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Wiener Privatbank, TOPS 2020: Beratungsgespräch

Abgewürgt beim Erstkontakt

Die Wiener Privatbank qualifiziert sich im Beratungsgespräch nicht für die weitere Auswertung. © Grafik: Verlag FUCHSBRIEFE
„Sprachenvielfalt – im Private Banking der Privatbank werden über 22 verschiedene Sprachen gesprochen“. Damit brüstet sich die Wiener Privatbank auf ihrer Homepage. Ob sie die Sprache ihrer Kunden versteht, scheint jedoch nach dem Beratungsgespräch mehr als fraglich.

Die Kontaktaufnahme mit der Wiener Privatbank verläuft rasant: Zunächst werden wir von der Zentrale im Versuch, uns weiterzuleiten schlichtweg „weggedrückt“. Als wir dann mit dem Berater verbunden werden, möchte dieser bereits nach drei Minuten das Gespräch beenden – nachdem zuvor geklärt wurde, dass der Anlagebetrag hoch genug ausfällt, um einen Termin für ein Erstgespräch zu vereinbaren. Wir signalisieren, dass uns das Gespräch doch etwas zu „fix“ war. Daraufhin erkundigt sich der Berater, ob er noch etwas vorbereiten könne und verlängert unser Telefonat immerhin um vier Minuten. Dabei erfährt er von uns, dass wir keine Anlageerfahrung haben, uns einen langen Anlagehorizont vorstellen und ein gewisses Interesse an ETFs haben. Letztlich verschiebt der Berater alles Weitere auf das eigentliche Treffen. Dabei hätten ein paar gezielte Fragen mit Sicherheit zur Vorbereitung beitragen können. Dem kurzen Telefonat erfolgt eine schriftliche Terminbestätigung mit Anfahrtsskizze und Unternehmenspräsentation.

Ein Notizbogen voller Fragen, doch keine Agenda

Das Erstgespräch findet in einem großen von außen einsehbaren Raum mit einem achtfach bestuhlten Tisch statt. Diskretion sieht sicher anders aus. So kurz das Vorgespräch war, so lang zieht sich das Erstgespräch hin. Auch wenn der Berater mit einem Notizbogen voller Fragen vor uns sitzt, fehlt es dem Gespräch offenkundig es an einer nachvollziehbaren Struktur. Hier wäre eine für uns beide einsehbare Agenda von Vorteil gewesen. Uns erschließt sich der rote Faden der Gesprächsführung unseres Beraters jedenfalls nicht. Tatsächlich wechselt er zum Teil etwas ziellos zwischen Persönlichem und Fachlichem hin und her. Mit etwas mehr Struktur hätte das Gespräch sicherlich von zwei Stunden auf eine Stunde reduziert werden können. Immerhin ist die Gesprächsatmosphäre locker und entspannt.

Aus der Phrasenkiste des Private Banking...

Nach etwas Smalltalk und einer kurzen Vorstellung kommt der Berater aufs Wesentliche zu sprechen: bei der Wiener Privatbank hätten wir es mit einer der Top-Adressen des Private Banking zu tun haben. Als Begründung wird der enge Kundenkontakt angeführt und die exzellente Produktpalette, wozu etwa der europäische Mozart-Fonds zähle – „einer der besten der Welt“. Dass in einem Atemzug das Kundeninteresse und die hauseigenen Produkte erwähnt werden, überzeugt nicht wirklich.

Viele Themen werden angesprochen ...und bleiben an der Oberfläche

Nachvollziehbar erfahren wir, was die Vor- und Nachteile einer Robo-Advisor gesteuerten Geldanlage seien. Die letzten Jahre – sprich bei steigenden Märkten – laufen passive ETF-Investments überdurchschnittlich gut. Schwieriger hingegen werde es bei fallenden Börsen. Dann nämlich sei Risikomanagement angesagt. Und da sei der Anleger der Wertentwicklung der zugrundeliegenden Börsenindizes auf „Gedeih und Verderb“ ausgesetzt. Insgesamt werden viele Themen angesprochen – wie die kurz- und langfristige Wertentwicklung des Goldpreises, unser Kundenwunsch, nachhaltig zu investieren sowie unser mögliches Risikoprofil verbunden mit der Frage, wie viel kurzfristige Buchverluste wir in Kauf nehmen könnten. Wirklich vertieft werden diese Themen nicht und bleiben so etwas an der Oberfläche. Zwar heißt es, dass es bei einem zehnjährigen Anlagehorizont auch mal 30 Prozent an den Aktienmärkten ins Minus gehen könne, was dies aber konkret für unser persönliches Risikoprofil bedeutet, erfahren wir nicht. Vieles soll wohl vertrauenserweckend wirken, hört sich aber nach der Phrasenkiste des Private Bankings an. 

Verteilung des Vermögens auf zwei Depots

Angesichts unseres Sicherheitsbedürfnisses sowie unseres Wunsches nach Kapitalerhalt wird uns empfohlen, die Summe auf zwei Depots zu verteilen – einem ausgewogenen und einem dynamischen. Dies überzeugt uns zusammen mit dem Vorschlag, das Anlagevermögen gegen Laufzeitende zwecks Risikoreduzierung zunehmend auf das ausgewogene Depot umzuschichten. Als der Berater auf die Kosten zu sprechen kommt, zeigt er sich entgegenkommend. Normalerweise liegen diese unter den genannten Umständen zwischen 1 und 1,1 Prozent. Er könne uns aber einen Rabatt einräumen, so dass nur Kosten von 0,9 Prozent anfallen würden. Diese Rabattierung verbindet er mit dem wiederholten Hinweis, dass bei ihm der Kunde im Mittelpunkt stehe. Abschließend möchte er nochmal beim Thema Steuern punkten, zeigt dabei jedoch nur seine Unwissenheit: Von einer fünfjährigen Übergangsregelung bei einer Wohnsitzverlagerung von Deutschland nach Österreich weiß er offenbar nichts. 

Ein müheloser Anlagevorschlag

Freudig erwarten wir seinen Anlagevorschlag, den er noch „ausarbeiten“ müsse. Während das Beratungsprotokoll noch am selben Tag des Erstgesprächs eintrifft, müssen wir auf den Anlagevorschlag eine Woche warten und sind dann umso mehr überrascht, dass dieser 1:1 den Factsheets entspricht, die wir bereits bei unserem Termin zu sehen bekommen haben. Während das Beratungsprotokoll unvollständig ist und wesentliche besprochene Anlagethemen vermissen lässt, sind wir vom Anlagevorschlag aus Laiensicht schlicht und ergreifend enttäuscht. Hier hätten wir erwartet, dass sich der Berater etwas mehr Mühe mit uns gibt. 

Der Anlagevorschlag besteht aus den vorab empfohlenen Depots – einem ausgewogenen und einem dynamischen. An Anlageinstrumenten gibt es ausschließlich aktiv gemanagte Aktien- und Rentenfonds. Unser Interesse an ETFs findet in den Depots keinen Wiederhall, unser Interesse an nachhaltigen Investments ebenfalls nicht. Was die Länderallokation betrifft, so erscheint uns der Europa-Anteil mit 60 Prozent recht hoch. Hauseigene Produkte sind mit etwa einem Drittel überproportional vertreten und machen die Kostenstruktur – Thema „versteckte Kosten“ – sehr intransparent. 

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ADRESSE und Zusatzinfos 

Wiener Privatbank SE

Parkring 12

A-1010 Wien, Österreich 

www.wienerprivatbank.com


MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2020

PERFORMANCE-PROJEKT

Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel. Die Wiener Privatbank stellt sich in Performance-Projekt 4 dem Wettbewerb und erhält dort auch Transparenzpunkte.

TRUSTED WEALTH MANAGER

Gibt es Verfahren oder Streitigkeiten mit Kunden?

Die Wiener Privatbank hat dazu keine Angaben gemacht. Uns ist in der Hinsicht auch nichts bekannt. 

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Das Auswahlverfahren

Immer wieder heißt es originellerweise bei der Wiener Privatbank, der Kunde stehe bei diesem Institut im Mittelpunkt. Doch in puncto Beratungsqualität ist die Lernkurve noch recht steil: Zu unstrukturiert wirkt das Erstgespräch. Es wird vielfach von 08/15-Phrasen des Private Banking bestimmt und zieht sich damit unnötig in die Länge.

HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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