Flossbach: Gewogen und für zu leicht befunden
Schnell gewachsen
Flossbach von Storch ist einer der größten bankenunabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland, ist weiter zu lesen. Nach wie vor befinde er sich im Eigentum seiner Gründer und leitenden Angestellten. Mehr als 140 Mitarbeiter kümmern sich um ein Vermögen von über 25 Milliarden Euro. Das ist für ein so junges und bankunabhängiges Haus gigantisch. Flossbach von Storch fährt einen Multi-Asset-Ansatz, der Vermögen grundsätzlich auf verschiedene Anlageklassen aufteilt. Dabei sei es unerheblich, ob ein Anleger mehrere Millionen Euro anlegt oder monatlich 50 Euro in einen Fondssparplan einzahlt. Man verspüre allen Anlegern gegenüber die gleiche Verantwortung.Flossbach von Storch nahmen anonym am FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe teil und stellten dort Ihr Können in der Vermögensverwaltung unter Beweis.
Anlegen mit dem Pentagramm
Der will man mit dem sogenannten Flossbach von Storch-Pentagramm gerecht werden, das sich in allen Fonds und Mandaten wiederfinde und aus dem fünf Elementen Diversifikation, Flexibilität, Qualität, Solvenz und Wert besteht. Man sei davon überzeugt, dass die Chancen eines Investments stets deutlich größer sein müssen als dessen Risiken. Das ist eine Philosophie, die uns sehr entgegenkommt. Ein robustes Portfolio, mit dem Turbulenzen weitgehend unbeschadet überstanden werden können, ohne dabei den Großteil des Renditepotenzials zu opfern – so stellt sich Flossbach von Storch die Antwort auf die aktuelle Marktlage vor. Mit dem 2014 gegründeten „Flossbach von Storch Research Institute“ werde die unabhängige Analyse, insbesondere zu volkswirtschaftlichen und geldpolitischen Themen, gestärkt. „Nur wer sich einen unverstellten Blick auf die Realität bewahrt, wird in einem Anlageumfeld, das von großen Umbrüchen geprägt ist, ein kompetenter und verlässlicher Partner sein können.“ Starke Worte, die sich in der folgenden Beratung zu beweisen haben.Flossbach von Storch werden von der Private Banking Prüfinstanz auf ihr Verhalten gegenüber Kunden einem laufenden Monitoring unterzogen. Bisher gibt es keine negativen Vermerke. Eine Selbstauskunft hat FvS allerdings nicht abgegeben.
Der Kunde und sein Anliegen
Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Sie suchen einen neuen Vermögensverwalter für Ihr bestehendes Depot über 2,5 Mio. Euro. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Sie sind in verschiedenen Branchen unternehmerisch oder als leitende Angestellte tätig oder bereits im Ruhestand. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.Das Beratungserlebnis
Wir erreichen am Telefon einen Mitarbeiter und schildern ihm unser Anliegen. Dieser schätzt unsere Anlagesituation erst einmal als nicht problematisch ein, stellt dann aber an einen Kollegen durch, der unsere Bedenken hinsichtlich des bestehenden Depots durchaus teilt. Nachdem er sich unsere Schilderungen angehört hat, bestätigt er, dass die jetzige Konstellation ganz sicher nicht das Optimum darstelle. Wir fühlen uns verstanden. Wir vereinbaren einen Termin und er kündigt noch die Anwesenheit eines zweiten Beraters an. Das ist professionell – man will uns nicht überraschen und irritieren. Das soll uns nur recht sein. Wir bekommen per Post die Terminbestätigung sowie eine Informationsmappe. Bis hierhin – alles prima. Ein Protokoll des kurzen Vorgesprächs erhalten wir allerdings nicht.Das Gespräch vor Ort
Wir erreichen die Geschäftsräume der Flossbach von Storch AG, die sich in einem Hochhaus in der Kölner Ottostraße befinden. Damit residiert der Vermögensverwalter praktisch über der Stadt. Wir betreten ein etwas kühl wirkendes Entree und gelangen an modernen Skulpturen vorbei in den Besprechungsraum, in dem sich die beiden Berater bereits aufhalten. Wir erwähnen, dass wir über Bekannte in Köln auf das Unternehmen gestoßen und zudem vom guten Ruf des Instituts angetan sind.Zweistellige Schwankungen sind einzuplanen
Als wir in die Diskussion einsteigen, sehen die Berater – anders als im Telefonat angekündigt – keinen sofortigen Handlungsbedarf bei unserem Depot. Zinsgewinne wie in der Vergangenheit seien allerdings nicht mehr möglich. Wir werden entsprechend in unserer Meinung bestärkt eine Änderung herbeizuführen. Uns werden Anleihen und Aktien empfohlen, ergänzt durch Immobilien und Gold. Man schätzt ein, dass das niedrige Zinsniveau höchstwahrscheinlich länger bleibe als anfangs gedacht. Zwar könnten in den USA die Zinsen steigen, auch in Deutschland geringfügig: Damit werde jedoch noch keine Zinswende erreicht. Als es um unseren Wunsch nach Kapitalerhalt geht, erfahren wir, dass zwei Prozent Rendite mit einer defensiven Ausrichtung nur sehr schwer zu erreichen seien. Die Berater empfehlen stattdessen die Strategien „Defensiv plus“ oder „Ausgewogen minus“ von Flossbach von Storch. Das klingt nach einer Standrad-Fondslösung ... Aktien seien unerlässlich, und Flossbach von Storch habe frühzeitig zu Aktien geraten. Unternehmer sind einfach die besseren Schuldner als Staaten, so offenbar die Überzeugung der beiden Berater. An Gebühren müssten wir mit knapp einem Prozent rechnen. Das ist in Ordnung. Was die Schwankungen betrifft, sollten wir uns auf zweistellige Größen einstellen, wenn die notwendige Rendite von drei bis 3,5 Prozent vor Steuern und Gebühren erreicht werden soll.Berater hören sich selbst gern reden
Was die Berater betrifft, erleben wir zwei kommunikative Menschen, die jedoch eindeutig mehr an dem interessiert sind, was sie selbst zu sagen haben, und weniger an dem, was uns interessiert. So geben sich die beiden viel Mühe, ihren beruflichen Werdegang ins positive Licht zu rücken. Dagegen bemühen sie sich nicht, uns komplexe Sachverhalte einfach und verständlich zu erklären. Auch ihre Fähigkeit zuzuhören empfinden wir als nur rudimentär ausgebildet. Weder erkennen wir eine konkrete Idee, mit der unser Problem gelöst werden könnte – außer dem FvS-Strategiefonds natürlich –, noch irgendeine Struktur im Gespräch. Die beiden Berater springen inhaltlich munter hin und her und haben offensichtlich Spaß an diesem Vorgehen. Es wird viel gelacht. Uns ist allerdings eher nicht zum Lachen, bleibt doch aus unserer Sicht sehr vieles auf der Strecke, inklusive einer gründlichen Analyse unserer Ausgangssituation. Zudem fällt uns auf, dass die Berater offenbar eine Fragenliste abarbeiten, an der sie sich formal orientieren. Von Flexibilität kann auch beim Produktangebot keine Rede sein, es gibt anscheinend ein enges Korsett: Flossbach von Storch hat seine Anlagekategorien, in die wird der Kunde eingepasst. Insofern haben wir nicht den Eindruck, dass unsere Wünsche und Bedürfnisse im Mittelpunkt der Beratung und des Anlagekonzeptes stehen, die Beratung erfolgt nach einem 0815-Schema.Nachbetreuung
Eine Nachbetreuung im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Wir erhalten sehr spät ein Protokoll des 75-minütigen Gesprächs, allerdings keinen Anlagevorschlag. Das ist bei dem Anspruch, den Flossbach von Storch postuliert, eindeutig zu wenig. Vielleicht reicht es den institutionellen Anlegern, die ja inzwischen auch die wichtigste Kundengruppe von FvS sind.Fazit:
Kein gutes Beratungsgespräch, keine Nachbetreuung, kein Anlagevorschlag. Zudem Berater, sie sich lieber selbst reden hören als den Kunden zu Wort kommen zu lassen. Vielleicht ist das die Weise, auf die professionelle Großkunden betreut werden möchten. Wir sind als Privatkunde durchaus enttäuscht.
Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2017“.
Fakten
Flossbach von Storch AG
Ottoplatz 1, D-50679 Köln
www.fvsag.com
Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.