Ein langes Beratungsgespräch und mehrfache Anläufe
Es dauert ein wenig und ist mit mehrfachen Weiterleitungen verbunden bis der Kunde schließlich bei der Bank Gutmann mit einem geeigneten Ansprechpartner verbunden wird. Etwas "langatmig" und "wenig konkret" möchte der Berater dann bereits im telefonischen Vorgespräch wissen, warum der Kunde sein Geld bei den Gutmännern anlegen und warum er es nachhaltig investiert wissen möchte. Der Grund dafür, so der Kunde, sei einfach: Da man selber nachhaltige Textilien vertreibe, sei man daran interessiert, dass die eigene Vermögensanlage dazu nicht im Widerspruch stehe.
Von außen kaum sichtbar, von innen verlassen
Nachdem ein Termin für ein Beratungsgespräch vereinbart ist, erhält der Kunde eine Mail, die eine Terminbestätigung, eine Gesprächszusammenfassung, eine Kurzvorstellung der Bank sowie eine Anfahrtsskizze enthält. Von der Diskretion her stimmt es – so der erste erste Eindruck des Kunden. Dies zeigt sich schon darin, dass die in einem "typischen Wiener Altbaugebäude" gelegene Bank "öffentlich kaum sichtbar" bzw. von außen erkennbar ist. Sodann erscheint es ihm, eine wenig frequentierte, um nicht zu sagen "verlassene" Bank" zu betreten. Mal sehen wie sehr man sich um ihn kümmern und bemühen wird!
Die zentralen Anliegen des Kunden
- Anlagevolumen: 1,0 Mio. Euro
- Anlagehorizont: langfristig
- Nachhaltigkeitsfokus: Orientierung an den Kriterien der katholischen Bischofskonferenz mit dem "Spezialthema" nachhaltig produzierte Textilien (aus Biomaterialien) aufgrund der eigenen Tätigkeit in dem Bereich
Im Beratungsgespräch selbst verwenden die beiden Berater viel Zeit damit, die Lebensumstände und die finanzielle Situation des Kunden zu evaluieren. Und dies, obwohl sich der Kunde bereits im telefonischen Vorgespräch vielfach dazu geäußert hat. Das Interesse der Berater am Kunden und seinen nachhaltigen Vorlieben wirkt nicht wirklich glaubhaft. Zwar bemühen sie sich, den Kunden von einer Spezialisierung der Bank in Sachen Nachhaltigkeit zu überzeugen. Doch liest man die Folien zu den – inhaltlich bereits bekannten – Richtlinien der Bischofskonferenz vor. Auf den Kunden wirkt dies so, als ob man sich bei ihm anbiedern wolle, aber nicht wirklich hinter einer Nachhaltigkeitsstrategie stehe.
Gespräch mit Überlänge ohne vorläufiges Ergebnis
Das Gespräch zieht sich in die Länge. Ohne Konkreteres über eine für ihn in Frage kommende Anlagestrategie zu erfahren und ohne über mögliche Kosten für eine Vermögensverwaltung aufgeklärt zu werden, überzieht man das Gespräch um 40 Minuten. Eben weil man vermutlich die eigenen Grenzen beim Thema Nachhaltigkeit vom Kunden aufgewiesen bekommt, ist man dann umso mehr bemüht, zum Schluss nochmal klarzustellen: "Im Zuge der Vermögensverwaltung betreuen wir Ihr Vermögen bestmöglich und da haben wir mehr Expertise als Sie oder unsere Kunden. Dementsprechend lassen wir uns hier nicht in unsere Aufgaben reinreden." Das klingt nicht gerade einladend!
In Anbetracht des zeitlich umfangreichen Beratungsgesprächs wirkt das darauf folgende Gesprächsprotokoll recht hastig niedergeschrieben und muss nachträglich korrigiert werden. Einen Anlagevorschlag gibt es vorerst nicht. Dieser wird dem Kunden in einem weiteren noch zu vereinbarenden Termin in Aussicht gestellt. Nachdem dieser vereinbart ist, muss er von der Gutmann Bank jedoch aufgrund von Corona auf Anordnung des Staates abgesagt werden. Der Kunde kann diese Terminabsage nicht nachvollziehen und betont, dass der österreichische Staat es den Banken explizit erlaubt habe, Kundentermine wahrzunehmen.
Nachbetreuung wirkt anstrengend
Immerhin: Auf sein Nachfragen hin erhält er schließlich widerwillig – 28 Tage nach dem Beratungsgespräch – einen Anlagevorschlag. Dieser jedoch wirkt wenig professionell auf den Kunden, weist inhaltliche Fehler (wie eine falsche ISIN-Nummer), Widersprüche und Rechtschreibfehler auf. Außerdem wirkt er nicht wie aus einem Guss, sondern "zusammenkopiert".
Bei vielen der im Anlagevorschlag enthaltenen Fonds ist das Kriterium Nachhaltigkeit nicht ersichtlich. Außerdem sind die Richtlinien der Bischofskonferenz nicht wirklich wieder zu erkennen. Auch verwundert den Kunden, dass der Anlagevorschlag einen Fonds enthält, bei dem es im Beratungsgespräch noch hieß, dass er aufgrund seiner Mindestanlagesumme von 500.000 Euro nicht in Frage komme. Die Erklärung des Beraters, dass er im Homeoffice nur einen begrenzten Zugriff auf die Dokumente der Bank habe, trägt nicht gerade zur Beruhigung des Kunden bei. Auf die schriftlichen Rückfragen des Kunden meldet man sich nicht in der gewünschten Weise, so dass er schließlich zum Hörer greifen muss. Der Anlagevorschlag wird schließlich nochmal nachgebessert. Es gibt eine 2. und auch eine 3. Fassung. Von einer "innovativen Vermögenslösung" ist auch der dritte "Anlauf" weit entfernt und vermag den Kunden nicht zu überzeugen. Dieser empfindet die gesamte Nachbetreuung als äußerst anstrengend.
Preis-Leistungsverhältnis:
Kosten
VV ab 0,9 % p.a. (> 5 Mio. Euro) bis 1,3 % p.a. (< 1,1 Mio. Euro) All-in-Fee (jeweils zzgl. MwSt.)
Mindestanlagesumme
- Individuelle Vermögensverwaltung und Private Banking ab 1 Mio. Euro
- Private Wealthmanagement und einzeltitelbasierte VV ab 5 Mio. Euro
Teilnahme am Performance-Projekt: Ja
Dienstleistungsportfolio:
Kerngeschäftsfelder
- Vermögensverwaltung und -beratung
- Family Office
- Stiftungsmanagement
Spezialitäten
- Nachfolgeplanung
- Alternative Investments (u.a. Private Equity)
Nachhaltigkeitsexpertise
- Externes Expertengremium
- Kooperation mit nachhaltig orientierten Fondsgesellschaften
- Anschrift: Bank Gutmann AG, Schwarzenbergplatz 16, 1010 Wien, Österreich
- Internet: www.gutmann.at
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Fazit: In Sachen "Nachhaltigkeit" hat die Bank Gutmann wenig Überzeugendes zu bieten. Sie vermag es nicht, den Kunden mit seinem eigentlichen Anliegen abzuholen und präsentiert schließlich einen Anlagevorschlag, der in vielerlei Hinsicht unprofessionell wirkt. Um gegenüber nachhaltig agierenden Mitbewerbern zu bestehen, ist noch viel Arbeit zu leisten.
HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz. erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter QF/QF und Ralf Vielhaber / Verlag Fuchsbriefe.