DJE: Verschenkte Chancen
Eine „traditionsreiche, inhabergeführte und innovative Vermögensverwaltung“ zu sein, verspricht die DJE Kapital AG ihren Kunden. Traditionsreich? Naja, darüber ließe sich streiten – 1974 wurde das Unternehmen gegründet, in der Finanzwelt ist das noch nicht sonderlich alt. Allerdings freilich nicht so jung wie die zahlreichen Fintechs, die derzeit auf den Markt drängen. Inhabergeführt und innovativ? Das stimmt! Ihr noch immer tätiger Gründer Jens Ehrhardt hat seinerzeit eine innovative Analysemethode zur Aktienauswahl entwickelt – sein Sohn Jan Ehrhardt hat sie später Computer-gestützt verfeinert. Auch bei der Digitalisierung des Investmentprozesses preschte die DJE vor vielen anderen Vermögensverwaltern noch vor.
Heute beschäftigt das Unternehmen 160 Mitarbeiter und verwaltet über 15 Mrd. Euro. Die DJE hat eine kleine Erfolgsgeschichte geschrieben. Die Kernbereiche des Unternehmens sind nach wie vor die klassische Vermögensverwaltung und die Auflage eigener Fondsprodukte. Auch nachhaltiges Investieren sei bei der DJE möglich, liest der interessierte Kunde auf der Website. Das klingt alles sehr vielversprechend – der Kunde will es genau wissen und vereinbart eine Beratung mit der DJE-Filiale in Köln.
Der Kunde und seine Anforderungen
- 3,5 Mio. Euro aus der Veräußerung einer Immobilie, die wiederum stammt aus einer Erbschaft
- Hat Sorgen bezüglich Konjunktur nach Corona, Staatsverschuldung, Euro-Crash, Eskalation politischer Konflikte
- Interessiert an einer diskretionären Vermögensverwaltung
- Aspekte nachhaltiger Geldanlage sind prinzipiell von Interesse
- Kapitalerhalt als unterstes Renditeziel
Stärken der Beratung
Die DJE Kapital AG versucht den interessierten Kunden mit einem Core-Satellite-Ansatz von sich zu überzeugen. In der Finanzwelt ist damit eine Anlagestrategie gemeint, bei der etwa 80% des Vermögens in einen festen Kern aus sicheren und soliden Aktien, Anleihen etc. investiert werden. Darum kreisen „Satelliten“, kleinere Positionen chancenreicherer Investments, mit denen eine Überrendite erwirtschaftet werden soll. Der feste Kern des DJE Depots besteht zu drei Vierteln aus Aktien und einem Teil aus Anleihen – alles Einzeltitel. Das ermöglicht dem Kunden einen transparenten Blick in das ihm vorgeschlagene Portfolio. Das Schwergewicht bei den Aktien liegt auf deutschen und europäischen Titeln mit soliden Bilanzen, einige US-Titel werden beigemischt. Die Satelliten bestehen unter anderem aus hauseigenen DJE-Fonds, Gold und taktisch gehaltenem Cash. Für den Kunden ein aus Laiensicht nachvollziehbarer und transparenter Investmentansatz.
Die Berater haben zudem „Vermögensabsicherung“ als den zentralen Kundenwunsch erkannt und bemühen sich dem Thema im Beratungsgespräch Raum zu geben. Aufbauend auf ihren positiven Inflations- und Konjunkturerwartungen erklären Sie, dass sich vor allem Aktien und Immobilien derzeit als Investment lohnen. Bei den Branchen konzentriere sich die DJE aktuell auf Infrastruktur-Investments – angesichts des Green Deals eine nachvollziehbare Strategie. Anleihen würden sie untergewichten. Um am Anleihemarkt nennenswerte Renditen einsammeln zu wollen, müsse der Kunde schon einen Anlagehorizont von 30 Jahren mitbringen. Dass das nur auf die Staatsanleihen der großen Industrienationen zutrifft, lassen die Berater leider unerwähnt. Interessant wäre ihre Einschätzung zu Unternehmensanleihen oder Staatsanleihen von Schwellenländern. Die Kosten sind mit 0,7% recht schlank – hinzukommt eine Erfolgsabhängige Vergütung von 5% für die DJE ab einem Wertzuwachs von 5% p.a. Das sichere die gleichen Interessen der DJE und ihrer Kunden.
Schwächen der Beratung
Die Beratung der DJE ist insgesamt solide, wenn auch einzelne Themenbereiche – vor allem der Konjunkturausblick – wesentlich mehr Gewicht vertragen hätten. Das verwundert: Denn gerade auf diesem Gebiet hat sich Jens Ehrhardt seine Meriten verdient. Wenig erfreulich ist, dass der Kunde nach der Beratung keinen Anlagevorschlag erhält. Die DJE begründet es damit, dass die Vermögensverwaltung sehr individuell sei und es bis zu 6 Monaten dauern könne, bis das Geld investiert werde. Die DJE warte beispielsweise auf den richtigen Einstiegszeitpunkt. Der Sinn dieses Market-Timings ist in der Finanzwelt hoch umstritten (darüber ließe sich eine Grundsatzdiskussion eröffnen) und ist beim langen Anlagehorizont, den der Kunde mitbringt, vernachlässigbar.
So erhält der Kunde ein Musterportfolio mit einer Liquiditätsquote von knapp 27% und ca. 70% (hauptsächlich europäische) Aktien. 25% des Musterdepots sind aktuell in Fonds angelegt – das irritiert, in der Präsentation steht, dass dieser "Fonds-Anteil" bei 20% gedeckelt sein sollte. Auch geht aus dieser Darstellung die in der Theorie sehr nachvollziehbare Core-Satellite-Strategie nicht hervor. Im Durchschnitt der letzten 20 Jahre konnte sich mit dieser Strategie eine Rendite zwischen 5,4% und 7,3% p.a. (vor Kosten, Inflation und Steuern) einfahren lassen. Wichtig wäre dem Kunden hier noch eine Einschätzung der DJE gewesen, wie sich das wohl in Zukunft verhalten wird.
2018 (TOPS 2019) | Qualifikation | Gutes Gespräch, magerer Vorschlag | im Shop |
2016 (TOPs 2017) | Beratungsgespräch | Cocktail mit Wermutstropfen | im Shop |
Kontakt
- DJE Kapital AG
- Spichernstraße 44
- 50672 Köln
- Deutschland
- www.dje.de
Fazit: Die Beratung an sich ist solide. Aber mit der Nachbetreuung und dem fehlenden Anlagevorschlag lässt die DJE den Fisch wieder vom Haken. Auch das Nicht-Ausfüllen der Transparenz-Fragen verschenkt Punkte. Schade! Andernfalls wäre eine weitaus höhere Platzierung möglich gewesen – so läuft die DJE im Mittelfeld.
Hinweis: Solide (wenn auch nicht herausragende) Beratung, aber kein "echter" Anlagevorschlag und auch keine Punkte für Transparenz - das ist insgesamt zu wenig, um sich im Wettbewerbsumfeld durchzusetzen. Für den Beauty Contest hat sich die DJE Kapital AG damit nicht qualifiziert. Aber es war erkennbar mehr drin.