Dreyfus: Verschlossenes Traditionshaus
Dreyfus Söhne & Cie. AG ist eine 1813 in Basel als Handelsunternehmen gegründete Privatbank. Sie war an einigen bedeutenden Industrie- und Bankgründungen in Basel beteiligt. Die Nachfahren des Gründers halten derzeit in fünfter und sechster Generation alle Anteile der Bank.
Die Bank beschäftigt sich ausschließlich mit der Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden. Mit Familienorganisationen, Trusts und Stiftungen hat Dreyfus reiche Erfahrungen gesammelt.
Die wichtigsten Angebote
Vermögensverwaltung, Anlageberatung und Dienstleistungen für Family Offices sind die wichtigsten Angebote für Privatkunden. Besonders für Schweizer Kunden bietet die Bank eine Reihe von Zusatzdienstleistungen wie die Erstellung einer Steuererklärung oder die Testamentsvollstreckung.
Die Bank Dreyfus hat 201 Mitarbeiter. Die Fluktuation ist gering. Ende 2016 wurden 17 Mrd. CHF Kundenvermögen verwaltet. Die Bilanzsumme betrug 2,5 Mrd. CHF. Sie ist damit seit 2012 um etwa eine Mrd. CHF gesunken – die Kunden haben als Reaktion auf die Negativzinsen der Schweizer Nationalbank die Liquidität reduziert.
Die Bank hat neben ihrem Sitz in Basel in den letzten Jahren Büros in Lausanne (2011), Delémont (2012), sowie Zürich, Lugano und Tel Aviv (2013) eröffnet.
DER KUNDE UND SEIN ANLIEGEN
Dem Kunden sind mit der Flüchtlingskrise Bedenken bezüglich der Stabilität der EU gekommen. Und der BREXIT hat für ihn ganz neue Gefahren aufgezeigt: Die EU könnte auseinanderbrechen. Mittlerweile ist der Kunde soweit, dass er ernsthaft überlegt, (ganz) in ein Land außerhalb der EU zu ziehen oder zumindest dort einen zusätzlichen Wohnsitz zu gründen. Er verfügt über ein Gesamtvermögen von ca. 8.000.000 Euro, davon 4.000.000 in Immobilien. Als laufenden Einnahmen stehen monatlich 10.000 Euro nach Steuern zur Verfügung. Das bisherige Depot ist zu. 100 % in Europa angelegt. Das neue Depot soll nur noch zu 25 % in Europa investiert sein.
DAS BERATUNGSERLEBNIS
Beim ersten Anruf werden wir schnell mit einem Berater verbunden. Zu Fremdwährungsanlagen meint er, diese seien keine Hexerei, die Bank beherrsche sie aus dem Effeff. Die Vermögensanlage werde für den Kunden maßgeschneidert. Er berichtet offen von den in den letzten Jahren eröffneten Büros der Bank. Diese seien durch das veränderte Finanzumfeld nötig geworden. Unter den Mitarbeitern gebe es kaum Fluktuation – sie blieben im Schnitt 20 Jahre im Haus.
Es gibt für uns keinen Grund zu zögern. Wo so viel Selbstbewusstsein bei der Anlage in Fremdwährungen vorhanden ist, sollte wir auch für unseren Anlagewunsch eine Lösung präsentiert bekommen. Wir melden uns erneut. Und erreichen wieder den Berater. Der Termin bestätigt er uns sofort darauf per E-Mail. Die Mail enthält auch eine Anfahrtsbeschreibung und Parkplatzhinweise.
Vor–Ort-Gespräch
Das Gebäude der Bank liegt versteckt in einer Seitengasse. Von außen ist es unscheinbar, ein klassizistischer Bau aus dem 19. Jahrhundert mit Gesims und Fensterläden. Die Innenräume sind aufwändig renoviert.
Der Berater selbst öffnet uns die Tür. Er nimmt uns den Mantel ab und bietet Getränke und Süßigkeiten an. „Das Büro befindet sich im Aufbau, daher müssen ich und meine drei Kollegen derzeit alles selbst machen", entschuldigt er sich.
Der Beratungsraum ist unauffällig, zweckmäßig eingerichtet, hell und mittelgroß. Nur zwei Ölgemälde fallen als Dekoration auf.
Gesprächsinhalte und konkrete Beratung
Wir kommen flott ins Gespräch. Der Berater sieht für Großbritannien Chancen nach dem Brexit. Das wird sich alles einspielen und die Entscheidungen dann nur noch vom Parlament getroffen werden, sagt er. Die Schotten werden sich eine Loslösung gut überlegen.
Nach der Bankenkrise ist es im Euroraum zu einem politischen und monetären „Durchwursteln" gekommen. Er sieht Italien als im Prinzip Pleite an und glaubt daran, dass Italien den Euroraum verlassen wird. Wenn Großbritannien gut aus dem Brexit herauskommt, werden andere Staaten dem Beispiel folgen. In der EU werden dann nur schwache Staaten übrigbleiben. Deutschland kann nicht alles alleine schultern, vor allem nicht für die Flüchtlinge in ganz Europa sorgen, hören wir.
Blick ins Portfolio
Das von uns vorgelegte Portfolio fand der Berater nicht schlecht. Er schlägt vor, es zunächst zu übertragen und nach und nach zu ändern.
Gute, dividendenstarke Einzelaktien sollen unser neues Portfolio im Wesentlichen ausmachen. Der Schwerpunkt soll auf Schweizer und US-Amerikanischen Aktien liegen. Zum Beispiel Geberit, Nestlé, Straumann in CHF, sowie General Electric, aber auch Royal Dutch/Shell und Total in Euro.
Unsere Risikotragfähigkeit von 30% erlaubt viel Spielraum, wie der Berater erklärt. Der Aktienanteil soll mit 75% sehr hoch sein – so, wie wir es uns vorstellen. 13,5% sollen in Obligationen angelegt werden, 4,5% in Edelmetallen und der Rest als Kontensaldi verfügbar bleiben.
Die Nachbetreuung
Telefonisch fragt der Berater nach, wie uns der Anlagevorschlag gefällt und ob Dreyfus & Söhne noch als Vermögensverwalter für uns in Frage kommen. Später, als nette Geste, über die wir uns freuen, erhalten wir eine Weihnachtskarte. Weitere Kontakte zur Bank gibt es nicht.
Der Anlagevorschlag aus Kundensicht
Ein Protokoll zum Gespräch erhalten wir nicht. Der Anlagevorschlag kommt aber recht schnell. Darin wird die Anlagestrategie verständlich erklärt und unser Wunsch, außerhalb des Euroraums anzulegen, klar erfüllt.
Gebühr
Die All-In-Fee beträgt 0,7%, wie uns der Berater im Anlagegespräch erklärt. Das ist fair.
HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.
WISSENSWERTES
Dreyfus Söhne & Cie. AG, Banquiers, St. Peterstrasse 1 8001 Zürich, Schweiz www.dreyfusbank.ch
MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2018
Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.
Am Performanceprojekt nimmt die Bank Dreyfus Söhne & Cie AG nicht teil. Ein Bild über deren Performance in der Vermögensverwaltung haben wir somit nicht.
Gibt es Verfahren oder Streitigkeiten mit Kunden?
Die Bank gibt keine Selbstauskunft, die Ampel steht nicht auf Grün. Hinweise auf unfaires verhalten gegenüber Kunden liegen uns aber nicht vor.
Dreyfus Söhne & Cie. AG, Banquiers verfolgt nach eigenen Angaben eine konservative Anlagestrategie. Sie bevorzugt dabei die Direktanlage. Aktien, Obligationen, Geldmarktanlagen, Rohstoffe und ausgewählte Fonds sind die bevorzugten Anlagen der Bank.
Die Anlagestrategie der Bank setzt zum einen klassische finanztheoretische Ansätze um und berücksichtigt moderne verhaltenstheoretische Theorien. Zur Risikokontrolle werden interne und externe Systeme genutzt.
Zur Auswahl der einzelnen Titel stützt sich die Bank auch auf externe Analysen. Die Auswahlkriterien sind die fundamentalen langfristigen Erfolgsaussichten, Transparenz, Liquidität und eine auf stabile Renditen zielende Risikokontrolle.
Eigenes Allokationsmodell
Grundlage für den Aufbau eines individuellen Kundenportfolios ist das in der Bank entwickelte Modell der strategischen und taktischen Asset Allokation. Die strategische Asset Allokation (SAA) definiert das langfristige Anlageprofil. Der Anlagehorizont und das Risikoprofil des Kunden bestimmen das Anlageprofil. Die SAA zeigt, welcher Anteil in Aktien, Bonds oder alternative Anlagen wie Gold oder Immobilienfonds investiert wird.
Die taktische Asset Allokation soll zusätzliche Rendite erwirtschaften, indem sie die Vorteile mittel- bzw. kurzfristig höherer Renditen einzelner Anlageprodukte wie derzeit etwa Aktien gegenüber Staatsanleihen ausnützt und diese übergewichtet.
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Fazit: Der Berater macht durchaus einen guten Eindruck auf uns. Er stellt sich und die Bank auf eine persönliche Art vor, die uns schnell Vertrauen fassen lässt. Auf die Märkte geht er ausführlich ein. Besonders seine Erklärungen zum Brexit und zu dem erwarteten Ausstieg Italiens aus dem Euro machen Eindruck. Er vertritt damit unsere eigene Position, die wir mit unserem Wunsch, außerhalb des Euroraums anzulegen, deutlich gemacht hatten. Ist das also wirklich die eigene Positionierung der Bank?
Der Anlagevorschlag ist überzeugend. Er ist laienverständlich und entspricht in etwa dem, was im Gespräch mit dem Berater abgesprochen wurde.
So weit reicht es also zur Qualifizierung für die Endrunde – wenn da nicht die weitgehende Intransparenz von Dreyfus Söhne & Cie. AG wäre. Die Bank beantwortet uns nicht eine Frage. Sie begründet das mit dem Anspruch, die Privatsphäre der Kundschaft wahren zu wollen. Doch entspricht das weder den Tatsachen, denn unsere Fragen betreffen die Privatsphäre der Kundschaft nicht, allenfalls fragen wir nach Kundenstrukturen – noch sehen das die meisten Mitbewerber so. Leider fehlt es hier an den letzten Pünktchen, um in die Qualifikationsrunde zu gelangen. Bedauerlich. Unnötig.