Selbstgebraute Irritationen
Das Bankhaus Lampe bietet sich Stiftungen als vollumfassender Partner in allen Angelegenheiten auch jenseits des Stiftungsmanagements an. In jeder Phase – von Neugründung, Verwaltung bis Abwicklung – steht das Bankhaus selbst oder durch das angeschlossene Netzwerk aus Steuerberatern und Rechtsanwälten hilfsbereit zur Seite. So hohe Ansprüche hat die Deutsche Kinderhospiz Stiftung (noch) gar nicht. Ihr geht es um die seriöse und nachhaltige Vermögensverwaltung von 2 Mio. Euro Stiftungsvermögen und einer Überarbeitung ihrer Anlagerichtlinie. Das sollte für das Stiftungsteam vom Bankhaus Lampe doch ein Klacks sein, oder?
Die Stiftung setzt sich mit der Düsseldorfer Niederlassung in Verbindung und bekommt einen in großen Teilen zufriedenstellenden Vorschlag. Der 49 seitige Anlagevorschlag ist übersichtlich und für die potenziellen Neukunden laienverständlich aufgearbeitet. Man arbeitet mit Grafiken, vermeidet unnötige Fachwörter und Anglizismen – nur bei der Textfülle wäre manchmal weniger vielleicht mehr gewesen.
Engagiertes und aufmerksames Zugehen
Der Anlagevorschlag beginnt mit einem kurzen Überblick zum Bankhaus Lampe selbst. Im Verborgenen bleiben Angaben darüber, wie viele Stiftungen das Institut betreut und wie groß das verwaltete Stiftungsvermögen ist – hier hätte man durchaus mehr in die Tiefe gehen dürfen. Nach der Selbstvorstellung finden sich drei Seiten darüber, wie die Deutsche Kinderhospiz Stiftung vom Bankhaus Lampe selbst wahrgenommen wird. Auch die Kundenwünsche werden noch einmal rezipiert und (vollständig) dargestellt. Man hat sich mit der Stiftung auseinandergesetzt und ihr Anliegen verstanden, die Vorfreude auf den konkreten Anlagevorschlag steigt.
Der Vorschlag des Bankhauses ist ganz nach den Vorgaben der Stiftung ausgerichtet. Die Düsseldorfer empfehlen, 40% des Vermögens in Aktien – in dem Fall in einen hauseigenen Aktienfonds für Stiftungen – zu packen. Die übrigen 60% sollen in einen EU-Rentenfonds – ebenso aus der eigenen Fondschmiede – fließen. Weitere Assets sind nicht vorgesehen. Beide Fonds weisen einen Nachhaltigkeitsfokus auf, auch das entspricht dem Wunsch der Stiftung.
Überzeugende Nachhaltigkeitskompetenz
Das breite Feld Nachhaltigkeit wird vom Bankhaus Lampe ausführlich und transparent kommuniziert. Auf zwanzig Seiten erfährt die Stiftung, wie durch einen regelbasierten Ansatz Titel auf ihre Nachhaltigkeit überprüft werden. Nachhaltigkeit wird dabei insbesondere über negativ Kriterien erreicht. Erst nach dem "Öko-Test" erfolgt bei den übrig gebliebenen Titeln eine Analyse von Kennzahlen und Fundamentaldaten.
Die Düsseldorfer richten sich bei ihrer nachhaltigen Titelauswahl nach gleich drei Institutionen: dem externen Institut ISS ESG, einem internen Nachhaltigkeitskomitee sowie einer eigenen Ausschlussliste. Eine grundsolide Aufstellung im Bereich nachhaltiger Geldanlagen, die längst nicht Standard ist. Dann kann ja auf der „grünen“ Seite nichts mehr schief gehen oder?
Da "brauen" sich Ungereimtheiten zusammen
Sehr transparent werden von beiden empfohlenen Stiftungsfonds die einzelnen Titel dargestellt. Dabei kommt es zu einer ersten Irritation. Im Rentenfonds finden sich Unternehmensanleihen der niederländischen Heineken Brauerei, sowie der dänischen Carlsberg Brauerei. Zwar schließen die Ausschlusskriterien des Bankhauses Lampe lediglich harten Alkohol explizit aus. In den überarbeiteten Anlagerichtlinien findet sich dieser „Abfangjäger“ jedoch nicht – Alkoholinvestments werden im Entwurf kategorisch ausgeschlossen. Über diese „selbstgebrauten“ Irritationen wird man reden müssen.
Der Aktienfonds ist nach Branchen breit gestreut. 19% werden aktuell in IT-Aktien investiert, knapp 16% in Finanzdienstleister. Hinsichtlich der Länderaufteilung ist man sehr europalastig: knapp 30% werden in US-Aktien investiert, der Rest in Europa und lediglich 8,8% anderweitig. Das ist eine solide und sichere Aufteilung – man könnte auch fast sagen langweilig. Ein Blick über den Tellerrand hinaus würde hier helfen, um aus dem Wettbewerbsumfeld hervorzustechen.
Überproportional in Europa
Der Rentenfonds konzentriert sich ausschließlich auf die EU. Die im Sinne einer nachhaltigen Strategie umstrittenen US-Staatsanleihen werden so von vornherein gemieden. Auf der anderen Seite verpasst man dadurch Chancen in den Emerging Markets, etwa ASEAN oder Lateinamerika. Auch hier: grundsolide, aber nicht herausragend. Zudem lässt dadurch die regionale Diversifikation zu wünschen übrig.
Die jährliche Renditeerwartung liegt bei 2,8%. Die Ausschüttungserwartung wird auf 1,7% taxiert – das ist ordentlich. Die Kosten beziffert man auf günstige 0,6% p.a. Alles in allem ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Entwurf für die neue Anlagerichtlinie gleich hinterher
Mit dem Anlagevorschlag erreicht auch ein Entwurf der vom Stiftungsteam überarbeiteten Anlagerichtlinie die Deutsche Kinderhospiz Stiftung; sehr gut, genauso hatte es sich die Stiftung gewünscht! Im Vorfeld hatte man einige Nachfragen an die Stiftung gestellt, um so eine passgenaue Version schmieden zu können. In einer kommentierten Version der alten Variante schafft man es auf deren Schwächen hinzuweisen. Versäumt wird leider, gleich die Verknüpfung zwischen dem neuen Anlagerichtlinienentwurf und dem Anlagevorschlag aufzuzeigen. Und wie oben erwähnt, wird man über die Ausschlusskriterien noch zu reden haben ...
Fazit: Das Bankhaus Lampe liefert der Deutschen Kinderhospiz Stiftung ein grundsolides Angebot mit kleinen Abstrichen. Engagiert hat man sich des potenziellen Neukunden angenommen und einen passenden Vorschlag ausgearbeitet. Dennoch gibt es im Anschluss Gesprächsbedarf.
Urteil: Noch ist nicht ganz sicher, ob das Gezeigte im Wettbewerbsumfeld zur Teilnahme an der Endrunde ausreicht.
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