Es fehlt auch an Feingefühl

Unterstützung bei Stiftungsgründung, Vermögensverwaltung und Stiftungsmanagement sieht das Oddo BHF Stiftungsoffice als seine Kernkompetenzen an. Das klingt vielversprechend und entspricht dem, was die Stifter sich von einem Finanzpartner wünschen.

Allerdings wird der Leser des Oddo-Vorschlages danach mit derart vielen Zahlen und Tabellen traktiert, die offensichtlich die Leistungsfähigkeit von Oddo BHF Trust dokumentieren sollen, dass ihm fast schwindelig wird: Total Return, Dynamisch Total Return, YTD, 5,00 % JPM Euro Cash 1 Month Index, 80,00 % Barclays Euro Aggregate,1-10 Year Euro, 1,50 % MSCI Emerging Markets, 8,25 % MSCI Europa, (Net Return), 5,25 % MSCI Daily Net Total Return USA EUR – Uff! Hier werden Begriffe verwendet, die dem offenkundig nicht sehr mit der Finanzwelt vertrauten Stifterpaar in den Ohren klingen müssen. Das zeugt nicht gerade von Feingefühl. Zudem sind die Folien aus einer allgemein gehaltenen Präsentation entnommen. Einen persönlichen "Touch" spürt der Stiftungskunde nicht.

Zu viele Detailinformationen

Dagegen erläutert die Bank ihren vierstufigen, durchdachten Investmentprozess, bestehend aus strategischer Assetallokation, taktischer Assetallokation, Selektion und Timing sowie Controlling und Risikomanagement, anschaulich und ansprechend. Bei der Auswahl, wird weiter berichtet, würden fundamentale, monetäre und psychologische Indikatoren zur Bewertung der Assetklassen herangezogen.

Sehr viel Raum wird den Selektionsprozessen von Aktien und Renten gegeben, insgesamt 15 Seiten. Natürlich ist das wichtig, aber es erschlägt jedenfalls den ungeübten Leser komplett. Der hofft nun langsam auf kluge Ratschläge für Stiftungsgründung und -verwaltung. Wann mögen die kommen?

Wenige Informationen zur Stiftungsgründung

Auf Seite 41, "den Den einzigartigen Anforderungen unserer Kunden begegnen wir mit ganzheitlichen, individuellen Konzepten für … Stiftungen.“ von 94 kommt es dann zumindest zu einem Anlagevorschlag. Hier werden nun auch erstmalig die Anforderungen der zu gründenden Stiftung zusammengefasst dargestellt. Ein magerer Absatz beschäftigt sich mit Stiftungssitz und -aufsicht, wobei dabei nichts wirklich erhellt wird. Das gleiche trifft auf Hilfe bei der Stifungssatzung zu. Auch hier einige belanglose Sätze, die in krassem Gegensatz zur Ankündigung stehen, "den einzigartigen Anforderungen unserer Kunden begegnen wir mit ganzheitlichen, individuellen Konzepten für … Stiftungen.“.

Immerhin anderthalb Seiten ist Oddo die Frage nach dem Sinn und Unsinn einer Hybridstiftung wert. Die Bank listet die Vor- und Nachteile von Ewigkeits- und Verbrauchsstiftung auf und kommt zu dem Schluss, dass der Stiftungszweck nach Verbrauch der 1,5 Millionen Euro nicht langfristig finanzierbar ist, da 2 Millionen Euro allein nicht ausreichen, um die jährlichen Ausschüttungen von mindestens 50.000 Euro zu erzielen. Deshalb werde im Anlagevorschlag unterstellt, dass das gesamte liquide Stiftungskapital in Höhe von 3,5 Millionen Euro langfristig zur Anlage zur Verfügung steht. Angeboten wird zudem ein persönliches Gespräch mit den Stiftern. Das ist eine klare und gut nachvollziehbare Position.

Wenige Gedanken zur Anlagerichtlinien

Die Gedanken zur Anlagerichtlinie umfassen immerhin vier Seiten. Man steigert sich also zumindest quantitativ auf dem Weg zur eigentlichen Vermögensstrategie. Oddo postuliert hier bis zu 60 Prozent Aktienanteil, den Renten- und Liquiditätsanteil benennt die Bank nicht konkret. Auch das Thema Nachhaltigkeit handelt sie kurz ab. Da dies keine zentrale Anforderung der Stiftung ist, ist das auch angemessen. Zudem finden sich im Anhang dazu dann noch weitergehende Gedanken.

Die laufende Stiftungsbetreuung nimmt sich Oddo auch noch kurz auf zwei Seiten vor. Im Wesentlichen bietet die Bank externe Unterstützung an. Für eigene Dienstleistungen bietet sie Kostentransparenz an. „Unsere Dienstleistung ist in der Vermögensverwaltungs-Fee inkludiert. Keine doppelte Gebührenstruktur: Beratungskosten entstehen nur dort, wo externe Dienstleistungen eingebunden werden.“

Gut verteilte Titel

Und dann – auf Seite 53 – lässt Oddo das sehen, was die Kernkompetenz der Bank ist: die konkrete Vermögensstrategie. Die mögliche strategische Ausrichtung soll demnach 50 Prozent Aktien und Aktienfonds, 45 Prozent Renten und Rentenfonds sowie 5 Prozent Geld und Währung betragen. Die erwartete Rendite dafür soll bei 4 Prozent p.a. liegen, das historische Risiko p.a. bei 8,3 Prozent und die 1-Jahres-Value at Risk p.a. bei minus 7,3 Prozent.

Im konkreten Vorschlag  liegt der Aktienanteil dann mit 57 Prozent deutlich höher, während der Rentenanteil auf 40 Prozent und der Cash-Anteil auf 3 Prozent geschrumpft sind. Mit knapp 65 Prozent dominiert der Euro-Anteil, 77 Prozent soll in Einzeltitel investiert werden. Die Titel scheinen gut verteilt zu sein. Es wäre allerdings gut gewesen, wenn die Bank die Forderung nach internationaler, diversifizierter Anlage noch einmal explizit aufgegriffen hätte.

Zu wenig auf Ausschüttungen eingegangen

Das wichtige Thema Ausschüttungen findet der Leser auf Seite 64 der Ausarbeitung. Hier wird in dürren Worten mitgeteilt, dass ohne Berücksichtigung von Kursgewinnen auf Sicht eines Jahres laufende Erträge von ca. 2,5  Prozent bzw. 88.500 Euro sowie nach Abzug von Kosten – aber ohne Berücksichtigung der Inflation – für die Vermögensverwaltung inklusive Mehrwertsteuer etwa 1,9 Prozent bzw. 65.600 Euro für Entnahmen zur Verfügung stehen würden.

An Konditionen bietet Oddo eine All in-Fee in Höhe von 0,55 Prozent p.a. plus Mehrwertsteuer an – das ist ein sehr fairer Preis – oder eine perfomanceabhängige Vergütung von 0,45 Prozent p.a. plus Mehrwertsteuer sowie 10 Prozent der Outperformance.

 Das wünschen sich die Stifter ins spe

• Stiftung mit Namen "Money Kids" oder "Money Kings" will für mehr Finanzbildung an Schulen sorge
• 3,5 Millionen Euro liquide Mittel und Jahresmieteinkünfte einer Immobilie in Höhe von 108.000 Euro stehen dafür zur Verfügung
• gewünscht ist ein Anlagekonzept mit erwarteten Ausschüttungen von mindestens 50.000 Euro pro Jahr, dem Vorgehen beim Investieren sowie einer international ausgerichteten und diversifizierten Anlage
• Hilfe bei der Stiftungsgründung und -verwaltung
• Empfehlung, ob eine Ewigkeits- oder Verbrauchs- bzw. Hybridstiftung gegründet werden soll.