Fokus auf Stiftung fehlt
Nach einer freundlichen Begrüßung durch den CIO von Julius Bär Yves Bonzon folgen im Anlagevorschlag des Traditionshauses sofort und ohne Einleitung die nüchternen Fakten des Anlageprozesses. Und zwar in einer wenig leserfreundlichen Form: viel Text, wenig Grafik, kaum Farbe. Dadurch ist das Studium für den Leser – Stiftungsvorstand und gut informierter Laie – zunächst eher Arbeit und kein Vergnügen.
Nachdem kurz das Risikomanagement der Bank gestreift wurde, ist man schon beim Anlagevorschlag. Dabei wolle man Aktien ausgewogen einsetzen nach der Julius Bär-Strategie “Global Excellence”. Die Anleihenseite soll unter Berücksichtigung der Stiftungs-Kriterien gestaltet werden.
Keine Alternativen Investments
Die Aktienseite soll 48,2 Prozent einnehmen, und zwar ausschließlich in Form von Einzelaktien. Dazu kommen 45,2 Prozent Anleihen, vorwiegend als Rentenfonds und ETFs sowie als Unternehmensanleihen. Außerdem behält man 6,7 Prozent Liquidität.
Edelmetalle, Hedgefonds, Immobilien und sonstige Alternative Investments bleiben komplett außen vor. Auf der Aktienseite, ist zu erfahren, werden europäische und internationale Blue-Chip-Werte mit attraktiven Fundamentaldaten und einer hohen Marktkapitalisierung bevorzugt.
Wachstum zählt
Außer auf operative Fundamentaldaten werde das Hauptaugenmerk auf wachstumsstarke Unternehmen gelegt. Die durchschnittliche gewichtete Dividendenausschüttungsrendite der selektierten Einzelaktien beträgt ca. 1 Prozent p.a.
Bei der Selektion der Anleihen werde auf solide Bonitätseinstufungen im Bereich Investment Grade (Mindestrating: BBB-) geachtet. Im Sinne der Diversifikation werden hier aktiv gemanagte Fondslösungen und taktische ETF-Positionen selektiert. Spezialthemen wie Hochzinsanleihen, Absolute Return-Strategien und Emerging Markets werden berücksichtigt. Die durchschnittliche gewichtete laufende Rendite der selektierten Anleihen und Fonds beträgt ca. 1,45 Prozent p.a. bei einer Duration von 6,91 Jahren.
Auswahlprozesse erklärt
Nach Klärung der Schwerpunkte bei der regionalen und der Währungsverteilung sowie der Details zu den verwendeten Aktien und Renten stellt Julius Bär den Auswahlprozess der Titel vor. Bei den Aktien hat das verwendete “Equity Global Excellence Mandat Euro” in den letzten 10 Jahren eine beachtliche Gesamtrendite von 301,7 Prozent erreicht. Die Volatilität betrug 11,5 Prozent, der maximale Wertverlust 15,1 Prozent.
Das Mandat bildet laut Julius Bär ein breites Universum aus 200 erstklassigen Unternehmen ab; darunter führende Unternehmen, solche mit essenziellen Produkten, Firmen mit Marktschranken sowie Plattformen und Netzwerke. Im Aktienbereich dominieren Investments in Euro und US-Dollar.
ESG-Selektion
Das Global Excellence Portfolio habe eine natürliche Neigung zu nicht-kapitalintensiven Unternehmen. Zudem beinhalte der Investitionsprozess ESG-Filter, um die höchste Nachhaltigkeit zu erreichen. Stark umweltbelastende Industrien wie Energie, Rohstoffe oder Versorger würden ausgeschlossen.
Der Auswahlprozess von Unternehmens-, Nachrang- und Fremdwährungsanleihen, so die weitere Erläuterung, würde ähnlichen qualitativen Auswahlkriterien wie die Einzeltitelselektion im Aktienbereich unterliegen.
Eigenes ESG-Screening
In einem extra Abschnitt widmet sich die Präsentation dem Bereich Nachhaltigkeit. Der Auswahlprozess unter Nachhaltigkeits-Gesichtspunkten beginne mit einem hauseigenen ESG-Screening nach definierten Kriterien. Zusätzlich würden Screening-Filter zum Ausschluss von Waffengeschäften, Atomkraft und Unternehmen mit unethischem Verhalten verwendet.
Danach fällt die Entscheidung für das nachhaltige Anlageuniversum, das schließlich in der Identifikation der wirtschaftlichen Stärken der Unternehmen mündet. Darüber hinaus würden Portfolios sich mit spezifischen Ausschlusskriterien individuell gestalten lassen, und zwar anhand eigener Ziele und Werte der Stiftung und/oder kundenspezifischer Ausschlusskriterien.
Zu viele offene Fragen
Anschaulich wird der Prozess mithilfe eines Beispiels für ein ESG-Unternehmensscreening. So zeigt die ESG-Analyse der Firma Schneider Electric SE ein großes Engagement im Umweltschutz.
Damit kommt das Werk zum Ende. So gut wie nichts gefunden hat der Leser zu den Themen Kapitalerhalt, Ausschüttungen, Anlagerichtlinie, Dienstleistungen für Stiftungen und Konditionen. Selbst das Wort “Stiftung” kommt so gut wie nicht vor. Damit fühlt sich der Leser als Stiftungsvorstand nicht wirklich wahrgenommen und verstanden.
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Adresse
Bank Julius Bär Deutschland AG
An der Welle 1
P.O. Box 15 02 52
60062 Frankfurt
Website: www.juliusbaer.com/de/de/vermoegensverwaltung/
Fazit: So überzeugend der eigentliche Vorschlag auch sein mag, Julius Bär geht so gut wie gar nicht auf die Bedürfnisse der Stiftung ein und lässt zu viele Fragen unbeantwortet. Damit geht die Bank am eigentlichen Thema vorbei.
Mit dieser Leistung ist der Einzug in die Endrunde nicht möglich.
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