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2019
Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Ein wenig zu viel des Guten

Wie schlägt sich Berenberg im Markttest Stiftung? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Berenberg gehört zu den ältesten Privatbanken Deutschlands. Respekt, wer sein Haus durch eine solch lange Zeit hindurch erfolgreich geführt hat. Heute bekennt es sich öffentlich zu den Werten nachhaltiger Kapitalanlage. Für die Deutsche Kinderhospizstiftung ein richtiger Ansatz, der auf mehr hoffen lässt.

Der Anlagevorschlag von Berenberg für die Deutsche Kinderhospizstiftung empfängt den gut informierten, aber laienhaften Leser in Person des Stiftungsvorstandes mit einem einseitigen, dichtbedruckten Blatt Papier mit der Aussage, dass es sich bei dem vorliegenden Vorschlag nicht um einen Vorschlag handelt, sondern um eine Marketingmitteilung. Natürlich muss sich die Bank absichern - aber so? Und gleich auf der ersten Seite? Hier lässt man offenbar Vorsicht walten, um sich aus den Fußfesseln der seit 2018 geltenden "Anlegerschutzverordnung" MiFid II zu befreien.

Das darauf folgende Inhaltsverzeichnis hellt die Stimmung etwas auf, weil dies längst nicht in jedem Vorschlag so übersichtlich und mit Seitenangabe erfolgt. Allerdings macht die schiere Menge der Seiten - 73! - diese Verbesserung schnell wieder zunichte. Nun ja, man soll sich ja nicht von Äußerlichkeiten beeindrucken lassen. Also, auf gehts an die Besteigung des Mount Everest der Anlagevorschläge!

Familie ist größter Anteilseigner

430 Jahre alt ist das Haus Berenberg und setzt auf Werte wie Vernunft, Respekt, Weitblick und Wissen, wird der Vorstellung vorausgeschickt. Kurz geht es auf eine Reise durch die lange Geschichte, bevor das Engagement in Sachen Nachhaltigkeit thematisiert wird. Unter anderem ist zu erfahren, dass die Bank zu den Unterzeichnern der UN-Initiative PRI gehört, die die Leitlinien für verantwortungsbewusste Investitionen festschreibt. Das ist gut.

Knapp 1.500 Mitarbeiter beschäftigt die Bank weltweit und verwaltet ein Vermögen von 40,7 Milliarden Euro. Sie ist also nicht nur ein altes Haus, sondern auch ein für deutsche Verhältnisse großes und international aufgestelltes. Dennoch ist die Familie Berenberg mit mehr als 30 Prozent nach wie vor größter Anteilseigner.

Der Aktien-Trichter

Wealth and Asset Management, Investmentbanking und Corporate Banking nennt die Bank als ihre drei großen geschäftlichen Standbeine. Das für Stiftungen zuständige Wealth Management konnte schon viele Auszeichnungen erringen, ist zu erfahren. Unterstützt wird es in Stiftungsfragen vom Kompetenzzentrum Stiftungen & NPOs, dessen Dienstleistungen vorgestellt werden.

Grafisch nett aufbereitet geht es nun an die Erklärung des Investmentprozesses. Beispiel Aktien: Der Trichter, in den oben 1.000 bereits ausgewählte Aktien hineingetan werden und bei dem nach der Analyse von Experten, nach fundamentaler Analyse und schließlich Portfoliokonstruktion noch 50 übrig bleiben, ist sehr gut nachvollziehbar. Das gleiche gilt für die Veranschaulichung des nachhaltigen Investmentprozesses.

Nach 30 Seiten geht es los

Ebenfalls übersichtlich aufbereitet erfährt der Leser die Negativkriterien bei den verschiedenen Anlageklassen. Als Mandant kann man auch selbst noch Prämissen setzen, wird ergänzt. Das ist gut. Auf Seite 31 ist es dann endlich soweit: Hier beginnt der Anlagevorschlag oder besser die “Marketingmitteilung” für die Stiftung. Vorgeschlagen werden 45 Prozent Anleihen, 40,4 Prozent Aktien (maximal 50 Prozent), 6,4 Prozent Alternative Investments (maximal 10 Prozent) und 8,1 Prozent Liquidität.

Damit, ist einige Seiten später zu erfahren, weicht man von den vorgegebenen Anlagerichtlinien bewusst ab: Die höhere Aktienquote von bis zu 50 Prozent soll auch in den kommenden Jahren die Rendite sichern, während Anleihen aufgrund geringer Renditechancen bis höchstens 40 Prozent aufgenommen werden sollten.

Änderungen der Anlagerichtlinie

Zudem wird empfohlen von den starren Ratingvorgaben abzuweichen, um die eingeschränkten Möglichkeiten im Rentenmarkt nutzen zu können. Auch die Fixierung auf 90 Prozent Euro-Anlagen rät man aufzugeben, um sich die Chancen des globalen Marktes zunutze machen zu können.

Danach geht es um die Details für die einzelnen Anlageklassen und dort insbesondere – und das ist auch gut so – die für die Stiftungsarbeit verwendungsfähigen ordentlichen Erträge: also im Wesentlichen Zinserträge bei Anleihen, Dividendenausschüttungen bei Aktien. Die Anleihen sollen einen knapp 20.400 Euro aufbringen, die Aktien knapp unter 20.000 Euro, die Alternativen Investments 0 Euro.

Chancen und Risiken abgewogen

Aufmerksamkeit widmet der Vorschlag auch der Darstellung von Chancen und Risiken der Anlage bei unterschiedlichen Gewichtungen. Bei einer Aufteilung von 10 Prozent Liquidität, 50 Prozent Anleihen, 35 Prozent Aktien und 5 Prozent Alternativen Investments kann mit einer Rendite vor Steuern von 3,0 Prozent p.a. gerechnet werden, das Verlustrisiko liegt bei 11,2 Prozent, die Volatilität bei 5,3 Prozent p.a.

Erhöht man den Aktienanteil auf 50 Prozent sowie die Alternativen Investments auf 10 Prozent und senkt entsprechend die Anleihen auf 40 Prozent und die Liquidität auf 0 würden die Werte 4,0, 14,7 und 6,9 heißen. Mehr Rendite, aber auch höheres Risiko.

Es geht bergauf

Natürlich gibt's auch einen Blick in die Vergangenheit mit den Entwicklungen in den verschiedenen zurückliegenden Krisen. Eine Wertentwicklung eines ähnlichen Portfolios seit 1990 um 513 Prozent soll aber zeigen, dass es - auf lange Sicht - bergauf geht. Das ist nun keine ganz neue und überraschende Information.

An dieser Stelle lehnt sich der Leser leicht ermüdet zurück, doch es folgen weitere Tabellen. Das ist sicher alles interessant und wichtig, aber in der Fülle eindeutig zu viel des Guten. Insgesamt hätte man sich eine Auswahl und eine Führung und Kommentierung gewünscht, um nicht in Details zu ertrinken.

Inkludierte Leistungen

Die Kosten sind mit einer all-on-fee von 0,85 Prozent für ein Stiftungsdepot nicht ganz gering, mit Umsatzsteuer sind es sogar über 1,0 Prozent. Dagegen gerechnet werden muss, dass keine weiteren Kosten wie Depotgebühren anfallen. Produkt- und Fremdwährungskosten können dagegen zusätzlich anfallen.

Zusammengefasst stellt Berenberg schließlich die Leistungen vor, die in einer Vermögensberatung eingeschlossen sind: ein Reporting im gewählten Turnus, Quartalsberichte zur Kapitalmarktsituation, Online-Zugang auf Konten und Depots, Webkonferenzen u.a. Austausch zu aktuellen Themen. Weitere Dienstleistungen werden nicht angekündigt.

Titelauswahl im Anhang

Berenberg empfiehlt, das Vermögenscontrolling der Bank zu nutzen, um eine höchstmögliche Entlastung und eine kontinuierliche Kontrolle hinsichtlich der Verwaltung des Vermögens zu sichern. Im Anhang folgen schließlich die Übersichten über die verwendeten Anlagetitel bei dem empfohlenen Musterdepot. Es handelt sich um 20 Anleihen verschiedener Prägung, 43 Aktien und als Alternative Investments physisches Gold.

Services im Rahmen der Stiftungseinrichtung
Unterstützung
• bei der Auswahl des Stiftungszweckes
• bei der Konzeption einer Stiftungslösung
• bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung
• im Anerkennungsverfahren bei Behörden
Berenberg steht mit einem umfangreichen Netzwerk zur Verfügung und stellt gern Kontakt zu Spezialisten her. Für die Wahl der passenden Stiftungsform hat das Haus den "Berenberg Stiftungsnavigator" entwickelt. Er zeigt die verschiedenen Ausprägungen der deutschen Stiftungslandschaft in Steckbriefen, Fachbeiträgen und Entscheidungslandkarten auf.
Services im Rahmen der Stiftungsbetreuung
• Unterstützung bei der Koordinierung von Bankverbindungen
• Unterstützung bei Fundraising
• Strategiegespräche
• Unterstützung bei Änderungen im Stiftungs- und Steuerrecht (aktive, zeitnahe Information).
• Änderungen im Gemeinnützigkeits- und Steuerrecht werden regelmäßig im Rahmen der Berenberg Stiftungs-Talks und der Fachartikelreihe "Aspekte" beleuchtet.
Services im Rahmen der Stiftungsverwaltung
• Rechnungslegung
• Jahresabschluss
• Förderverwaltung
Hier steht Berenberg mit einem umfangreichen Netzwerk zur Verfügung und stellt gern Kontakt zu einem Spezialisten her.
Mitarbeit in Stiftungsgremien
• Berenberg bietet diese Dienstleistung aufgrund des bestehenden Interessenskonfliktes nicht selbst an, stellt jedoch gern Kontakt zu einem externen Spezialisten her.
Unterstützung der Geschäftsführung der Stiftung
• Berenberg bietet diese Dienstleistung aufgrund des bestehenden Interessenskonfliktes nicht selbst an, stellt jedoch gern Kontakt zu einem externen Spezialisten her.
Angebot von Treuhandstiftungen
Nein.
Weitere Services für Stiftungen
• Die Veranstaltungsreihen Berenberg Stiftungs-Talk und Impact Investing Forum greifen regelmäßig in Hamburg und auch an unseren anderen Standorten für Stiftungen interessante Themen auf. Beispiele für bisherige Veranstaltungen, oft mit externen Referenten: Fundraising, Steuerliche- und rechtliche Rahmenbedingungen für die Anlage von Stiftungsvermögen, Foundation Governance, Konzeptionelles Stiftungsmanagement - von der Rechnungslegung bis zur Öffentlichkeitsarbeit, Einschätzung der aktuellen Kapitalmärkte und Auswirkungen auf die Anlage von Stiftungsvermögen, Nachhaltige Zweckerfüllung - rechtliche Möglichkeiten von Kooperationen und Zusammenlegungen. In diesem Zusammenhang nutzten laut Berenberg in der Vergangenheit mehr als 400 Gäste jährlich diese Plattform zur Informationsbeschaffung und Netzwerkpflege. Darüber hinaus stellt das Haus seinen Kunden mehrmals jährlich stiftungsrelevante Themen in Form eines aspekte-Beitrags zur Verfügung.
Seit wann verfügt Ihr Haus über Stiftungskompetenz?
1948
Wie viele fremde Stiftungen betreuen Sie?
640, betreutes Vermögen 1,05 Milliarden EUR
Haben Sie eine eigene Stiftung?
Berenberg hat seit 1990 die „Berenberg Bank Stiftung von 1990" und unterstützt mit ihr Kulturschaffende und kulturelle Projekte. Ebenso haben die Mitarbeiter eigenständig (und unabhängig von der Bank) die „BerenbergKids-Stiftung" ins Leben gerufen und unterstützen damit sozial benachteiligte sowie bedürftige Kinder und Jugendliche.
Mit welchen Stiftungsaufsichtsbehörden hatten Sie bereits zu tun und kennen deren ggf. spezifische Anforderungen?
Stiftungsaufsichtsbehörden aller 16 Bundesländer
In welchen Niederlassungen haben Sie Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz?
Alle Niederlassungen verfügen über Ansprechpartner mit Know-how in der Betreuung von Stiftungsvermögen und der strategischen Beratung zur Anlage von Stiftungsvermögen.

Adresse

Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG

Neuer Jungfernstieg 20

20354 Hamburg

Website: Berenberg Stiftungsoffice

Ansprechpartner

Le Duy Nguyen

Abteilungsdirektor

Cecilienallee 10

40474 Düsseldorf

0211 540 728 15

leduy.nguyen@berenberg.de

 

Michael Engelhardt

Leiter Wealth Management Süd

Cecilienallee 10

40474 Düsseldorf

0211 540 728 – 19

michael.engelhardt@berenberg.de

Fazit: Der Anlagevorschlag bringt den Leser mit seinen 73 Seiten an die Grenzen seiner Aufnahmefähigkeit. Es verbirgt sich sicher viel Gutes und Richtiges in der Detailfülle, aber es fällt schwer, es herauszufiltern. Es fehlt die Konzentration auf das Wesentliche und die Beachtung der Tatsache, dass der Leser kein Finanzfachmann ist. Eine Einschätzung, ob er mit diesem Vorschlag das Stiftungsvermögen auf den richtigen Weg bringt, fällt daher schwer.

Empfehlung: Im Umfeld von weiteren 40 Wettbewerbern ragt Berenberg somit nicht positiv heraus. Für eine Einladung in die Endrunde reicht das vorgelegte Anlagekonzept nicht aus.

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