positioniert. An der einen oder anderen Stelle bleiben jedoch offene Fragen. Für die Stiftung könnte die aktive Aktiensteuerung spannend sein.
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Stiftungsservices und Transparenz
Ausführlicher Service
Die Commerzbank bietet ausführliche Services an. So kann auf Wunsch eine Mitarbeit in Stiftungsgremien stattfinden. Die Übernahme eines Mandats kann wie folgt erfolgen: durch die Berufung durch die Bank ("Bankmandat") oder durch die Berufung seitens der Stifter bzw. im Rahmen einer Kooptation durch den Vorstand als sog. "privates Mandat". Die Mandate werden in der Regel ehrenamtlich übernommen. Alle Mandate müssen von einer darauf spezialisierten Abteilung und von den vorgesetzten genehmigt werden. Die Commerzbank verfolgt bei der Übernahme von Mandaten in Stiftungsgremien eine strenge Trennung von Personen zwischen der Kundenverantwortung und den Mandatsaufgaben. So muss z.B. ein Relationship Manager oder ein Anlagemanager die Betreuung der Kontoverbindung abgeben, sobald er ein Mandat auf Seiten des Kunden übernimmt. Ebenso darf kein Stiftungsmanager zeitgleich Vorstand derselben Stiftung sein.
Zusätzlich kann die Geschäftsführung einer Stiftung im Rahmen des Stiftungsmanagements und der jeweils gewählten Dienstleistungen unterstützt werden. Die Commerzbank begleitet die Gremiensitzungen, bereitet Anträge auf, verfasst Zuwendungsbestätigungen und übernimmt den Zahlungsverkehr und die Korrespondenz mit Behörden. Bei der Rechnungslegung steuert sie die laufende Buchführung und erstellt in Zusammenarbeit mit einem renommierten Steuerberater eine professionelle Bilanz. Zudem setzt sie die vom Stiftungsvorstand gefassten Beschlüsse in die Tat um. Bei den Leistungen für Treuhandstiftungen steht die CommerzStiftungsTreuhand GmbH, eine hundertprozentige Tochterunternehmung der Commerzbank für Gründung, für die Betreuung und Verwaltung als Treuhänder von Stiftungsvermögen zur Verfügung. Sie übernimmt die komplette Stiftungsverwaltung und leitet satzungsgemäß einmal im Jahr die Erträge an die von der Stiftung begünstigten Institutionen weiter. Ebenso sorgt sie für die Erstellung der Jahresberichte, durch die der Stifter und auch das Finanzamt die notwendige Transparenz erhalten. Für das Stiftungsmanagement gibt es zwei Optionen: Comfort und Plus. Ersteres richtet sich an kleinere Stiftungen und beinhaltet ein umfängliches Stiftungsmanagement aus einer Hand für alle Belange rund um die Stiftung, sowie Berichtserstellung und Berichtserstellung. Die Plus-Option beinhaltet zusätzlich die Übernahme von Buchungswesen und Jahresabschluss und die Korrespondenz mit den zuständigen Behörden. Außerdem werden die wesentlichen Geschäftstätigkeiten, die Organisation und das Förderwesen übernommen.
Neben dem Engagement der hauseigenen Stiftungen (2,56 Mio. Euro Fördervolumen in 2016) nimmt die Commerzbank regelmäßig an regionalen und überregionalen Stiftungstagen teil. Die Experten der Commerzbank geben hier in Vorträgen Fach- bzw. Praxiswissen weiter. Zudem sind diese regelmäßig mit Gastbeiträgen in der überörtlichen Presse vertreten und auf regionalen Veranstaltungen als Referenten zugegen. Die Weiterbildung der Mitarbeiter bildet einen weiteren Schwerpunkt, hier finden im Rahmen der betrieblichen Weiterbildung Schulungen und Seminare mit Inhaltsschwerpunkten zu allen Facetten der Stiftungsberatung und -betreuung statt. Zusätzlich bietet die Bank Webinare für Kunden und Nichtkunden an und führt Kundenveranstaltungen zum Thema Stiftungen durch.
Die durchschnittliche Verweildauer der Mitarbeiter, die mit der Beratung von Stiftungen betraut sind, beträgt deutlich über 12 Jahre. Somit wird Kontinuität in der Beratung und Betreuung gesichert: Stiftungen behalten ihre festen Ansprechpartner über einen sehr langen Zeitraum hinweg.
Der für das Portfolio geplante Aktienbestand ist breit gestreut und beinhaltet unter anderem Branchen der Energie, Grundstoffe, Industrie und Gesundheit. Die Bank betont jedoch ihre „soziale und ethische Verantwortung", die damit begründet wird, nicht in Agrarrohstoffe zu investieren. Es finden außerdem keine Investitionen in Unternehmen oder Länder statt, die gegen die Ausschlusskriterien verstoßen (was diese beinhalten, bleibt unklar). Mit den "Leitlinien zur unternehmerischen Verantwortung" hat die Commerzbank nach eigenen Angaben den Rahmen für die nachhaltige Ausrichtung der Geschäftstätigkeit geschaffen. Seit 2005 dokumentiert sie die Realisierung ihrer unternehmerischen Verantwortung in Nachhaltigkeitsberichten. Die Bank legt Wert auf Kundenzufriedenheit, Transparenz und Fairness.
Adresse und Kontakt
Commerzbank AG, Nachlass und Stiftungsmanagement, Gallusanlage 7, 60329 Frankfurt am Main
www.wealthmanagement.commerzbank.de
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Fazit
Für die Endausscheidung kann sich die Commerzbank nicht qualifizieren. Die Unterlagen sind detailliert und informationsreich, jedoch bleiben an einigen Stellen ungeklärte Fragen. Es ist insgesamt gesehen ein ordentlicher Vorschlag, der sich im Marktdurchschnitt positioniert.