Bankhaus Bauer: Nur ein Quäntchen fehlt
Das Bankhaus Bauer hat im Beratungsgespräch überzeugt. Als Fazit hielt die FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ fest:
„Die zentralen Aufgaben der Vermögensverwaltung, die Beratung und den Anlagevorschlag, erledigt das Bankhaus Bauer überzeugend. Die Berater bleiben zwar immer etwas distanziert, die Beratung entspricht aber vollkommen unseren Ansprüchen als Laie. Sie gehen auf unsere Unkenntnis des wirtschaftlichen Umfelds und der Vermögensanlage sehr gut ein und erklären mit einfachen Worten, welche Anlageformen sie aus welchen Gründen bevorzugen. Eine große Schwäche ist leider die Nachbetreuung. Sie findet nicht statt. Weil wir den Anlagevorschlag nicht beim ersten Versand erhalten, müssen wir der Bank nachtelefonieren. Von selbst meldet sich niemand – etwa um zu erfahren, wie uns der Vorschlag gefallen hat. Dann wäre aufgefallen, dass er nicht angekommen ist. Das sollte einer Bank bei der Betreuung vermögender Kunden nicht passieren."
Bewertung von Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Nach dem Erstgespräch erhalten wir die gesetzlich vorgeschriebene Geeignetheitserklärung. Im Anlagevorschlag selbst wird unsere persönliche und finanzielle Situation umfassend und korrekt erfasst. Ein gesondertes Beratungsprotokoll erhalten wir dagegen nicht.
Leider müssen wir uns durch bereits im Vorfeld bekannte Folien blättern, die den im Erstgespräch erläuterten Investmentprozess und das Bankhaus beschreiben. Nach 21 Seiten geht es dann aber um den Kunden.
5% Rendite vor Steuern nötig, um Kundenziele zu erreichen
Nun leitet die Bank die Zielrendite mithilfe der geplanten monatlichen Entnahmen ab. Unter Berücksichtigung des Zinseszinseffektes und des Anlagehorizonts von fünf Jahren entspricht dies einer Rendite von 0,7% jährlich. Ferner werden das Inflationsziel der EZB sowie das Vermögensverwaltungshonorar und die Steuern addiert, sodass eine angestrebte Nettorendite von 5% p.a. vor Steuern notwendig sei.
Bankhaus Bauer mit anschaulichen Passagen im Anlagevorschlag
Im Folgenden wird ähnlich der Anlagevorschlag hergeleitet. Anschaulich wird anhand von Zinsstrukturkurven beschrieben, dass eine mittlere Rendite von 0,8% p.a. für Unternehmensanleihen als Ersatz für Staatsanleihen im Niedrigzinsumfeld angemessen erscheint. Hinzu kommen Aktien mit einer mittleren historischen Rendite von 6,1% p.a. und ein aktiver Steuerungsanteil des Bankhauses Bauer von 2,5% p.a..
Daraus folgt, so die Bank, eine Portfoliostruktur von ca. 32% Aktien und 68% Renten, um die zuvor ermittelte Zielrendite von 5% zu erwirtschaften. Mit dieser Anlagestruktur hält die Bank die Erreichung der Zielrendite für realistisch. Eine transparente Herleitung des Vorschlags, die auch zeigt, dass die Bank hier sehr individuell vorgeht. Dennoch: Sie lässt auch die Frage offen, ob bei den Renditeannahmen nicht zu optimistisch gerechnet wurde, denn die Bank traut sich sehr viel zu, wenn sie nur aus der „Power" ihrer Managementleistung 2,5 % pro Jahr erzielen will.
Maximal 50% Aktien erlaubt
Als Maximalquoten für das Kapital des Kunden werden 50% Aktien, 100% Renten und 100% Liquidität festgelegt. Aktuell schlägt die Bank aufgrund ihrer Markteinschätzung folgendes vor: 45% Aktien, 50% Anleihen sowie 5% Liquidität.
Der Anlagevorschlag investiert in 16 Anleihen und 31 Aktien. Hierbei werden Einzeltitel verwendet, sodass wir im Vergleich zu den Wettbewerbern eine geringere Verteilung des Risikos sehen. Zugleich werden mit dieser Vorgehensweise aber auch die Kosten niedrig gehalten.
Die gewählten Instrumente werden einfach erklärt. Als Laie erhält man dadurch ein Gefühl für Zinsänderungs- und Bonitätsrisiken der gewählten Anleihen sowie für die Wahl der Einzeltitel auf Seiten der Aktien.
Auch werden verschiedene Aktien aus der Nachhaltigkeitsperspektive beleuchtet und diskutiert. Hier erkennen wir Individualität und Eingehen auf Kundenwünsche. Z. B. wird Amazon wegen der fragwürdigen Methoden in der Mitarbeiterführung nicht integriert. Auch Facebook fehlt wegen seiner verantwortungslosen Datennutzung. Die Bank lädt ein, vertieft in das Thema einzusteigen, um noch individueller das Portfolio zu betrachten und einzelne Unternehmen zu diskutieren. Prima!
Bankhaus Bauer verzichtet auf einen Stresstest
Leider finden wir keinen aussagekräftigen Stresstest. Die Bank betont, dass vergleichbare Portfolien in ihrer Vermögensverwaltung den tolerierten Maximalverlust von -20% stets einhielten. Hierbei geht sie jedoch nur 5 Jahre zurück. Das ist für eine Stressbetrachtung im Marktvergleich (zu) kurz.
Das Honorar beläuft sich auf 1,13% p.a. inkl. MwSt.; die weiteren Instrumentenkosten (Fondskosten) betragen, da nur Einzelwerte eingesetzt werden, 0 Euro pro Jahr, wie wir aus der beigefügten Kostenaufstellung sehen können.
Fazit Vermögensstrategie und Portfolioqualität
Das Paket des Bankhauses Bauer überzeugt nach einem eher ermüdenden Start mit vielen Folien besonders durch seine transparenten Herleitungen und seine Individualität. Das wichtige Thema Nachhaltigkeit wird in den Mittelpunkt gestellt. Für den Endverbraucher werden komplizierte Zusammenhänge gut dargestellt. Eine im Marktvergleich gute Leistung des Bankhauses, auch wenn bei der Risikobetrachtung deutlich mehr möglich wäre.
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WISSENSWERTES
Bankhaus Bauer AG
Lautenschlagerstr. 2
70173 Stuttgart
Deutschland
www.bankhausbauer.de
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GESAMTWERTUNG
Mit sehr ordentlichen Leistungen in allen Prüf-Segmenten kommt das Bankhaus Bauer nahe an ein Gut in der Gesamtbewertung heran. Es fehlt in allen Wertungsbereichen – Beratungsgespräch, Vermögensstrategie, Portfolioqualität und Transparenz – nur das berühmte Quäntchen.