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Volksbank Olpe, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Premium nur als Marketinglabel

Wie schlägt sich die Volksbank Olpe im Markttest der Prüfinstanz? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
In Olpe in Nordrhein-Westfahlen befindet sich nicht nur der Sitz der Deutschen Kinderhospiz Stiftung, sondern auch die Volksbank Olpe. Was liegt für die Stiftung also näher, als sich bei der ortsansässigen VB nach einem Angebot für ihr Anliegen zu erkundigen? Ob die Suche nach einem neuen Vermögensverwalter hier bereits ihr Ende findet?

Was ist naheliegender für die Deutsche Kinderhospiz Stiftung aus Olpe, sich eine Bank in der direkten Umgebung zu suchen? Kurze Wege, schnelle Kommunikation und eine Bank, die bereits mit der Stiftung bekannt ist. Mit so viel Vorwissen, sollte die Volksbank Olpe doch ein Top-Angebot vorlegen können, oder?

Zur Erinnerung: Die Deutsche Kinderhospiz Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung, die auf der Suche nach einem neuen Vermögensverwalter ist. 2 Mio. Euro gilt es anzulegen, nachhaltig und mindestens kapitalerhaltend. Ausschüttungen und Erträge sind nicht nur erwünscht, sondern werden für den Stiftungszweck dringend benötigt. Zudem steht die Anlagerichtlinie auf dem Prüfstand. Ist sie noch zeitgemäß? Die Stiftung weiß es nicht und fragt bei den Profis nach.

Angebot vom Kooperationspartner

Das Angebot, das die Olper einreichen, stammt nicht von der Volksbank selbst, sondern vom Verbundpartner der Union Investment. Die Präsentation umfasst 44 Folien, gebündelt in einer Präsentation. Das ist schonmal nicht die „lose Blattsammlung“ die andere Häuser im Markttest eingereicht haben. Den Umfang erachtet der potenzielle Neukunde als angemessen.

Der Anlagevorschlag beinhaltet die Selbstvorstellung der Union Investment in aller Kürze sowie zwei Anlagevorschläge. In einem letzten Schritt einen bekommt die Stiftung die in den zwei Vorschlägen genannten Finanzprodukte im Detailblick seziert. Bevor es in die konkreten Vorschläge geht, erläutert die Präsentation der Stiftung, dass im aktuellen Kapitalmarktumfeld sowohl die niedrige Verzinsung als auch die Inflation Gift für liquides Vermögen sind. Es bedarf also einer Vermögensverwaltung schlussfolgert der Leser selbst, anders wüsste er nicht zu erklären, warum die Präsentation das voranstellt.

Nachhaltige Fragezeichen

Ebenfalls dem konkreten Vorschlag vorangestellt ist eine Übersicht über Nachhaltigkeit in der Union Investment-Geldanlage. Die Stiftung erfährt, dass das „grüne“ Assets bereits seit 30 Jahren Thema bei Union Investment seien, es über 60 ESG-Portfoliomanager gäbe und es für alle „wichtigen“ Assetklassen nachhaltige Lösungen gäbe. Was hier mit „wichtig“ gemeint ist, erfährt die Stiftung leider nicht. Eine Reihe von Auszeichnungen schmückt zudem die nachhaltige Vermögensverwaltung.

Das alles macht neugierig, doch versprechen kann eine Bank bekanntlich viel. Wie sich diese angedeutete Expertise nun auf den konkreten Vorschlag auswirken wird, erfährt die Stiftung leider nicht. Beim Detailblick auf die empfohlenen Fonds wird später nochmal kurz auf Nachhaltigkeit eingegangen. Spoiler: Wirklich überzeugend und transparent ist es auch an der Stelle nicht.

Anlageempfehlung in hauseigene Produkte

Nun aber zu den beiden Anlagevorschlägen. Vorschlag 1 ist das Premium Portfolio CB – SDG Equities; also ein Vorschlag, bestehend aus Unternehmensanleihen und nachhaltigen Aktien. Den potenziellen Neukunden wird ein moderates Portfolio, bestehend aus zwei Investmentfonds empfohlen. Beide Fonds sind von Union Investment. Die Aktienquote hierbei liegt bei aktuell 35,5%, 58,1% des Vermögens würden auf Anleihen entfallen, 5,6% Cash und 0,8% fließen in ominöse Sonstige. Je nach Marktphase können die Aktien auf bis zu 40% hoch bzw. auf 28% heruntergefahren werden.

Dass das Produkt Premium ist, verdeutlichen die Kosten i.H.v. 0,91% p.a. Das hat die Stiftung woanders schon günstiger gesehen. 5,11% Rendite sollen p.a. erwirtschaftet werden. Wie hoch die für die Stiftung so wichtigen Ausschüttungen sein sollen, wird an der Stelle leider nicht genannt. Lediglich später beim Detailblick auf die Fonds finden sich dazu Angaben. Diese sind allerdings Fondsbezogen und nicht für das Gesamtportfolio ermittelt worden.

Premium und nicht mal kapitalerhaltend?

Auch der zweite Vorschlag ist zumindest laut Namen ein Premium-Produkt: Portfolio UniInstitutionalPremium Corporate Bds-UniInstitutionalStiftungsfonds Nachhaltig. Das Portfolio besteht auch hier wieder aus zwei Fonds. Der erste Fonds ist der selbe Unternehmensanleihen-Fonds wie aus dem ersten Vorschlag – diesmal allerdings deutlich stärker gewichtet. Der zweite Fonds ist ein nachhaltiger Stiftungsfonds. Abermals sind beide Produkte von Union Investment. Die Aktienquote ist beim zweiten Vorschlag deutlich geringer – lediglich 8,8%. 85,9% des Vermögens sollen in Anleihen fließen, 3,4% in wieder einmal ominöse Sonstige und 1,8% sollen als Liquidität verbleiben.

Anscheinend ist dieser Vorschlag ein wenig mehr Premium, die Kosten liegen leicht höher als bei Vorschlag 1, 0,93% p.a. Die jährliche Rendite wird bei 2,36% taxiert – wohlgemerkt vor Kosten. Damit ist das Ziel des Kapitalerhalts auf jeden Fall nicht zu erreichen, denkt sich der Laie. Warum bietet die Volksbank Olpe bzw. Union Investment so ein Produkt erst an? Auch hier werden nicht die Ausschüttungen für das Portfolio genannt.

Ausschüttungen pro Anteil ... und insgesamt?

Beim Detailblick in die Fonds spricht Union Investment erstmals die Ausschüttungen an. Beim Unternehmensanleihen-Fonds lagen diese in der Vergangenheit zwischen 0,53 Euro und 0,72 Euro pro Anteil. Und was bedeutet das für das vorgeschlagene Portfolio? Wie viele Anteile hätte die Stiftung denn, wenn sie sich für einen der Vorschläge entscheiden würde? Die Präsentation verrät es nicht. Die Angaben sind so in der Form weitestgehend wertlos für die allmählich nicht mehr so wohlgestimmte Stiftung.

Gleiches gilt für den nachhaltigen Aktienfonds und den nachhaltigen Stiftungsfonds. Beide schütteten Beträge zwischen 11 und 61 Cent in der Vergangenheit aus. Was sich die Stiftung davon am Ende des Jahres insgesamt leisten könnte, erfährt sie nicht.

Oberflächliche Fondspräsentation

Was ebenso fehlt ist der "echte" Detailblick in die Fonds. In was für Titel investiert die Stiftung denn da? Welche Regionen, Währungen und Branchen stehen im Fokus? Die Angaben dazu fehlen gänzlich. Auch beim Thema Nachhaltigkeit fühlt sich der potenzielle Stiftungskunde gelinde gesagt veralbert. Nachhaltige Unternehmen sind im nachhaltigen Aktienfonds solche, die mindestens 20% des Umsatzes im Einklang mit den Entwicklungszielen der Vereinten Nationen machen – keine sehr hohe Hürde. Mindestens 50% des Umsatzes im nachhaltigen Fonds muss insgesamt den Entwicklungszielen zugerechnet werden können. Ein nachhaltiger Fonds, der zur Hälfte nachhaltig ist? Das ist doch ein Witz oder? Beim nachhaltigen Stiftungsfonds wird nur gesagt er sei nachhaltig ohne weitere Angaben zur Umsetzung zu machen.

Zu guter Letzt die Frage, was fehlt? Der Detailblick auf die Fonds ist gelinde gesagt enttäuschend – denn es ist kein Detailblick. Der Kunde hat nach der Lektüre keinen Schimmer davon, worin er sein Geld investieren soll. Eine Beschäftigung mit der Anlagerichtlinie bleibt komplett aus. Die Ausschüttungen sind „irgendwie“ da, ohne dass der Kunde wüsste, wie viel er am Ende bekäme. Eine Empfehlung, welchen Vorschlag Union Investment der Stiftung empfiehlt, warum es überhaupt zwei gibt, ist auch nirgends zu finden. Und Nachhaltigkeit ist scheinbar eher ein Marketinglabel, das noch auf das Produkt gepackt wird.

Fazit: In ihrem Anschreiben schreibt die Volksbank Olpe, dass sie sich sehr freuen würde, dieser regional verankerten Stiftung ein Partner sein zu dürfen. Mit dem Vorschlag von Union Investment wird sie es definitiv nicht. Auf zahlreiche Anforderungen wird nicht oder nur oberflächlich eingegangen. Das Angebot schreit nicht nach Individualität und Verständnis für den Kundenwunsch, sondern nach einem Verkaufsprospekt für die eigenen Produkte.

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