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Fürstlich Castell'sche Bank, Credit-Casse AG, Stiftungsmanagement 2018: Qualifikation

Transparenz sieht anders aus

Die Fürstlich Castell'sche Bank hat es nicht in die Endauswahl geschafft.
Mehr als 240 Jahre alt ist das Imperium derer von Castell. Es umfasst nicht nur Bankdienstleistungen, sondern auch Weingüter und Wälder und befindet sich im Besitz von Fürsten und Grafen. Doch ist lange Tradition ein Garant für hervorragende Leistungen?

Seit der Gründung im Jahre 1774 befindet sich die Fürstlich Castell'sche Bank im alleinigen Besitz der fürstlichen Familien Castell-Castell und Castell-Rüdenhausen. „Wir sind daher nur Ihnen, unseren Kunden, nicht externen Investoren oder Konzerninteressen verpflichtet. So können wir die persönliche, kontinuierliche Beratung bieten, die man von einem Privatbankhaus erwarten darf", verspricht das Traditionshaus.

Die Bank wird in der Rechtsform einer nicht börsennotierten Aktiengesellschaft geführt, deren Anteile je zur Hälfte die beiden fürstlichen Familien halten. Derzeit beschäftigt sie 269 Mitarbeiter.

Verwaltung von Stiftungsvermögen seit 1774

Ab Gründung im Jahr 1774 verwalten die Castells auch Vermögen für Stiftungen. Ein zertifizierter Stiftungsberater unterstützt seit dem Jahr 2007 diese Dienstleistung, die seit 2017 ganz der Niederlassung München übertragen wird. Hier werden seitdem national und international agierende Stiftungen beraten. Mehr als einhundert Stiftungen werden derzeit von der Castell´schen Bank betreut. Dabei konzentriert man sich nicht nur auf Stiftungen, sondern auf Organisationen aller Rechtsformen aus dem gemeinnützigen Sektor. Angaben zu betreuten Vermögenswerten veröffentlicht die Bank nicht.

Auf eine Darstellung zum Thema Stiftungen auf der Homepage verzichtet die Bank nach eigenen Aussagen, da sie „als unabhängige Privatbank ein klassischer Ansprechpartner bereits im Frühstadium der Stiftungsüberlegungen ist". Warum deshalb auf Informationen verzichtet wird, scheint nicht recht nachvollziehbar. Insgesamt macht der Internetauftritt einen etwas kühlen, unverbindlichen Eindruck.

Rein äußerlich unterscheidet sich der Anlagevorschlag nicht von der Website. Auch hier dominiert die Farbe Grau, unterbrochen von einigen blassblauen Tupfern. Der Umfang ist mit 46 Seiten ok., ein Inhaltsverzeichnis erleichtert das Auffinden bestimmter Inhalte.

Die Punkte 2 bis 5 betreffen die Vorstellung der Bank, ihres Teams und des Risikomanagements. Das Portfolio Management-Team, so ist zu erfahren, besteht aus sehr erfahrenen Kollegen und solchen, die sich erst ihre Sporen verdienen wollen. Im Schnitt schlagen 17 Jahre Erfahrung zu Buche. Es werden auch die beiden für das Mandat verantwortlichen Manager vorgestellt.

Sehr aktive Investmentsteuerung

Die Anlagestrategie wird sehr anschaulich anhand der Anfangsbuchstaben des Namens Castell dargestellt – eine gute Marketing-Idee:

- C wie conservative Grundausrichtung,
- A wie asymmetrisches Chancen-Risiko-Profil.
- S wie Streuung,
- T wie Transparenz,
- E wie Effizienz,
- L wie Liquidität und
- L wie Loyalität.

Die Selektion im Aktienbereich basiert auf der im Investmentkomitee getroffenen Definition der Regionen- und Länderallokation. Darüber hinaus fließen die Makrodaten des ökonomischen Umfelds sowie weitere Faktoren wie die aktuelle Geld- und Währungspolitik oder Preisentwicklungen an den Rohstoffmärkten in die Betrachtung mit ein.

Die laufenden Überprüfungen der im Portfolio enthaltenen Positionen und eine ständige Anpassung an geänderte Marktgegebenheiten führen zu einer „sehr aktiven Steuerung", teilt das Unternehmen mit. Im Rentenbereich bilden die im Investmentkomitee verabschiedeten Erkenntnisse zu Länder- und Währungsallokationen, Duration sowie zu Bonität und Rangigkeit die Grundlage der Investmentauswahl, welche in Form von europäischen Staats- und Länderanleihen, supranationalen Emittenten sowie Pfandbriefen und Unternehmensanleihen erfolgt.

Risiko wird schnell erkannt und gesteuert

Im folgenden Abschnitt des Anlagevorschlags wird das Risikomanagement der Castell´schen Bank vorgestellt und wie Portfolio- und Risikomanagement zusammenwirken. Der Aufbau des Depots erfolgt unter Berücksichtigung von Risikobudget und Markteinschätzung, ist zu lesen.

Anhand der Griechenland-Krise im 2. Quartal 2015 wird dargestellt, wie das Risikomanagement funktioniert. Gemeinsam mit dem Investment- und Risikoberatungsexperten von risklab© und „dem führenden Anbieter für Informations- und Technologielösungen vwd©" hat die Bank eine Lösung entwickelt, welche die Value at Risk (VaR) als Maß für das Verlustrisiko errechnet. Als Vorteile nennt sie ein schnelles Erkennen und Steuern des Risikos sowie ein passgenau auf das persönliche Risikobudget zugeschnittenes Anlagekonzept.

Auf Seite 28 beginnt der eigentliche Anlagevorschlag. Empfohlen werden aktuell 65% Aktien und 35% Renten, strategisch favorisiert die Bank ein 50% Aktien, 50%-Rentenportfolio. Die Bandbreite kann bis zu 70% Aktien im Portfolio betragen und bis zu 100% Renten oder Liquidität, wenn es das Marktumfeld aus Sicht der Bank erfordern sollte.

Bei den Aktien ist regional die EU mit 50% vorn, gefolgt von Nordamerika mit 30% und jeweils 10% aus Emerging Markets sowie dem Raum Asien/Pazifik. Bei den Anleihen werden 65% Staatsanleihen empfohlen, ergänzt durch 25% Unternehmensanleihen sowie je 5% hybride und hochverzinsliche Anleihen. Bei den alternativen Investments sollten nach Auffassung der Bank je 30% Immobilien und Rohstoffe sowie 40% sonstige Investments genommen werden.

Preise

Die Castell´sche Bank bietet zwei Vergütungsmodelle an. Zum einen ein Pauschalvergütungsmodell (fixe Vergütung), zum anderen ein Pauschalmodell mit erfolgsabhängiger Vergütung (fixe Vergütung + variable Vergütung).

Die Vergütung schließt das Entgelt für die Vermögensverwaltung selbst, Entgelte für die Ausführung von Kommissionsgeschäften, Ausgabeaufschläge beim Erwerb von Investmentfonds oder anderen Wertpapieren, bei denen die Bank üblicherweise Ausgabeaufschläge erhält, sowie Entgelte für die Kontoführung und die Depotverwahrung der unter Vermögensverwaltung stehenden Vermögenswerte ein.

Die All-in-Fee würde 0,75% plus Mehrwertsteuer betragen, das erfolgsabhängige Modell 0,5% plus Mehrwertsteuer sowie eine performanceabhängige Managementvergütung. Diese fällt erst an, wenn die jährlich fortgeschriebene Performance den Höchststand der fünf vorhergehenden Abrechnungsperioden um eine Hürde in Höhe von 4,5% übersteigt. Die Managementvergütung beträgt 20% aus der Überperformance, insgesamt jedoch nicht mehr als 1,5% des in einer Abrechnungsperiode durchschnittlich eingesetzten Kapitals.

Bewertung

Der Ansatz der Bank basiert auf einem Risikobudget, das zu Beginn der Vermögensverwaltung vereinbart wird. Dieses wird mit dem vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH und einem Spezialinstitut namens risklab entwickelt, das als Kompetenzzentrum für Risikomanagement von Allianz Global Investors fungiert. Am Beispiel der Griechenlandkrise wird das Modell erläutert. Die Aktienquote wurde deutlich reduziert. Uns wird eine strategische 50 prozentige Aktienquote empfohlen, wobei jetzt die Aktien auf 65% justiert werden.

Leider fehlen eine Ausschüttungsplanung und die detaillierte Herleitung der Erträge. Wir sehen nicht, wie und ob unsere Ausschüttungen erreicht werden können. Auch die Fragen nach den Gewinnern und Verlierern bleibt unbeantwortet. Das reicht nicht für die Endrunde.

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Stiftungsservices und Transparenz


Die Transparenzangaben der Castell´schen Bank sind eher dürftig. Wo andere Institute ausführlich berichten, wie Wissen innerhalb des Hauses gehalten wird oder wie lange Mitarbeiter im Schnitt dem Unternehmen die Treue halten, bleibt Castell ausgesprochen sparsam in seiner Antwort. Beispielsweise auf die Frage, mit welchen Partnern man zusammenarbeitet, lässt die Bank den Halbsatz „variiert von Fall zu Fall" fallen. Insgesamt ist dieser Teil nicht gerade ergiebig.

Bank gibt sich mehr als bedeckt

Kaum mehr Aufwand hat man bei der Darstellung des Serviceangebotes für Stiftungen betrieben. Es ist zu erfahren, dass es jährliche Stiftungsstammtische mit Kunden und Experten gibt, Teilnahmen an Stiftungskongressen, regelmäßige Publikationen zum Thema Stiftungen sowie Unterstützung beim Fundraising einer Stiftung.

Im Vorfeld der Stiftungsgründung unterstütze man Mandanten „in enger Abstimmung mit anerkannten Fachexperten im Hinblick auf steuerliche und juristische Fragestellungen." Rechnungslegung, Jahresabschluss und Förderverwaltung werden nicht unterstützt, in Stiftungsgremien arbeitet man bei Bedarf mit, auch die Geschäftsführung kann unterstützt werden. Gibt es Bedingungen oder Ausschlüsse? Auch hier agieren andere Häuser deutlich offener und präziser. Auf die abschließende Frage, ob es weitere Services für Stiftungen oder Stifter gibt, antwortet die Bank wieder mit einem trockenen: „keine".


Adresse und Kontakt

Fürstlich Castell'sche Bank, Credit-Casse AG, Marktplatz 1, 97070 Würzburg
Ansprechpartner für Stiftungen ist Dr. Stephan Hauska, Regionaldirektor Vermögensmanagement. Er kann unter Telefon +49 89 579587-14051 oder per Mail unter stephan.hauska(at)castell-bank.de erreicht werden.

Mehr aus Rating

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Fazit

Der Anlagevorschlag ordnet sich im unteren Viertel der eingereichten Bewerbungen für das Mandat ein. Er geht auf die Anforderungen der Stiftung nur unzureichend ein. Weder ist zu erfahren, wie die gewünschten jährlichen Ausschüttungen erwirtschaftet werden sollen noch werden die Erträge detailliert hergeleitet. Die Angaben zum Unternehmen und seinen Services für Stiftungen sind vergleichsweise dürftig.

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