Immer wieder große Lücken
Obwohl alle Institute unter dem gleichen MiFID-II-Regime stehen und Anlagevorschläge unter dem Vorbehalt der Geeignetheit gemacht werden – also eigentlich nicht als Vorschläge, sondern nur als „Marketinginformation“ zu werten sind –, fällt die Qualität dieser Informationen komplett unterschiedlich aus. In der Masse bekommt die Stiftung Materialien, die nur wenig auf die sehr konkreten und komplexen Bedürfnisse von Stiftungen insgesamt und die der DKHS speziell eingehen.
Das betrifft vor allem die ausdrücklich genannten Forderungen nach realem Kapitalerhalt und regelmäßigen Ausschüttungen für den Stiftungszweck. Die Stiftung hat in der Ausschreibung deutlich gemacht, dass diese beiden im Moment von höchster Wichtigkeit sind. Trotzdem geht nur ein Bruchteil der Vorschläge – wir wollen der Einfachheit halber bei diesem Begriff bleiben – darauf in der gebotenen Ausführlichkeit ein.
Keine Hilfspunkte
Warum nicht? Die Frage stellt sich angesichts der positiven Gegenbeispiele umso dringlicher. Wurde die Ausschreibung nicht gründlich genug studiert? Konnte man – aus welchen Gründen auch immer – keine Auskunft dazu geben? Oder wollte man erst einmal einen ganz allgemeinen Vorschlag einreichen und später über Details diskutieren?
Diese Diskussionsbereitschaft haben einige Institute – u.a. Berliner Sparkasse, PNB Paribas Wealth Management und Hamburger Sparkasse – signalisiert, wofür man einen Hilfspunkt geben könnte. Da andere Institute aber bewiesen haben, dass auch eine „Marketinginformation“ sehr detailliert auf diese Anforderungen eingehen kann, wird es wohl nichts mit den Hilfspunkten.
Kundensicht fehlt
Wegen dieser Ignoranz gegenüber den Wünschen der Stiftung bleiben viele Institute im Mittelfeld hängen, obwohl sie ansonsten vielleicht ganz passable Leistungen abgeliefert haben.
Aber wenn bei einem Angebot für eine Stiftung nicht einmal das Wort „Stiftung“ vorkommt und sich der laienhafte Leser – zu denen nun mal auch in der Regel Stiftungsverantwortliche gehören – Informationen zu Kapitalerhalt und Ausschüttungen – wenn überhaupt – mühsam aus den Tabellen und Übersichten heraussuchen muss, dann wird das nichts mit dem Beauty Contest. In dieses mittlere Wertungssegment durften wir u.a. Commerzbank, Bank Julius Bär Europe und DNB Assetmanagement einsortieren.
Unnützes Fachgeschwafel
Von diesem etwas diffusen Mittelfeld hebt – oder senkt? – sich eine Gruppe von Instituten bzw. von Einreichungen ab, die nicht einmal den Versuch unternehmen oder den Anschein erwecken, ein individuell auf die DKHS zugeschnittenes Werk einzureichen. Dazu gehört beispielsweise die Allianz mit ihrer Tochter Global Investors. Diese macht sich nicht einmal die Mühe einen Vorschlag einzureichen bzw. mehrere Ideen zumindest miteinander zu vergleichen, sondern schickt zwei komplett unterschiedliche Anlagen, von denen eine – welche Überraschung! – eine Lebensversicherung einschließt.
Diese zusammen 100 Seiten umfassenden Vorschläge werden eskortiert von sieben weiteren Produkt- und sonstigen Informationsblättern, so dass ein Studium des gesamten Materials ein abendfüllendes Programm gewesen wäre. Nicht nur schiere, unsortierte Masse an Informationen, auch unnützes Fachgeschwafel brachte eindeutig Minuspunkte ein. Ob man sich nicht einfach ausdrücken konnte oder offensichtliche Unlust mit Redundanz kaschieren wollte, kann nicht mehr festgestellt werden.
Beglückende Einfachheit
Fakt ist: Die besten Vorschläge waren nicht nur von angemessener Länge bzw. Kürze und trotzdem vollständig, sondern auch von beglückender Einfachheit. Beglückend deshalb, weil damit auch der Laie in den Genuss kommt, die eigentlich komplexen Inhalte zu verstehen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Und kommt es nicht letztlich darauf an?
Bedenklich, dass viele Institute diese Wechselwirkung offenbar nicht verstanden haben. Bedenklich ist es auch, dass große Gesellschaften wie Allianz, Commerzbank und die Ärzte- und Apotheker-Bank mehr oder weniger durchgefallen sind, weil sie lieblose und zusammengestückelt wirkende Werke abgeliefert haben.
Auf Stiftung ausgerichtet
Dagegen haben sich einige Privatbanken und kleinere Vermögensverwalter mit ihren Einreichungen nachdrücklich für die Endrunde empfohlen. Warum? Weil sie ihre Vorschläge komplett auf die Anforderungen der Stiftung ausrichten und dies auch klar formulieren. Weil das Bemühen erkennbar ist, auf alle Fragen einzugehen, die die DKHS aufgeworfen hat. Weil sie einfach geschrieben sind und versuchen, den Adressaten aktiv in die Entwicklung der eigenen Ideen einzubeziehen.
Weil sie – kurz gesagt – den Leser in den Mittelpunkt stellen, nicht das eigene Unternehmen und die eigene Kompetenz. Dazu zählen beispielsweise Capitell, LGT, Hauck & Aufhäuser sowie Lunis.
Das Feld der diesjährigen Bewerber um die besten Stiftungsmanager 2021 könnte inhomogener kaum sein. Das Mittelfeld mit zum Teil großen Lücken und die Schlusslichter, die sich oft gar nicht um einen individuellen Vorschlag bemühen, machen mehr als drei Viertel aller Einreichungen aus. Das ist eindeutig zu viel! Umso erfreulicher ist, dass sich das restliche Viertel zum Teil sehr intensiv und erfolgreich mit den Wünschen der Deutsche Kinderhospizstiftung auseinandersetzt.
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