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BGL BNP Paribas, Beratungsgespräch Bandeltest TOP 2018, Qualifikation

BGL BNP Paribas: Prachtvoll nur von außen

Außen hui, innen – nicht so gut, präsentiert sich die Beratung bei BGL BNP-Paribas

Die BGL BNP Paribas zeigt schon im Namen die bewegte Geschichte des Bankhauses. Es macht von außen einen prächtigen (fast protzigen) Eindruck. Doch wie so oft gilt: Schale und Kern sind zweierlei.

BGL BNP Paribas – Die Bank für eine Welt im Wandel, weiß, wovon sie spricht. 1919 wird die Banque Générale du Luxembourg gegründet, Sitz ist jedoch zunächst das belgische Städtchen Arlon, erst 1935 erfolgt die Verlegung des Geschäftssitzes nach Luxemburg.

Seit 1984 ist die Bank börsennotiert. 2005 erfolgt nach längerer Zusammenarbeit beider Häuser die Zusammenlegung und Umfirmierung zur Fortis Banque Luxembourg. Die Finanzkrise 2008 nimmt das Haus arg mit, der Staat Luxemburg übernimmt 49,9% der Aktien. 2009 schließlich wird die französische BNP Mehrheitsaktionärin der BGL, 2010 schließlich wird BGL BNP Paribas alleinige Anteilseignerin.

Wir kommen auf Empfehlung unseres bisherigen Anlageberaters und wünschen uns Luxemburg insbesondere wegen der internationalen Ausrichtung als Vermögensstandort. Das Angebot der Bank für vermögende Kunden liest sich einigermaßen umfassend, von der Portfolioverwaltung bis zur ganzheitlichen Vermögensberatung bietet die Bank Dienstleistungen an.

„Wenn Sie sich für ein Vermögensverwaltungsmandat entscheiden, übertragen Sie die Analyse und Auswahl der besten Anlagechancen sowie die fortlaufende Überprüfung Ihrer Portfoliopositionen an unsere Anlageverwalter." Das haben wir vor. „So profitieren Sie nicht nur von der Erfahrung und dem Know-how unserer Experten, sondern auch von den Fachkenntnissen zahlreicher Finanzspezialisten (Anlagestrategie, Asset Allocation etc.)."

Und auch das spricht uns an: „Damit Sie sämtliche Anlagechancen bestmöglich nutzen können, verfolgen wir eine aktive Managementstrategie, die sich an die Marktentwicklungen anpasst, Ihnen dabei hilft, Ihre Ziele umzusetzen und dabei Ihre Renditeerwartungen und Ihre Risikotoleranz berücksichtigt."

DER KUNDE UND SEIN ANLIEGEN

Dem Kunden sind mit der Flüchtlingskrise Bedenken bezüglich der Stabilität der EU gekommen. Und der BREXIT hat für ihn ganz neue Gefahren aufgezeigt: Die EU könnte auseinanderbrechen. Mittlerweile ist der Kunde soweit, dass er ernsthaft überlegt, (ganz) in ein Land außerhalb der EU zu ziehen oder zumindest dort einen zusätzlichen Wohnsitz zu gründen. Er verfügt über ein Gesamtvermögen von ca. 8.000.000 Euro, davon 4.000.000 in Immobilien. Als laufenden Einnahmen stehen monatlich 10.000 Euro nach Steuern zur Verfügung. Das bisherige Depot ist zu. 100 % in Europa angelegt. Das neue Depot soll nur noch zu 25 % in Europa investiert sein. 

DAS BERATUNGSERLEBNIS

Der Erstkontakt gestaltet sich langatmig und umständlich. Unser erster Ansprechpartner ist der Sprachcomputer. „Er" nervt mit diversen Abfragen und lässt uns schließlich in der Warteschleife schmoren. Aber schließlich klappt es, wir bekommen einen Menschen an den Apparat. Er hinterfragt Depotgröße, Wohnort, Anlagewünsche, Risikobereitschaft. Dabei stellt sich allerdings heraus, dass er nur für regionale Kunden zuständig ist. Er leitet aber die Infos u.a. auch unseren Besuchsterminwunsch an einen zuständigen Berater, dessen Namen wir auch sogleich erfahren, weiter.

Dieser versucht daraufhin vergeblich telefonisch Kontakt zu uns aufzunehmen und meldet sich schließlich per Email (s.a. Dateianhang).: „Mein Kollege hat mich informiert, dass Sie uns gerne besuchen kommen möchten. Das freut uns sehr und mein Kollege (in Cc) wird für Sie vor Ort sein. Ich bin an diesem Tag auf Dienstreise, wenn ich es aber einrichten kann, freue ich mich, Sie auch persönlich begrüßen zu können. Wann mochten Sie gerne vorbeikommen? Von 10 – 12 und von 14 – 16 Uhr wäre es aktuell sehr gut möglich." Ach, wie nett ...

Nun, am Ende haben wir Kontakt zu drei Beratern des Hauses gehabt, bevor das Gespräch zustande kommt, macht aber nix. Wichtig ist, dass man sich hier zutraut, unser Anliegen professionell handhaben zu können.

VOR–ORT-GESPRÄCH

Was wir vor Ort sehen, ist durchaus beeindruckend. Der Eingang der Bank IST sehr weitläufig und großräumig. Wir werden umgehend ins Besprechungszimmer geleitet und haben Zeit uns umzusehen, denn es dauert 10 Minuten, bis der Berater den Raum betritt. Der Beratungsraum selbst ist rechteckig und ca. 30 Quadratmeter groß. In der Mitte ein rechteckiger Tisch mit 4 Stühlen, an einer Längsseite des Raumes hängt eine Lithografie von Ladislas Kijno 1990, gegenüber ein Sideboard in hellem Holz darauf PC und Fax, daneben eine stilvolle Bodenlampe. Die Empfangsdame bietet uns Mineralwasser an.

Gesprächsinhalte und konkrete Beratung

Unser Berater stellt zunächst sich und Bank kurz vor. Er verweist auf eine Erhebung, wonach der Standort Luxembourg weltweit hinter den USA als Fondumschlagplatz an zweiter Stelle liegt. Und erläutert weiter die Vorzüge des Bankenplatzes Luxemburg: geringerer Bürokratismus, wegen des Brexit sei man eine Alternative zu Frankfurt, es gebe Steuervorteile sollte man mindestens 6 Monate im Jahr in Luxemburg wohnen usf. Ein guter Einstieg.

Dann kommen wir zu uns und unserem Anliegen. Wir gewinnen schnell den Eindruck, dass der Berater aktiv im Anlagegeschäft tätig ist. Uns erwartet ein Ritt durch die Welt der internationalen Anlagewährungen. Der Berater nimmt sich zunächst die Norwegische Krone vor: Wegen des Verfalls des Ölpreises und des damit verbundenen Währungsverlustes sieht er gewisse Erholungschancen.

Bei Schwedenkronen überzeugt ihn mehr das stabile politische Umfeld. Ansonsten erscheinen ihm die skandinavischen Währungen wenig interessant. Auch der Schweizer Franken ist für ihn nicht erste Wahl, zumindest bei Anleihen wegen des Minuszinses. Außerdem sieht er die Schweiz als sehr Euro-abhängig. Interessant könnten allerdings Schweizer Aktien wie Nestle, Novartis etc. sein. Den Südafrikanischen Rand sieht er mehr spekulativ; insbesondere auch in der Annahme, dass sich die Rohstoffpreise stabilisieren.

Einlassungen zum Depot

Zum bestehenden Depot sei beim Verkauf aus steuerlichen Überlegungen (Abgeltungsteuer) zu klären, welche Papiere vor 2009 angeschafft wurden. Bei diesen Papieren sollte wir uns einen Verkauf gut überlegen. Grundsätzlich würden alle Werte auf die BGL übertragen. Die Kosten übernähme die Bank. Unsere bisherigen Depotwerte erscheinen ihm auf den ersten Blick nicht schlecht. (Wir haben ihm den Depotauszug erst beim Gespräch ausgehändigt, da im Vorfeld nicht danach gefragt wurde). Die Rentenwerte seien derzeit generell kritisch zu betrachten. Hier empfiehlt er die Neuanlage.

Die Wertpapieraufteilung von 70% Aktien und 30% Anleihen sollen wir beibehalten. Zudem empfiehlt der Berater eine Vermögensverwaltung und keine Vermögensbetreuung, weil hier persönliche Wünsche stärker berücksichtigt werden könnten. Bei reiner Vermögensbetreuung sei eine Aufteilung in 75% Fremdwährung bei BNP nicht möglich. Der Berater sieht einen 10%igen Goldanteil in der aktuellen Situation durchaus als sinnvoll an. Anhand eines Chartbildes erläutert er uns anschaulich die Entwicklung Gold zu US-$ und Euro. Gewinne in Gold, so sagt er weiter, seien nach 1 Jahr steuerfrei.

Welches Risiko unsere Anlage mit einem 70%igen Aktienanteil haben würde, dazu schweigt sich der Berater allerdings weitgehend aus. Er verspricht aber, diesen Punkt im folgenden Anlagevorschlag aufzunehmen und darzustellen. Zumindest weist er uns auf vier Einstufungen hin: So heißt Stufe 3 „erhöhtes Risiko" und betrifft Investments in US-$ und Britisches Pfund. Der Südafrikanische Rand belegt Stufe 4. Bei Anlagen mit erhöhtem Risiko tausche man sich mit dem Kunden alle 4 Wochen aus.

DIE NACHBETREUUNG

Kurz nach dem Gespräch erhalten wir zwar keinerlei Gesprächsprotokoll, aber eine Rückfrage zum offenen Punkt der steuerlichen Behandlung von Depotwerten, die vor 2009 angeschafft wurden. Dann erreicht uns ein Anlagevorschlag mit Erläuterungen zum derzeitigen Depot – alles auf Englisch. Auf Rückfrage kommt zur Antwort, dass Unterlagen auf deutsch leider nicht geliefert werden könnten.

Der Anlagevorschlag aus Kundensicht

Der Anlagevorschlag ist das "The Tailor Made Dynamic Mandate - USD". Unabhängig von der Darbietung auf Englisch ist der Inhalt insgesamt aus Laiensicht nicht überzeugend. Es fehlt an Übersichtlichkeit (viel Prosa, (kein Inhaltsverzeichnis) sowie Risikobetrachtungen. Unklar bleibt, was von unseren Anlagewünschen letztendlich enthalten ist. Wir vermissen den jeweiligen und überhaupt den konkreten Kundenbezug. Schade, hier hätte man nach dem Gespräch durchaus etwas mehr erwarten dürfen.

GEBÜHR

Die Gebührentabelle des Hauses ist in der ausgehändigten Broschüre und wird im Gespräch kurz allg. erläutert. Konkret wird der Punkt nochmal im folgenden Anlagevorschlag dargestellt. Die Gebühr setzt sich aus einer "Performance all in Fee" zusammen (0,5%) sowie 0,25% laufender Verwaltungsgebühr und 10% Erfolgsprämie. Ob es eine Highwatermark-Regelung gibt, die die Erfolgsprämie erst nach Übertreffen eines zuvor bereits erreichten Höchststandes zulässt, das lässt die Mail offen, Inder der Berater den Gebührensatz mitteilt.

WISSENSWERTES

BGL BNP Paribas, 50, av. J.F. Kennedy, 2951 Luxembourg, www.bgl.de

MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2018

HINWEIS:
Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.


PERFORMANCE-PROJEKT

Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel. Die BGL BNP Paribas nimmt an keinem Performance-Projekt teil.

TRUSTED WEALTH MANAGER

Gibt es Verfahren oder Streitigkeiten mit Kunden? Hierzu gibt uns die Bank keine Auskunft. 


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FAZIT: So sehr der Bankkomplex, das Foyer und auch das Besprechungszimmer beeindrucken – es überträgt sich nicht (vollständig) auf die eigentliche Beratung. Zwar ist das Gespräch durchaus ansprechend und wir empfinden den Inhalt größtenteils auch als kompetent. Interessant sind bspw. Hinweise aus der Alltagspraxis des Beraters zu verschiedenen, auch spekulativen Anlagemöglichkeiten. Insgesamt zeigt sich BGL BNP Paribas aber zu wenig kundenorientiert und die schriftliche Ausarbeitung ist deutlich unter dem Standard, der andernorts – auch in Luxemburg – geboten wird.

HINWEIS: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2018".

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