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Spiekermann & Co. AG, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Weniger ist nicht immer mehr

Wie schlägt sich Spiekermann & Co. im Markttest Stiftung? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Die Finanzkapitäne vom Vermögensverwalter Spiekermann versuchen die Deutsche Kinderhospiz Stiftung mit einem hauseigenen Stiftungsfonds zu überzeugen. Zudem haben sie noch ein großzügiges Angebot parat. Reicht es aus, um die Stiftung aus Olpe für sich zu gewinnen?

„Die konzeptionelle Begleitung von Stiftungen ist eine unserer Kernaufgaben“, lässt die Spiekermann & Co. AG die Deutsche Kinderhospiz Stiftung wissen. Das weckt bei den potenziellen Neukunden hohe Erwartungen. Kann der Vermögensverwalter mit Hauptsitz in Osnabrück diese hohen Erwartungen erfüllen? Die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz und die Stiftung sind gespannt!

Zur Erinnerung: Die Deutsche Kinderhospiz Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung, die auf der Suche nach einem neuen Vermögensverwalter ist. 2 Mio. Euro gilt es anzulegen, nachhaltig und mindestens kapitalerhaltend. Ausschüttungen und Erträge sind nicht nur erwünscht, sondern werden für den Stiftungszweck dringend benötigt. Zudem steht die Anlagerichtlinie auf dem Prüfstand. Ist sie noch zeitgemäß? Die Stiftung weiß es nicht und fragt bei den Profis nach.

Kurz und bündig

Die Osnabrücker reichen der Stiftung ein Angebot, bestehend aus vier Dokumenten ein. Neben einem Anschreiben und dem Anlagevorschlag gibt es eine Übersicht zur nachhaltigen Geldanlage bei Spiekermann sowie ein paar Datenschutzhinweise. Das könnte man möglicherweise noch besser bündeln können aber alles in allem kann die Übersichtlichkeit gewährt werden.

Der Anlagevorschlag selbst ist verhältnismäßig kurz gehalten. Gerade einmal 20 Seiten umfasst das Dokument. Bekanntlich liegt die Würze ja in der Kürze aber zu kurz sollte es dann doch nicht sein. Der Leser vermisst nämlich ein Inhaltsverzeichnis, gern auch eine kleine Selbstvorstellung des Hauses und möglicherweise – der jüngste ist man ja nun auch nicht mehr – Folien mit weniger bzw. größerer Schrift und deutlicheren Abbildungen.

Anlageidee hauseigener Stiftungsfonds

Allerdings weiß der Leser dennoch bereits beim Deckblatt, was ihm im Grunde genommen erwarten wird. Das Cover ist überschrieben mit „Stiftungsfonds Spiekermann & Co“. Aha, ein Produkt aus dem eigenen Hause also. Leidet darunter nicht die Individualität? Die weitere Lektüre wird Klarheit schaffen.

Offenbar begreift Spiekermann die Stiftung als einen konservativen Anleger. Die Präsentation spricht zumindest gezielt diesen Anlegertyp an. Die Präsentation geht nicht dezidiert auf die Anforderungen der Stiftung ein, sondern darauf, was der Stiftungsfonds der Stiftung bieten kann. Der Stiftungsfonds sei ein kostengünstiges und transparentes Investment, der Chancen am Renten- und Aktienmarkt wahrnimmt. Zwei Expertenteams betreuen das Produkt. Ist das gut oder schlecht, fragt sich der Kunde? Bietet es Sicherheit oder verderben viele Köche den Brei? Spiekermann täte gut daran, diesen Punkt näher zu erläutern.

Maximal 30% in Aktien

Der maximale Anteil chancenorientierter Anlagen liegt bei 30%. Hierzu zählen bei Spiekermann, Aktien, Gold und sonstige Sachwerte. Die restlichen 70% bilden Anleihen. Zielrendite des Fonds sind 2% p.a. nach Kosten. Das ist nicht viel, erfüllt aber gerade so den Kapitalerhalt, wenn man die jährliche Inflation bei durchschnittlich 2% annimmt.

Im Aktien-Segment investiert der Fonds vor allem nach Value-Merkmalen. Für den Laien hätten die Spiekermänner diesen Begriff wohl besser erklären sollen. Ebenso ist es für den Kunden, der sich nicht tagtäglich mit Geldanlage-Themen beschäftigt nicht sofort klar, was ein Bottom-Up-Ansatz ist. Was leider komplett im Dunkeln bleibt, ist wie der Vermögensverwalter bei der Anleihen-Selektion vorgeht. Nicht mal ein Verweis darauf, ob man sich auf Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen konzentriere, findet sich. Investments erfolgen nach Marktmeinung – das ist erstmal ziemlich banal.

Nur bedingt transparent

Was die Osnabrücker leider gänzlich versäumen, ist der Detailblick in den Fonds. Dabei hatte sich die Stiftung aus Olpe diesen extra gewünscht. Es finden sich keine Angaben über die Aufteilung des Fonds nach Regionen oder Branchen. Schade, eigentlich sind diese Angaben Standard für Anlagevorschläge. Das oben gegebene Transparenz-Versprechen wird damit nicht eingehalten. Lediglich zu Währungen findet sich ein Hinweis. 85% der Anlage erfolgt in Euro, 5% in US-Dollar. Wieso diese Übergewichtung? Entstehen dadurch nicht aus Risiken? Auch hier wäre wieder einmal mehr tatsächlich mehr gewesen.

Dass der Fonds 2% Rendite p.a. anstrebt, haben die Spiekermänner bereits erwähnt. In den letzten Jahren konnten zudem Ausschüttungen zwischen 2,50 Euro und 3,95 Euro pro Anteil erwirtschaftet werden. Klingt gut. Und was bedeutet das für die Stiftung? Wie viel steht am Ende des Jahres zur Verfügung? Keine Antworten …

Wie ist die Spende zu bewerten?

Die laufenden Kosten des Fonds betragen 0,99%. Das ist im Marktvergleich viel … und nicht so günstig, wie das anfängliche Versprechen vermuten lässt. Als echte Aufmerksamkeit versteht die Stiftung allerdings, dass die Spiekermänner Finanzkapitäne bereit sind, 15% ihrer Vergütungen der Stiftung zu spenden. Das hat nun wirklich Seltenheitswert. Oder bieten sie das jedem Kunden an? Weil dann wäre die vermeintlich großzügige Spende fadenscheinig und bereits einkalkuliert. Der Stiftung kommen leise Zweifel an der Aufrichtigkeit des Angebots auf. Bisher war die Präsentation nicht sehr auf die Stiftung zugeschnitten. Womöglich ist es ein Standardsatz

Zu guter Letzt schaut sich der potenzielle Neukunde noch die Nachhaltigkeits-Broschüre der Osnabrücker an. Der Leser erfährt, dass sich der Vermögensverwalter der Thomson Reuters ESG Datenbank bedient. Diese screent – ähnlich wie auch andere Institute – das Anlageuniversum nach Kontroversen und Ausschlussfiltern und entwirft so ein Scoresystem. Hier wäre es noch spannend gewesen, bis zu welchem Score die Spiekermänner denn einen Titel für sich als nachhaltig einstufen. Oder überhaupt, wie der Score in der Vermögensverwaltung zur Anwendung kommt. So bleibt es leider oberflächlich.

Ein Vorschlag aus der Schublade

Was den Leser insgesamt beim Lesen des Anlagevorschlags auffällt ist, dass die gesamte Präsentation lediglich im vorangestellten Anschreiben auf die Stiftung selbst eingeht. Das eigentliche Angebot ist mehr oder weniger ein Stiftungsfonds-Verkaufsprospekt. Ein dezidiertes Eingehen auf den Kundenwunsch, eine Beschäftigung mit der Anlagerichtlinie wie gewünscht oder der Verweis auf Services jenseits der Vermögensanlage fehlt gänzlich. Damit bestätigt sich, was am Anfang schon befürchtet wurde: Individualität Fehlanzeige!

In welchen Niederlassungen haben Sie Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz?

Osnabrück, Bielefeld, Münster, Nordhorn

Eine Vor-Ort-Stiftungsbetreuung ist an allen Niederlassungen gewährleistet. Am Hauptstandort Osnabrück werden die stiftungsrelevanten Kenntnisse, Erfahrungen und Kompetenzen gebündelt, so dass den Niederlassungen eine inhaltliche und personelle Unterstützung zur Verfügung steht.

Seit wann verfügt Ihr Haus über Stiftungskompetenz?

Mit Gründung der Spiekermann & CO AG im Jahre 2001 sind erste Stiftungsmandate betreut und begleitet worden. Als ganzheitlich betreuender Finanzportfolioverwalter werden folgende Leistungen als Stiftungskompetenz definiert: - konservative, Substanz erhaltende Anlage im Wege der Vermögensbewirtschaftung - Ermittlung und Formulierung individueller Anlagerichtlinien - auf Stiftungen zugeschnittenes Berichtswesen - Einbringung externer Kompetenzen aus unserem Experten-Netzwerk (Juristen, Unternehmensberatern, Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern, erfahrene Vertreter aus Stiftungsgremien sowie Vertreter aus Verbänden) - Begleitung in der Konzeptionsphase: Moderation, Konzeption, Nutzen des Netzwerks, Begleitung zum Thema Anlagerichtlinien. - Begleitung von bestehenden Stiftungen: Moderation, Nutzen des Netzwerks, Berater in Strategiefragen z.B. Ausschüttungspolitik, Überwachungsfunktion für andere Asset-Manager (Evidenzzentrale).

Wie viele fremde Stiftungen betreuen Sie?

15

Wie hoch ist das von Ihnen betreute Stiftungsvermögen?

14 Mio. Euro

Über welche Nachhaltigkeitsexpertise im Bereich der Kapitalanlage verfügen Sie?

Kriterien nachhaltiger Kapitalanlage sind von verschiedenen Instanzen aufgenommen und für die Anlageentscheidungen unseres Hauses adaptiert worden; im Rahmen unserer Anlageentscheidungen nimmt die Untersuchung und Umsetzung von Nachhaltigkeit einen breiten Raum ein.

Grundsätzliche Berücksichtigung der hauseigenen Definition in den Anlagenentscheidungen. Analyse anhand der Plattform von Refinitiv. 

Mit welchen externen Instituten arbeiten Sie im Bereich Nachhaltigkeitsanlagen fest und regelmäßig zusammen?

Refinitiv, UBS-Wealth-Management und ECR Research.

Durch Vereinbarungen geregelt, erhält die Spiekermann & CO AG in der Analyse und im Research Zugriff auf die Expertisen der genannten Institute.

 

Spiekermann bietet Unterstützung ...

... bei der Auswahl des Stiftungszweckes

... bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung

... bei der Koordinierung von Bankverbindungen

... bei Strategiegesprächen

Arbeiten Sie auf Wunsch in Stiftungsgremien mit?

Ja, auf Wunsch oder auch auf Anraten hin sind Mitarbeiter in diversen Gremien vertreten und tätig.

Bitte benennen Sie - wenn vorhanden - weitere, bisher nicht genannte Services für Stiftungen und Stifter.

Ausrichten und Organisieren von Veranstaltungen und Meetings

Vom regionalen ganztägigen Stiftungstag bis hin zum Stiftungsfrühstück. Ziel ist es Mehrwerte zu generieren. Durch Gewinnung von Referenten mit Spezialwissen neue stiftungsrelevante Themen aufzugreifen oder auch eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zu schaffen.

Fazit: Ein defensiver Stiftungsfonds als Anlageidee ist prinzipiell nicht verkehrt. Aber die Spiekermänner versäumen es auf die individuellen Bedürfnisse der Stiftung einzugehen. Das haben wir im Markttest an anderer Stelle deutlich besser gesehen.

Für die Teilnahme an der Endrunde der Auswahl reicht das bei weitem nicht.

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