Die Benchmark für den unteren Rand
Am FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe nimmt die Bank – weder unter altem, noch unter dem neuen Namen – teil.
Der Kunde und sein Anliegen
Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million zur Anlage mit. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe die Zukunft finanziell absichern wollen. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.Das Beratungserlebnis
Über die – inzwischen erneuerte – Homepage finden wir die Nummer eines Ansprechpartners. Dieser ist von unserem Anruf ziemlich überrascht und fragt, woher wir denn eigentlich die Nummer hätten. Offenbar kennt er die (alte) Webseite seines Hauses nicht so genau. Er wolle uns einen Berater suchen, der uns in den nächsten 15 Minuten zurückruft. Nach 40 Minuten vergeblichen Wartens nehmen wir das Heft des Handelns wieder selbst in die Hand. Jetzt schaffen wir es, einen Termin für ein Beratungsgespräch zu vereinbaren. Mit unserem ersten Ansprechpartner, dem inzwischen aufgefallen ist, dass der uns zugedachte Berater gerade Urlaub hat. Vorab-Informationen zu unserer Vermögenssituation oder zu unserem Anliegen werden nicht gestellt. Jedoch erhalten wir eine Mail mit den persönlichen Angaben unseres Beraters: Name, Adresse, Zeit und Ort des Termins. Als wir das Bankgebäude betreten, wartet außer einer großen Couchgarnitur niemand auf uns. Nach einigen Minuten kommt zufällig ein junger Mann vorbei, den wir beherzt ansprechen. Die herbeigerufene Mitarbeiterin entschuldigt sich, sie hätte wohl das Klingeln nicht gehört. Das Gespräch findet in einem zweckmäßig eingerichteten Beratungsraum statt. Immerhin werden wir gefragt, ob wir etwas trinken wollen. Kleiderständer Fehlanzeige, unseren Mantel parken wir auf der Stuhllehne. Unser Berater ist von unserem Erscheinen sehr überrascht, ihn habe niemand über den Termin informiert. Na, das ist ja mal ein Auftakt. Er beginnt das Gespräch mit einer kleinen Vorstellung der Bank – und lässt sich dann unser Anliegen erläutern. Seinen Einstieg in die Beratung beginnt er nun mit dem Hinweis: Erst nach einer Kontoeröffnung dürfe er überhaupt beraten und ins Detail gehen. Soll das ein Witz sein? Warum kam das nicht schon am Telefon zur Sprache? Und warum hat man uns dann eigentlich ohne Vorwarnung kommen lassen? Gehen wäre jetzt die richtige Reaktion. Doch wir sind so perplex, dass wir sitzen bleiben. Immerhin springt der Berater jetzt so weit über seinen Schatten, dass er das Gespräch fortsetzt. Doch die Beratung erschöpft sich darin, dass er auf unsere Bitte hin mit Hilfe eines Taschenrechners kalkuliert, wie viel wir pro Jahr überweisen müssten. Zirka 60.000, ohne Steuern zu berücksichtigen. Fünf Fonds kämen für die Anlage selbst in Frage. Er sagt uns auch, wer diese Fonds berät und – hui, wie brisant – dass er uns eigentlich gar nicht sagen dürfe. Die gleiche Antwort erhalten wir bei Nachfragen zu steuerlichen Aspekten. Mit wenig Begeisterung wird uns die „nicht verhandelbare“ Konditionenliste präsentiert. In unserem Fall liegt die Beratungsgebühr bei 1,75%, mindestens aber 3.500 Schweizer Franken. Zum Schluss bekommen wir eine Gebührentabelle und zwei Blätter mit Musterdepots mitgegeben. Zuschicken könne man uns ohne Unterschrift natürlich nichts. Da die Bank eine eigene Erziehungsstiftung in Afrika unterhält, fragen wir interessehalber, ob wir ein ausliegendes Büchlein mitnehmen dürfen. Das scheint auch eine brisante Frage, denn der Berater muss erst zu seinem Chef um nachzufragen. Ja, wir könnten das Buch mitnehmen, wenn wir eine Spende von mindestens 1.000 Fränkli tätigen würden. Uns wundert hier nichts mehr. Selbst dem Berater scheint die Auskunft, die er geben muss, unangenehm zu sein. Als Trostpflaster gibt er uns stattdessen ein Buch von Börsenguru Max Otte mit auf den Weg. „Die Kunst des Vergessens“ wäre uns jetzt lieber gewesen.Fazit: Die inzwischen in Leodan umbenannte und mit einem neuen Online-Beratungskonzept ausgestattete PHZ Bank hat in diesem Jahr eine neue Benchmark gesetzt – leider am unteren Ende der Skala. Viel schlechter kann Private Banking kaum aussehen. Unsere Qualifizierungsampel steht auf Dunkelrot. Das Gute an der Geschichte: Es kann nur besser werden. Und die PHZ hat dafür ja den richtigen Schritt unternommen. Ob die Zukunft nun Leodan und Hybrid-Banking heißt, das werden wir zu einem anderen Zeitpunkt herausfinden.
Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November im FUCHS-Report „TOPs 2016“.
Fakten: keine Angaben
PHZ Privat- und Handelsbank Zürich AG (jetzt: Leodan)
Löwenstrasse 56, 8001 Zürich
www.leodan.ch
Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.