Auf die nüchterne Art
Da den Skandinaviern Effizienz und ein kluges Händchen in Geldgeschäften nachgesagt wird, wollen wir uns einmal im Detail ansehen, wie es um die Expertise unserer nördlichen Nachbarn bestellt ist.
Der Kunde und sein Anliegen
Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million zur Anlage mit. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe die Zukunft finanziell absichern wollen. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.Das Beratungserlebnis
Der Internetauftritt der Sydbank ist klar und übersichtlich, der Besucher findet schnell zu den Ansprechpartnern. Die Berater sind mit Fotos und ihren Telefondurchwahlen präsent. Gut! Die Kontaktaufnahme verläuft ebenso problemlos. Nach unserem Anruf meldet sich der Berater drei Tage später und entschuldigt diesen Zeitraum mit dem letzten Geleit, das er einem Kunden gegeben habe. Akzeptiert, selbstverständlich. Bereits für kurze Zeit später vereinbaren wir einen Besuch bei der Sydbank in Hamburg. Es ist ein Ruck-Zuck-Gespräch, um Inhalte geht es noch nicht. Per E-Mail bestätigt der Berater den Termin, eine Parkmöglichkeit wird uns leider nicht angeboten. Auch der erste Eindruck im funktionalen Einheitsbau der Sydbank bestätigt – hier wird man freundlich und höflich behandelt, aber auch etwas nüchtern, hart an der Grenze zum Spartanischen. Das außergewöhnliche Detail oder das Bemühen, sich besonders um den Kunden zu bemühen sucht man leider vergebens. Am Sandtorkai im Hafenviertel erwartet uns ein nüchtern-modernes Gebäude. Nach einer kurzen Wartezeit treffen wir die beiden Berater, die uns in den Besprechungsraum führen. Unser Blick fällt auf einen runden Glastisch, darauf Schreibblöcke mit Kugelschreiber, Kaffee und Süßigkeiten. Auch hier dominiert nüchterne Zweckmäßigkeit. Beide Berater sind Dänen. Sie lassen ihrer nüchternen Mentalität freien Lauf. Das Gespräch verläuft ausgesprochen trocken, zweckmäßig. Der Small-talk zu Beginn ist kurz. Wir reden über die Schönheit Wiens und den Skiurlaub in Österreich. Sie bitten darum, unseren Ausweis sehen zu dürfen. Den haben wir gar nicht eingesteckt. Mit Kunden scheint es hier keinerlei Schwierigkeiten zu geben. Auf unsere diesbezügliche Frage hören wir, die letzten Jahre seien so gut gewesen, da habe es gar keinen Grund für die Kunden gegeben sich zu beschweren.Das können wir bestätigen: Im FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe, an dem insgesamt 151 Vermögensverwaltungen teilnehmen, spielt die Sydbank ganz vorne mit und zeigt sehr gute Ergebnisse beim Management von Rendite und Risiko für einen Anlagebetrag von 1,5 Mio. Euro.
Investitionsentscheidungen nehmen ihren Ausgangspunkt in einer strategischen Top-Down Asset Allocation, welche durch die Kapitalverwaltung der Sydbank Dänemark bestimmt wird. Der gesamte Analyse-Apparat der Sydbank bildet die Entscheidungsgrundlage der Kapitalverwaltung. Die taktische Asset Allocation wird gemeinsam von der Sydbank Deutschland und der Kapitalverwaltungsabteilung festgelegt, wobei die Kapitalverwaltungsabteilung ein Vetorecht besitzt. Beide Berater sind nett und höflich und sind aufrichtig um eine gute Gesprächsatmosphäre bemüht. Süddeutsche Gemütsmenschen dürften etwas länger brauchen, um sich auf die skandinavische Variante von Herzlichkeit einzustellen. Doch davon abgesehen: Die Berater interessieren sich nur oberflächlich für unsere Vermögensverhältnisse. Sie wollen möglichst schnell zum Kern unseres Anliegens vordringen. Auch ist kein durchgehend roter faden in der Gesprächsführung zu erkennen. Leider sind auch die Erläuterungen zwar nicht unverständlich, aber doch nicht immer so, dass der Kunde sich voll mitgenommen fühlt.Wir erzählen, dass wir aufgrund des Niedrigzinsumfeldes eine etwas dynamischere Form der Vermögensanlage favorisieren würden.
Die Berater betonen, dass man die Ziele nicht zu ehrgeizig gestalten sollte. Eine Ertragserwartung von vier bis fünf Prozent sei im gegenwärtigen außerordentlich niedrigen Zinsumfeld „recht anspruchsvoll“ zu nennen. Die aktuellen Markterwartungen ihres Hauses für die nahe Zukunft ließen in der Startphase eine geringere Ertragssituation realistisch erschienen, werden sie später im Protokoll zum Gespräch vermerken. Höhere Ertragserwartungen von vier bis fünf Prozent ließen sich in einer höheren Risikoklasse mit einer Aktienquote von 40 bis 70% erzielen. Aber das passt doch: Schließlich haben wir zu Protokoll gegeben, dass wir zumindest in der Anfangsphase an einen Aktienanteil oberhalb der 40-Prozent-Marke gedacht haben. Nun problematisieren sie: Wie soll die Schenkung ausgestaltet werden – als echte, unwiderrufliche oder unechte, widerrufliche? Dies sei relevant für die steuerliche Behandlung als auch für die Risikoklasse, die gewählt werden könne – ein guter Hinweis. Im Gespräch gewinnen wir jedoch den Eindruck, dass beide Berater bei dieser Thematik nicht zu Hause sind. Die Hinweise sind eher dürftig. Erst im Protokoll, das uns nach dem Gespräch zugeht, sind die Ausführungen dann konkreter. Leider ist unser Name dort nicht korrekt geschrieben. Ein Lapsus, der sicher kein Weltuntergang ist, aber etwas Zweifel an der Sorgfalt aufkommen lässt, mit der das Haus arbeitet. Für die korrekte Verbuchung und Darstellung bedürfe es eines Vertrags zugunsten Dritter. Es bestünden wesentliche Unterschiede und Konsequenzen für uns und auch für die noch minderjährige begünstigte – zum Beispiel bei der Versteuerung der Erträge, die Fälligkeit der Schenkungsteuer, die Rechte von Erben. Sollten wir uns nämlich für eine unechte Schenkung entschieden, könnten Erben diese widerrufen, sollten wir im Zeitraum vor Vollendung des 20. Lebensjahrs der Begünstigten versterben. Auch, dass bei einer Überweisung aus dem Wohnsitzland Österreich nach Deutschland die Meldepflicht an die Nationalbank in Österreich zu berücksichtigen sei, und auch die Anzeigepflicht nach dem österreichischen Schenkungsmeldegesetz finden wir wichtig. Als Vertrag zugunsten Dritter? Die konkreten steuerlichen Beträge, die je nach Verwandtschaftsverhältnis zu leisten sind, sollten wir am besten von unserem Steuerberater erfragen, mit dem wir auch den sinnvollsten Lösungsweg diskutieren sollen. Mit entsprechenden Hinweisen oder gar Empfehlungen halten sie sich sehr zurück. Wir sollten jedoch im Zusammenhang mit der Schenkung den kurzfristigen Liquiditätsbedarf und entsprechende Gestaltungsspielräume bedenken. Sie spielen jedoch keine Varianten mit uns durch. Unsere Frage nach den Gebühren wird mit einer Gegenfrage beantwortet, was wir uns denn so vorstellen würden. 1% Pauschale im Jahr? – Das scheint in Ordnung zu gehen. Doch hätten wir uns eine etwas professionellere Form und Erörterung des Aspektes gewünscht. Im Nachgang geht uns dann ein Anlagevorschlag zu mit einem kurzen Begleitbrief. Eine dünne Mappe, die uns zeigt, dass 40% in Aktien und 60% in Renten angelegt werden sollen. Beiliegend finden wir Erläuterungen zu verschiedenen Fonds. Keine Kosten oder sonstigen weitere Informationen. Stattdessen sollen wir möglichst schnell zum einem zweiten Gespräch kommen.Fazit: Die Sydbank präsentiert sich als ein verlässlicher und kompetenter Partner in Sachen Vermögensverwaltung. Die nüchterne Gesprächsatmosphäre wird der eine Kunde zu schätzen wissen, der andere nicht so. Die zurückhaltende Art setzt sich auch in der mündlichen Beratung fort – und dort wird sie dann zum Manko. Das im Anschluss an das Gespräch zugesandte Protokoll enthält viele nützliche Hinweise, die wir bei der Übertragung zu bedenken hätten. Doch an Lösungen arbeitet man zumindest im Erstgespräch mit dem Kunden nicht. Dies soll der Steuerberater tun. Somit bleiben aber auch etliche Fragen offen, wie die zur Gesamtsumme, die anzusparen ist und zum Zuzahlungsbetrag. Nicht immer sind die Berater voll auf Augenhöhe mit dem Kunden. Die vorgeschlagene Vermögensverwaltungsgebühr ist fair, jedoch bleibt die Bank in der Beratung im vergleich zu anderen Häusern zurück. Lust auf mehr macht das Gespräch dann doch nicht. So schaltet die Qualifizierungsampel am Ende auf Rot.
Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November im FUCHS-Report „TOPs 2016“.
Fakten:
(Angaben des Hauses, Stand: 31.12.2014)Sydbank A/S (Deutschland)
Am Sandtorkai 54, 20457 Hamburg
www.sydbank.de
Gesellschafter: Aktiengesellschaft. Notiert an Kopenhagen Fondsbörse
Zentrale Geschäftsfelder: Vermögensberatung, Vermögensverwaltung
Alleinstellungsmerkmal / Versprechen an den Kunden:
Unabhängige Beratung in skandinavischer unkomplizierter Art mit Fokus auf die Kundenbedürfnisseverwaltete Kundenvermögen: 155 Mio. Euro
Kundenzahl: 1.400 (Kunden oberhalb von 100.000 Euro Anlagevolumen)
Dienstleistungsangebot: Vermögens-/wertpapierverwaltung (Depotmanagement) mit eigener Strategie
Produkte in der Vermögensverwaltung: Aktien, Renten, Zertifikate, ETF.
Hauseigene Produkte: Vermögensverwaltender Mischfonds
Research:
Fremdresearch: Diverse Banken Eigenresearch: Skandinavische Aktien und Renten, Schwellenländer Aktien und RentenStandardkonditionen bei einer ausgewogenen Anlagestrategie und einem Anlagevolumen von:
- 1,1|3,1|5,1 Mio. Euro: 1 % zzgl. MwSt. (individuelle Absprachen möglich)
Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.