Am Kunden vorbei
Die Hamburger Sparkasse AG hat sich mit dem Beratungsgespräch für die Auswertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität qualifiziert. Als Fazit hielt die Prüfinstanz fest:
Wir erleben im Private Banking der Hamburger Sparkasse ein angenehmes Gespräch, das allerdings stellenweise an der Oberfläche bleibt. Für eine Diskussion der Unterschiede zwischen einer Anlage bei einer Bank und einem Robo-Advisor reicht die Zeit nicht. Hier sind Berater und Kunde offenbar mit unterschiedlichen Erwartungen ins Gespräch gegangen. Da hätte der Berater im Vorgespräch noch besser hinhören (und tiefer bohren) sollen. Erfreulich: Trotz seiner Erwartung, noch ein weiteres Gespräch mit uns zu führen, geht der Berater gleich auf unseren Wunsch nach einem Anlagevorschlag ein. Der Anlagevorschlag ist aus Laiensicht gut ausgearbeitet. Die darin geplante Umschichtung des Vermögens wird gut erläutert. Besonders die verschiedenen Szenarien gefallen uns. Das ist immer noch nicht bei allen Anbietern Standard. Alles in allem doch noch ein Gespräch mit dem sich die Haspa für die 2. Auswertungsrunde mit der Analyse des Anlagevorschlags und der Portfolioqualität qualifiziert.
Bewertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Ein Protokoll legt die Hamburger Sparkasse nicht vor. Wir erhalten statt dessen ein Dokument mit dem Titel “Ihre Vermögensoptimierung”, das zugleich der Anlagevorschlag ist.
Anlagevorschlag
Der Vorschlag ist wenig individuell gehalten und eher Standardware. Individualisiertes Private Banking, wie wir es von Privatbanken her kennen, sehen wir bei der Sparkasse nicht. Erstes großes Manko (das sich allerdings auch viele Privatbanker immer wieder leisten): Eine Herleitung fehlt vollkommen. Stattdessen legen die Sparkassen-Banker eine “Effizienzlinie” eines optimierten Portfolios vor.
Immerhin wird eine Renditeerwartung formuliert. 3,3% Ertrag soll das Portfolio erwirtschaften können. Leider fehlt die Angabe, ob die Bank diesen Wert vor oder nach Kosten und/oder Steuern erwartet.
Investmentansatz
Ihren Investmentansatz stellt die Haspa übersichtlich in drei Schritten dar. Am Anfang steht die Analyse der Ausgangssituation. Hier will die Bank Vermögensstruktur, Risikoprofil und spezifische Anlageziele des Kunden ermitteln, und zwar auf wissenschaftlich fundierter Basis. Das ist als erster Schritt vollkommen richtig gedacht – nun müsste sie diese Erkenntnisse nur noch in eine Herleitung des Anlagevorschlags einfließen lassen.
An zweiter Stelle folgt die Effizienzanalyse. Dabei will die Sparkasse eine Allokation ermitteln, die die Potenziale des Kundenvermögens optimal ausschöpft. Im dritten Schritt der “konkreten Verbesserung” will die Bank Maßnahmenempfehlungen aussprechen, die sowohl die Kundenvorgaben als auch die Risikotragfähigkeit der Vermögensstruktur berücksichtigt.
Finanzinstrumente
Allein 300.000 Euro und damit einen beträchtlichen Teil unseres Anlagevermögens sollen wir in einen Allianz-Schatzbrief Perspektive investieren. Der Rest soll in “VM-Wachstum” – offensichtlich die aktienbetonte und damit offensiver ausgerichtete, hauseigene Vermögensverwaltung – gezahlt werden.
Konkret ist unser Vermögen dann so aufgeteilt: Aktienquote 28,9%, Anleihen 25%, Absolute Return / Ergänzungsstrategien 15%, Rohstoffe 2,5%, Kapitalversicherungen 8,6%, Immobilien 20%. Grundsätzlich eine nicht uninteressante, weil breite Aufstellung, aber: Es fehlen jegliche weitere Informationen.
Portfolioqualität
Eine Bewertung der Portfolioqualität ist aufgrund der fehlenden Informationen zu den eingesetzten Anlageinstrumenten nicht möglich.
Stresstest
Wir erhalten einen Stresstest, der uns die Wertentwicklung unseres Portfolios in historischen Stressphasen wie der Subprime-Krise, der europäischen Staatsschuldenkrise oder auch im Verlauf der lockeren Geldpolitik der EZB zeigt. Laut dieser Darstellung hätte unser Portfolio während der Subprime-Krise ein Minus von -15,9 % verbucht. Das wäre gerade eben noch im Rahmen unserer Verlusttoleranz.
Gebühren
Über die Kosten erfahren wir – nichts. Fehlende Kostentransparenz gehört zu den unverzeihlichen Fehlern bei der Unterbreitung eines Anlagevorschlags. Das gilt hier umso mehr, als darin eine Versicherung vorkommt – gerade hier können die Gebühren unserer Erfahrung nach erheblich sein.
Ganzheitlichkeit
Dass die Sparkasse ganzheitlich berät, stellt sie gleich zu Anfang ihrer Ausarbeitung heraus, leider eben auch wieder nur sehr allgemein. Aber sie bietet Vorsorgeberatung, Finanzierung, Family Office, Stiftungsmanagement usw. aus einer Hand an.
Fazit
Wir gewinnen bei diesem Vorschlag stark den Eindruck, dass die Hamburger Sparkasse ihr Private Banking zunehmend unter Ertragsgesichtspunkten optimiert und in ihrer Beratung für Vermögende in Richtung Retail-Banking wandert. Wir sehen kaum Individualität. Wichtige Qualitätsstandards wie eine belastbare Beratungsdokumentation, eine konsequente Herleitung und eine transparente Kostendarstellung werden nicht eingehalten. Eine Renditeerwartung gibt es zwar, aber diese lässt sich nicht plausibel verifizieren. Zu den einzelnen Anlagen fehlen Detailinformationen, so dass eine Bewertung der Portfolioqualität gar nicht möglich ist. Fragwürdig ist auch, warum eine (potenziell teure) Kapitalversicherung integriert wird, deren Vorteil nicht erörtert wird. Lichtblick: Ein anschaulicher Stresstest. Doch in der Summe ist die Sparkasse für Vermögende nicht überzeugend.
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