Bieder und uninspiriert
Der Kunde und sein Anliegen
Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million zur Anlage mit. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe die Zukunft finanziell absichern wollen. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.Das Beratungserlebnis
Die Kontaktaufnahme erfolgt unproblematisch telefonisch. Uns wird mitgeteilt, dass wir aufgrund unseres Wohnortes Köln in das Aufgabengebiet eines bestimmten Beraters fallen würden, der allerdings auf Dienstreise sei. Am Folgetag ruft er uns zurück und wir machen einen Termin aus, der uns per E-Mail bestätigt wird. Eine brauchbare Anreiseskizze gibt es dazu. Vor Ort bei Laureus in Düsseldorf: Wir finden uns in einem modernen Umfeld wieder. Es ist ein funktionales, sicher nicht repräsentativen Zwecken dienendes Gebäude der Sparda-Bank, deren 100%ige Tochter die Laureus AG ist. Angenehm ist, dass wir einen Parkplatz in der hauseigenen Tiefgarage nutzen dürfen. Wir müssen nicht warten und werden sogleich von einem Mitarbeiter am Aufzug abgeholt. Im 14. Stock warten in zweckdienlich eingerichtetem Ambiente bereits unsere beiden Gesprächspartner. Wir genießen für einen Moment die schöne Aussicht des Düsseldorfer Hauses – bei schönem Wetter sieht man den Kölner Dom – und los geht es. Die Gesprächsatmosphäre ist recht angenehm, wenngleich die Berater auf uns etwas steif wirken. Das Eis schmilzt tatsächlich nicht so recht, auch treten ein paar Unsicherheiten bei der Präsentation auf: Wir haben den Eindruck, dass die Abläufe, wer wann was sagt, nicht so recht abgestimmt sind – aber dies soll unsere Entscheidung zunächst nicht beeinflussen. Von Berater-Interesse ist, wie wir auf ihre Adresse gekommen sind. Ein Vorschlag unseres Steuerberaters. Explizit wird dessen Name erfragt, den wir auch gerne nennen. Ansonsten empfinden wir das Gespräch eher schwierig. Einige Male betonen die Berater, uns gegoogelt zu haben. Was soll das? Uns interessiert, was bei Laureus unter ganzheitlicher Beratung verstanden wird. Unsere Gesamtsituation unter Berücksichtigung aller Einfluss nehmender Aspekte würde analysiert, und das umfassend und vorausschauend. Aha. Da würde etwa geschaut, welche persönlichen Ziele wir verfolgen, auf individuelle Rahmenbedingungen und Risiken geachtet. Insbesondere, wie unser Vermögen vor letzteren geschützt werden könne. Wichtige Kriterien, die für die zielgenaue Umsetzung der ganz persönlichen Erfolgsstrategie abzuwägen wären. Und so geht es munter weiter: Etwa dass nur mit einem umfassenden Blick auf die Gesamtheit Wechselwirkungen erkannt, optimiert und folgerichtig zu unserem Nutzen mit in die Beratung einbezogen werden würden. Das klingt nach Selbstverständlichkeiten und Allgemeinplätzen. Wir wollen es konkret erfahren. Unser Kernanliegen selbst halten die Berater für machbar. Die Vermögensanlage bei der Laureus AG Privat Finanz startet schon bei 250.000 Euro. Unsere Vermögensverhältnisse sind von besonderem Interesse für die Berater. Sie wollen das Bruttoeinkommen von uns und das des Ehepartners wissen, die Höhe von Lebensversicherungen, Immobilienbesitz und so weiter. Wir betonen, dass im Vordergrund das konkrete Anliegen der Vermögensbildung der Tochter stehe. Einer der Berater will genau wissen, wie unsere Präferenzen bei der Geldanlage aussähen, auch unsere Erfahrung mit Wertpapieren erfragt er. Dies sei für die Berater durchaus relevant, da jedes Mal ein individuelles Depot erarbeitet werden müsse, das zu den Anforderungen der Kunden passe. Es entspinnt sich eine Diskussion zur Stabilität der Währungsunion, der Zukunft des Dollars. Auch die Idee der Vermögensübertragung wird diskutiert. Wir verständigen uns schließlich darüber, dass das Anlageziel von einer Million nach acht Jahren nur durch einen aktiven Einsatz von Aktien möglich ist. Das heißt: anfänglich mit einer höheren Aktienquote starten, die im Zeitverlauf abgebaut wird. Uns fällt auf, dass die Berater sich schwer damit tun, Risiken und Volatilität an den Kapitalmärkten richtig einzuordnen: Mit "einerseits – andererseits" sind so gut wie alle Aussagen garniert. Hier wünschen wir uns mehr Tiefgang. Die Berater zeigen sich als große Anhänger von Fondslösungen, was uns nicht zu 100% einleuchtet. Ein Punkt, der sich auch später im Anlagevorschlag wiederfindet. Das detaillierte Konzept würde in den nächsten zwei bis drei Wochen erarbeitet – auf Fonds basierend, ohne Einzelaktien und wohl auch ohne Anleihen. Über Verwaltungskosten sprechen wir auch. Es gibt bei Laureus zwei unterschiedliche Vergütungsmodelle:- Modell 1 sei das bankübliche Vergütungsmodell, wo ein einmaliger Ausgabeaufschlag von 1 bis 5 % beim Kauf von Investmentfonds erhoben würde.
- Modell 2 ist ein Betreuungsentgelt, wo bei einem Investmentvolumen zwischen 500.000 und 1 Millionen 0,9% p.a. erhoben werden, aber ein Mindestbetrag von 1.000 Euro p.a. an Käufen zum Nettoinventarwert zu erfolgen hätte zzgl. eines Ausgabeaufschlags von 0,25%. Die Kosten würden alle drei Monate anteilig in Rechnung gestellt.
- Modell 1 empfinden wir als Frechheit: Es wird „bankübliches Vergütungsmodell“ genannt, wobei der volle Ausgabeaufschlag auf die Fonds erhoben wird.
- Modell 2 scheint attraktiver. Es wird ein jährliches Betreuungsentgelt von 0,9% erhoben, die Käufe der Fonds erfolgen zum Nettoinventarwert zzgl. eines Ausgabeaufschlags von 0,25%.
Fazit: Nein, für einen Lorbeerkranz reicht das nicht. Laureus ist eine Genossenschaftsbank, die das feine "Private Banking" für sich entdeckt, aber offensichtlich noch nicht zur vollen Reife entwickelt hat. Die Berater wirken bemüht, aber nicht immer – wenn es um die Details der Vermögensanlage geht – kompetent. Die Anlagementalität von Laureaus ist uninspiriert und uninspirierend. Um sich im Privatbank-Geschäft auf Dauer einen Namen zu machen und erfolgreich mitspielen zu wollen, müssen mehr Selbstbewusstsein und vor allem kreative, renditeträchtige Lösungen her. Lust auf mehr haben die Gespräche am Ende nicht gemacht. Unsere Qualifizierungs-Ampel steht auf Rot.
Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November im FUCHS-Report „TOPs 2016“.
Fakten:
(Angaben des Anbieters, Stand: Dezember 2014)LAUREUS AG PRIVAT FINANZ
Ludwig-Erhard-Allee 15, 40227 Düsseldorf
www.laureus-ag.de
Gesellschafter: 100% Sparda-Bank West eG
Zentrale Geschäftsfelder: Vermögensberatung
Alleinstellungsmerkmal / Versprechen an den Kunden:
Ausschließlicher Einsatz von zertifizierten Finanzplanern (CFPs), ein offenes Produkt-, Dienstleistungs- und Partnerspektrum sowie eine solide Muttergesellschaft mit einer über 100jährigen Tradition im Privatkundengeschäft.verwaltete Kundenvermögen: 785 Mio. Euro
Kundenzahl: 3.037
Dienstleistungsangebot:
- (ganzheitliche) Vermögensberatung
- Stiftungsmanagement/Stiftungsservices
- Nachfolgeplanung
- Weitere: Risiko- und Vorsorgeberatung (Versicherungsmakler)
Produkte in der Vermögensverwaltung: Immobilien (offene Immobilienfonds), Geschlossenen Fonds (Schiffe, Immobilien, ect.)
allerdings nicht als VV, sondern nur in Form von Betreuungsmandaten; darüber hinaus vermitteln wir individuelle VV-Mandate an unsere Partner, die dann auch Aktien, Renten, ETF beinhaltenHauseigene Produkte: Keine eigenen Produkte
Sie haben Beratungsmandate für einen Multi-Asset-Fonds mit konservativer Ausrichtung, im Vorjahr 2 Fonds, die verschmolzen wurden. Bei diesen Beratungsmandaten wird besonderer Wert auf eine sehr breite Vermögensstreuung gelegt, um eine größtmögliche Stabilität zu erreichen. Der fast 7 Jahre alte "SpardaOptiAnlage Ausgewogen" (WKN A0MS78) hat daher gerade in den letzten schwierigen Jahren mit geringer Volatilität und guter Sharpe Ratio eine stabile Performance erzielt.Research:
Fremdresearch:- DZ-Bank-Research
- WGZ-Bank-Research
- Markteinschätzungen von Produktpartnern wie der Union Investment zum Kapitalmarkt und volkswirtschaftlichen Daten
- Volkswirtschaftliches Research des BVR
- Daten des strategischen Asset Allocation-Ausschusses der Sparda-Bank West eG
Standardkonditionen bei einem Anlagevolumen von x Mio. Euro und einer ausgewogenen Anlagestrategie:
- 1,1 Mio., 3,1 Mio.,5,1 Mio. Euro: Euro: 0,75 % zzgl. MwSt.
- Modell 1: bankübliche Vergütung also bei Fonds z.B. den Ausgabeaufschlag zzgl. Rückvergütung
- Modell2: jährliches Beratungsentgelt:
- bis 500.000 Euro 1%, mind. 1.000 €
- ab 500.000 Euro 0,9%
- ab 1.000.000 Euro 0,75%
Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.