Credit Suisse: Hoher Standard, wenig Individualität
Dass die Credit Suisse schon bessere Zeiten erlebt hat, wird mit einem Blick auf den Aktienkurs deutlich: Lag der Kurs am 23. Februar dieses Jahres noch bei 13,25 CHF, so dümpelt er seit dem 2. Quartal zwischen 9 und 10 CHF dahin. Hintergrund dafür sind die angefallenen Verluste beim Hedgefonds Archegos i. H. v. ca. 5 Mrd. USD, die Pleite des Lieferkettenfonds Greensill und der Exodus hochrangiger Investmentbanker – um nur die jüngsten Skandale der Schweizer Großbank zu benennen. Und selbst der gutgläubige und uninformierte Kunde wird spätestens bei einem Blick auf die Homepage enttäuscht: Es fällt schwer, sich darauf zurechtzufinden. Vertiefende Themen wie zum „Global Women’s Financial Forum“ liegen lediglich auf Englisch vor.
Auf den TOP 30 der Ewigen Bestenliste taucht die Credit Suisse nicht auf
Kein Wunder, dass die Credit Suisse auf der Ewigen Bestenliste der Fuchs | Richterprüfinstanz unter den ersten 30 gar nicht erst auftaucht. Tatschlich hat die Credit Suisse in Sachen Transparenz nicht viel zu bieten. Sie hat den Transparenzfragebogen der Fuchs | Richterprüfinstanz nicht beantwortet und beteiligt sich nicht am Performance Projekt . Was also hat die reputationsgeschädigte Credit Suisse einem Kunden zu bieten, dem es wichtig ist, sein Vermögen sicher und nachhaltig anzulegen? Wir wollen es herausfinden. Doch was sind die Kundenbedürfnisse im Einzelnen:
- Anlagesumme: 3,5 Mio. aus Immobilienverkauf
- Vermögensschutz: was sind die finanziellen Folgen der Corona-Pandemie? Was bedeuten die hohen Staatsverschuldungen, die künftige Pleiten von Unternehmen und kleinen Geschäften sowie der mögliche Inflationsanstieg für die Anlagestrategie?
- Renditeziel: Der Anlagehorizont beträgt mindestens fünf Jahre. Am Ende soll eine schwarze Null (nach Steuern, Kosten und Inflation) stehen.
- Nachhaltigkeitspräferenzen: Ein besonderer Fokus gilt dem Thema Klimaschutz. Das Depot sollte unter Berücksichtigung sämtlicher Investments max. 2 Grad Temperaturanstieg bewirken.
Eine gut aufbereitete Standardpräsentation gibt es vorweg
Nach dem „Debakel mit der Credit Suisse in Basel“ überzeugt die Zürcher Niederlassung zunächst einmal durch Verbindlichkeit. So erhält der an Nachhaltigkeit interessierte Kunde nach dem Erstkontakt eine Präsentation mit dem Titel „Private Mandate Sustainibility“ zugesandt. Diese ist „gut aufbereitet und leicht verständlich“ und enthält am Ende ein „hilfreiches Glossar“, so das Empfinden des Kunden. Insgesamt gibt es vier Standarddepots in Sachen Nachhaltigkeit. Als Wermutstropfen erfährt der Kunde, dass sein Vermögen für eine individuelle Vermögensverwaltung nicht ausreichen dürfte. Diese wird erst ab 5 Mio. CHF angeboten.
Credit Suisse-Logo oder Karibikstrand: unterschiedliche Hintergründe
Positiv hervorzuheben ist auch die zuverlässige und reibungslose Terminvereinbarung. Das persönliche "Treffen" findet schließlich in Form eines Zoom-Meetings statt. Während der eine Berater einen Karibik-Stand als Hintergrund wählt, zeigt sich beim anderen ein einheitlicher Bürohintergrund mit Credit Suisse-Logo. Hier wäre aus Sicht der Fuchs | Richter Prüfinstanz bei der Wahl eines ansprechenden und gleichermaßen seriösen Hintergrunds mehr drin gewesen.
Optimistischer Ausblick geht über die Sorgen des Kunden hinweg
Die eigentlichen Sorgen des Kunden (hohen Staatsverschuldungen, eine mögliche Insolvenzwelle sowie steigende Inflationsraten) entkräften die Berater mit ihrem unbegründeten Optimismus nicht. Zwar geben sie offen zu, dass auch weiterhin mit Schwankungen an den Märkten zu rechnen sei, doch bleiben sie mit ihrer Aussage, der Markt sei volatil, sehr im Vagen. Langfristig gehe man von einem niedrigen Zinsniveau aus. Eine ansteigende Inflation erwartet die Credit Suisse nicht und rechnet stattdessen mit einer Inflationsrate von 1 bis 1,5 % für Europa und mit 2 % für die USA. Grundsätzlich setze man auf eine höhere Aktienquote und habe Staatsanleihen untergewichtet und zum Teil durch international agierende Börsenunternehmen ersetzt.
Tatsächlich interessiert sich der Kunde sehr dafür, dass auch kleine und mittelständische Unternehmen im Depot berücksichtigt werden. Doch die Frage, wie sehr man in diese investiert sei, kann vorerst nicht beantwortet werden. Letztlich setzt man in der Vermögensverwaltung auf Fonds. Dies trifft nicht auf Gegenliebe beim Kunden, der Einzeltitel nicht zuletzt aufgrund der höheren Transparenz bevorzugt hätte. Bleibt zunächst festzuhalten, dass die Berater das wichtige Kundenanliegen „Vermögensabsicherung“ nicht zur Zufriedenheit des Kunden erfasst haben.
Zu klärende Detailfragen bleiben zum Teil unbeantwortet
Wie also verhält es sich mit dem anderen Anliegen, nämlich dem Bedürfnis, das Vermögen nachhaltig anzulegen? Hier ist zweifelsohne eine gewisse Expertise vorhanden, doch bei Nachfragen des Kunden werden die Grenzen der Berater schnell deutlich. Einige Detailfragen müssen im Nachhinein geklärt werden. Andere bleiben unbeantwortet. So etwa die Frage, ob der Kunde aufgrund seines Interesses für den Klimaschutz in das Premium Climate Focus Mandat investieren dürfe. Hier liege die Einstiegssumme eigentlich bei 5 Mio. CHF, also über dem Anlagevolumen des Kunden. Neben dieser unbeantworteten Frage stört sich der Kunde an den zum Teil weniger strengen Ausschlusskriterien für nachhaltige Titel. So sind beispielsweise Unternehmen als nachhaltig zugelassen, die ihre Erträge zu 25 % aus dem Bereich „Kohle“ generieren. Außerdem bemängelt der Kunde den fehlenden Footprint-Vergleich zwischen dem Nachhaltigkeitsdepot und einem konventionellen Depot.
Preis ist verhandelbar
Auch wenn nicht alle Fragen beantwortet werden, so ist der Kunde doch insgesamt mit der Nachbetreuung zufrieden. Nach der Übersendung des Standard-Anlagevorschlags hält der alles in allem „sehr natürliche und sympathische“ Berater den Kontakt, ohne es dabei zu übertreiben. Und als der Kunde die hohen Kosten i. H. v. 1,97 % im ersten Jahr und 1,88 % ab dem zweiten Jahr moniert, zeigt man sich durchaus entgegenkommend und signalisiert, dass diese verhandelbar seien und bringt 1 % all-in-fee ins Spiel. Diese „Verhandlungsbereitschaft“ ist indes aus Sicht der Fuchs | Richter Prüfinstanz ein zweischneidiges Schwert. Denn wenn die Bank in der Lage ist, die Kosten fast zu halbieren, so offenbart dies andererseits, wie übertrieben hoch der „Standardpreis“ angesetzt ist.
2019 (TOPs 2020) | Beratungsgespräch | Verhörsituation statt Service | im Shop |
2018 (TOPs 2019) | Qualifikation | Größe allein macht´s nicht | im Shop |
2017 (TOPs 2018) | Qualifikation | Der verblasste Glanz der Credit Suisse | im Shop |
2016 (TOPs 2017) | Beratungsgespräch | Überzeugende Teamarbeit | im Shop |
2016 (TOPs 2017) | Vermögensstrategie & Portfolioqualität | Den Kunden nicht richtig verstanden | im Shop |
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Fazit: Die Credit Suisse überzeugt im Vorwege des eigentlichen Beratungsgesprächs durch eine sehr gute Standardpräsentation. Allerdings kommt danach nicht viel mehr. Zwar zeigen sich die Berater insgesamt fachlich kompetent. Doch bei den beiden Kundenanliegen bleibt zu vieles auf der Strecke. Insbesondere über das ernsthafte Kundenbedürfnis nach Vermögensabsicherung gehen sie allzu leichtfertig hinweg.
Mit dem Ergebnis qualifiziert sich die Credit Suisse nicht für den Beauty Contest.