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Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft, TOPS 2022, Beratungsgespräch und Vorauswahl

Fürst Fugger: Nicht tief genug gebohrt

Wie schlägt sich die Fürst Fugger Privatbank im Markttest der Prüfinstanz? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Die Corona-Krise hat die Art und Weise der Anlageberatung verändert. Viel findet nun telefonisch statt – das stellt neue Anforderungen an die Beratungskompetenz der Finanzinstitute. Die Fürst Fugger Privatbank macht ihren Job nicht schlecht. Aber das reicht nicht.

600 Jahre Unternehmensgeschichte lassen bereits erahnen, dass die Fürst Fugger Privatbank einiges von Vermögensabsicherungsstrategien zu verstehen scheint. Aus einer Weberfamilie entstand im 15. Jahrhundert eine der größten und mächtigsten Banken Europas, bei der sich Fürsten, Könige und Kaiser ihr Geld liehen. Der potenzielle Neukunde der die Fürst Fugger Privatbank im Auftrag der FUCHS|RICHTER Prüfinstanz besucht, lässt sich aber nicht von einem Geschichts-Interesse motivieren – er hat Angst um sein Vermögen und sucht einen verlässlichen Partner.

Zu den Kernkompetenzen gehört nach eigener Aussage von Fürst Fugger die professionelle Verwaltung privater und institutioneller Vermögen. Regelmäßig begutachtet die Prüfinstanz die Leistungen, zuletzt im Vermögensmanagertest TOPS 2021 im vergangenen Jahr. Die Beratung konnte zwar überzeugen, die Nachbetreuung fiel allerdings recht dürftig aus. Trotz Qualifikation nahm die Fuggerbank nicht an der mündlichen Verteidigung ihres Anlagekonzepts, dem Beauty Contest, teil. Am Ende kam das Haus nicht über einen mittelmäßigen 23. Platz hinaus. Aber das große Potenzial war klar ersichtlich. Wie die Beratungsqualität wohl in diesem Jahr ausfallen wird?

Der Kunde und sein Anliegen

  • 27 Jahre alt
  • 3,5 Mio. Euro Anlagevermögen aus Immobilien-Verkauf (Steuern müssen noch abgezogen werden)
  • die aktuellen und noch kommenden wirtschaftlichen Schäden der Corona-Pandemie, die gestiegene Staatsverschuldung, künftige Pleiten von Unternehmen und kleinen Geschäften etc., die anziehende Inflation beunruhigen
  • Kapitalerhalt als unterstes Renditeziel
  • Auf Sicherheit bedacht

Stärken der Fürst Fugger-Beratung

Kunde und Berater führen in diesem Jahr ein sehr harmonisches Beratungsgespräch. Auf der persönlich-empathischen Ebene stimmt die Chemie jederzeit. Im telefonischen Vorgespräch erfasst der Berater die Situation des Kunden präzise und baut im ebenfalls telefonischen Beratungsgespräch darauf auf. Er bietet Hilfe aus dem Fugger-Netzwerk an, sollte der Kunde eine rechtliche oder steuerliche Beratung bezüglich seiner Erbschaft brauchen. Auch die in Aussicht gestellten regelmäßigen Termine getreu dem Motto „Wo steht Ihr Vermögen derzeit?“ und Reportings gefallen dem Interessenten.

Themenfelder wie die Corona-Sorgen des potenziellen Neukunden, der Investmentprozess, Transparenz und Nachhaltigkeit werden gestreift. Das ist ein Rundumschlag, der viele wichtige Bereiche anreißt. Einen kleinen Exkurs gibt es zum Thema Risiko und eventuelle Verluste – das hätte deutlich mehr Tiefe vertragen. Der Berater erläutert anhand einer historischen Rückschau, wie sich ein auf Sicherheit bedachtes Portfolio in der Vergangenheit entwickelt hat, wie sehr es „in den Keller gerutscht“ ist und wie lange der Aufholprozess dauerte. Gut.

Schwächen der Fürst Fugger-Beratung

Insgesamt ist der Interessent nicht recht zufrieden, dass zwar vieles angesprochen, aber eben auch nur angerissen wird. Der Berater hat zwar offenbar erkannt, dass der Kunde verängstigt ist und Vermögensabsicherung sucht, belässt es aber bei dem beschriebenen, oberflächlichen Exkurs. Die Bereitschaft, sich in den Kunden und seine "gefühlten Nöte" hineinzuversetzen, ist nicht gerade überwältigend. Wenn schon nicht "mitfühlend", dann hätte ein Ausblick aus dem hauseigenen Research, Konjunkturerwartungen, Erwartungen für Regionen oder verschiedene Anlageklassen (etwa Aktien, Anleihen, Rohstoffe) den grundsätzlichen Optimismus des Beraters unterfüttern können. Auch vermisst der Kunde Infos darüber, wie denn das Portfolio gegen eventuelle Krisen abgesichert wird. Die Risikoneigung des Kunden hätte vom Berater deutlicher erfasst werden können – wieviel Verlust verträgt der Kunde denn im schlimmsten Fall?

Auch, dass es keine Gesprächsprotokolle oder Zusammenfassungen gibt, hinterlässt eine Lücke. Die historische Rückschau, die im Beratungsgespräch besprochen wurde, hätte sich der Kunde gern noch einmal in Ruhe angesehen. Die gesamte Nachbetreuung ist – wie auch im vergangenen Jahr – ein Schuss in den Ofen. Nach dem Beratungsgespräch wird sich der Berater nicht mehr selbständig beim Kunden melden.

Schwächen im Fürst Fugger-Anlagevorschlag

Es fällt schwer, den Anlagevorschlag wirklich als solchen zu sehen – eher ist er eine Werbebroschüre. Das 29-seitige Dokument wurde dem Kunden bereits vor dem Beratungsgespräch zugeschickt. Damit entsteht der Eindruck, dass der Interessierte nicht mit viel Individualität rechnen kann. In der Broschüre finden sich übersichtsartig vier verschiedene Musterdepots – je nach Risikoneigung des Kunden mit unterschiedlich hohen Aktienquoten. Begleitet werden die Musterdepots von Ausführungen zur nachhaltigen Geldanlage bei Fürst Fugger und dem Investmentprozess des Hauses.

Die Musterdepots investieren allesamt in Aktien, Anleihen und Edelmetalle. Einzige Ausnahme bildet das Portfolio „Offensiv“ – hier sind es ausschließlich Aktien. Der Berater hat dem Kunden ein defensives Portfolio ans Herz gelegt. Dort wird die Aktienkomponente (24%) über sieben kostengünstige Indexfonds abgebildet. Hinzu kommen noch Anleihen (57%) und eine Gold-Position (9%). Damit ist das nicht-individuelle Portfolio auch nicht sonderlich „spektakulär“ aufgebaut und mit veranschlagten Kosten von 1,25% Netto p.a. auch noch angesichts der mangelnden Individualität verhältnismäßig teuer. Zudem weiß der Kunde auch nicht, ob sein Renditeziel „Kapitalerhalt“ mit dem vorgelegten Portfolio erreicht wird – es gibt keine Informationen dazu.

2021 (TOPs 2021) Beratungsgespräch Ein erinnerungswürdiger Auftritt im Shop
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Kontakt

Zusatzinfos

  • Institutsgruppe: Privatbank
  • Geschäftsfelder: Vermögensverwaltung, Vermögensberatung und Stiftungsmanagement
  • Alleinstellungsmerkmal (USP) am Markt? „Unsere Berater können aufgrund unserer Unabhängigkeit ohne zentrale Produktvorgaben dezidiert auf Kundenwünsche eingehen und maßgeschneiderte, passgenaue Lösungen entwickeln.“
  • Verwaltete Kundengelder (assets under management): 2,89 Mrd. Euro (31.12.2020)
  • Nettoneugeld 2020: 201,8 Mio. Euro
  • Teilnahme am FUCHS-Performance Projekt: ja 

Fazit: Weder Beratung, noch Nachbetreuung, noch der Anlagevorschlag können uns in diesem Jahr bei Fürst Fugger ganz überzeugen. Hervorzuheben sind Service und Freundlichkeit.

Empfehlung: Keine Qualifikation für den Beauty Contest.

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz  erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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