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Pictet & Cie. Europe | Beauty Contest - Stiftungsvermögen 2016

Gut, aber teuer

Pictet stellt ihr Angebot für die Alfred-Flakowski-Stiftung souverän und kundig vor. Doch beim Preis wird’s heiß.

Pictet & Cie. (Europe) S.A.
Neue Mainzer Str. 1, D – 60311 Frankfurt
www.pictet.com

Pictet tritt mit einem Kundenbetreuer und einem Portfoliomanager den Stiftungsvertretern gegenüber. Beide beschrieben kurz ihre beruflichen Stationen. Ein effizientes Team, das für die Präsentation der Vortragsinhalte völlig ausreicht. Die Stiftung erfährt, dass bei Pictet 20 Mitarbeiter im Geschäftsbereich für Privatkunden „alles in Deutschland abdecken“.
WERTUNGSÜBERSICHT
Anlage-vorschlagPortfolio-qualitätTranspa-
renz
Service-angebotBeauty ContestGesamt
33,89,05,82,716,768,0
max. 45 Punktemax. 15 Punktemax. 15 Punktemax. 5 Punktemax. 20 Punktevon 100 mögl. Punkten
„Wir gehen davon aus, dass wir ein relativ stabiles Wachstum haben werden“, heißt es gleich zu Anfang. Aktien versprächen auf zwei bis drei Jahre ansehnliche Renditen, allerdings mit einem hohen Maß an Schwankungen. Traditionell lege Pictet den Fokus auf Kapitalerhalt. Man sei „nicht die Adresse, die in boomenden Märkten das I-Tüpfelchen setzt“. Vielmehr lege man Wert auf hohe Ausschüttungen in Form von Dividenden und einfache, nachvollziehbare Investitionsmöglichkeiten. Daher setze man keine Zertifikate ein. Auch verzichte die Bank bei Stiftungen auf den Einsatz von Rohstoffen und von Geld, da dies aktuell keinen Zinsertrag erbringe. Das Portfolio soll zu 69,5% aus Anleihen und 28% aus Aktien bestehen, der kleine Rest sei Liquidität. Gut sind zwischengeschobene Erklärungen von Fachbegriffen. Duration wird als „durchschnittliche Kapitalbindung“ übersetzt. Leider wird dieser Ansatz nicht ganz durchgehalten. So sprechen die Pictet – Vertreter von „zwei renommierten Adressen, die im Bereich Total Return interessante Renditen bieten …“ Total Return allerdings erläutern sie nicht weiter. Die erwartete Ausschüttung sei die Ausschüttung nach Kosten – so schreibt es das Stiftungsrecht vor. Sie betrüge bei Aktien 3,8%, bei Anleihen 1,8%. Auf das gesamte Portfolio bezogen läge sie nach Gewichtung der Anlageklassen bei 2,4%. „Damit erreichen wir die Ausschüttungsvorgabe relativ zuversichtlich“.

Vergleichsdepot vorgelegt

Pictet, so heißt es weiter, betreibe eine Werterhaltungsstrategie. Dazu legt die Bank ein vergleichbares Mandat vor. Es hat über zehn Jahre 4,0% pro Jahr eingebracht. Der maximale Verlust lag bei -12,2%, der schlechteste Monat bei -3,8%. Die erwarteten Renditen für europäische Aktien betragen bei Pictet 5,8%, für US-Aktien 6,0%, für hochverzinsliche Anleihen USA und Schwellenländer 8,0%. Den höchsten Ergebnisbeitrag im Portfolio sollen die mit 19,5% gewichteten Aktien Europa bringen. Pictet erwartet eine durchschnittliche Gesamtrendite des Portfolios über fünf Jahre von etwa 3,2%. Die Aktienrendite sei aber eher niedrig angesetzt. Die Ausschüttungsplanung fällt reduziert aus. Laut Portfoliovorschlag komme man auf etwa 2,4% für die kommenden zwölf Monate. Die Vorgabe laute 1% – somit werde die Zielausschüttung „mit dem vorgestellten Portfolio zu erfüllen sein“. Auch das Reporting stellen die Bankvertreter vor. Dieses sei „erweiterbar“. Es gebe einen Onlinezugang mit der Möglichkeit, ein eigenes Reporting zusammen zu stellen. Erläutert würde alles in einem Jahresgespräch. Möglich sei die persönliche Erläuterung, das mündliche Reporting. Dies gehe auch telefonisch.

Gebühr vergleichsweise hoch

Die Gebühr betrage pauschal 0,95% plus MwSt. plus Drittkosten und Währungskosten. Das ist transparent – aber im Marktvergleich teuer. Eventuell zeigt man sich zu einer Nachkalkulation bereit. Einen Satz von 0,8% müsse man mit den Partnern besprechen, zeigt man sich später im Gespräch konziliant. Die Managergebühr in den Fonds läge bei 0,16% auf das Volumen von rund 2 Mio. Euro bezogen. 2,02% betrage somit die Rendite nach allen Kosten. Bankeigene Fonds würden vom Portfoliomanagement neutral behandelt: Pictet, so der Portfoliomanager, „ist für mich ein Anbieter wie jeder andere auch“. Das Risikomanagement werde in Genf gesteuert. Das Risikomanagement beginne bei Pictet bereits vor der Investition. „Wir werden in keine Fonds investieren, die wir nicht lange beobachtet haben und mit deren Managern wir nicht gesprochen haben.“ Ein größeres Risiko als das Marktrisiko sei die Investition in die falschen Unternehmen. Es gebe eine Positivliste für Aktien und Fonds sowie eine Negativliste für Anleihen. Die Einzeltitelauswahl stünde im Mittelpunkt der Risikosteuerung. Man habe ein hauseigenes Portfoliomanagementsystem, das prüfe, ob sich der Portfoliomanager im Rahmen der Kundenvorgaben bewegt. Man betreibe eine laufende Portfoliokontrolle. Abweichungen von der Zielperformance würden protokolliert und gingen quartalsweise an einen der Partner. Klumpenrisiken würden laufend festgehalten.

Keine Stopp-Marken verwendet

Man arbeite allerdings nicht mit Stopp-Loss-Marken. Stattdessen definiere man Informationslimite. Es werde festgehalten, wenn ein Limit erreicht wird: „Dann sprechen wir“. Grundsätzlich gebe es einen weiten Spielraum für den Portfoliomanager. In Deutschland betreue das Beraterteam zu viert vielleicht 120 Mandate, pro Berater also zwischen 20 und 30 Mandate, „denen wir ein besonderes Augenmerk widmen“. Stiftungen betreue man in der Größenordnung von 500.000 bis 30 Mio. Euro. In Frankreich und der Schweiz verwalte Pictet „schon lange Stiftungen im Milliardenbereich“. Das Besondere an Pictet sei: „Wir verlassen uns nur auf uns selbst und unser Knowhow.“ Und man sei bekannt dafür, „dass wir aufgrund dessen gut durch die Krisen gekommen sind.“

Fazit:
Durchdacht und konzentriert wirkt der Auftritt der Vertreter von Pictet. Die Individualität des Hauses wird glaubwürdig präsentiert. Sowohl Rollenverteilung als auch Zeiteinteilung sind passend. Die Antworten auf Rückfragen kommen präzise. Kurz: Pictet scheint eine professionelle Vermögensverwaltung für Stiftungen zu bieten, die allerdings beim Preis nach oben heraussticht – auch wenn die Bank ihr Angebot im Nachgang auf 0,85% all-in revidiert.

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