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Julius Bär | TOPs 2017 – Beratungsgespräch

Julius Bär: Diskret und nobel

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Die “führende Private-Banking-Gruppe der Schweiz” erwartet uns laut Eigenwerbung bei diesem Gespräch in Zürich. Zwischenzeitlich nach Selbstanzeigen deutscher Kunden durch Steuerermittlungen erschüttert, ist Julius Bär im Jahr 2016 als zweitgrößter reiner Vermögensverwalter der Schweiz wieder gut aufgestellt und vergrößert den Kreis seiner Mitarbeiter.
Wer im Vorfeld etwas über Julius Bär erfahren möchte, muss sich etwas tiefer in eine, vorsichtig formuliert, unübersichtliche und vor allem überfrachtet wirkende Online-Präsenz arbeiten. Der Besucher wird mit so vielen Informationen erschlagen, dass er nicht weiß, wo er zuerst hinschauen soll. Nach einigem Suchen und Anklicken eines Menüs im Menü findet sich dann doch der Claim des Hauses, der als Visitenkarte eigentlich unübersehbar auf der Startseite platziert sein sollte: “Groß genug um stark zu sein, und dennoch so klein, um jeden Kunden ernst zu nehmen.” Abgesehen von seiner syntaktischen Holprigkeit ist auch dieser Satz allein schon seiner Länge wegen nicht unbedingt griffig zu nennen und legt einen gewissen Hang zur Sperrigkeit nahe. Wir sehen über diese Fauxpax im Bereich Design und Branding hinweg – immerhin handelt es sich um ein traditionsreiches und den Zahlen nach erfolgreiches Haus, das an rund 50 Standorten weltweit aktiv ist, dabei über 5.000 Mitarbeiter beschäftigt, per 31.12.2015 299,7 Mrd. EUR verwaltete Kundenvermögen vorweisen kann und bereits vielfach ausgezeichnet wurde.

Vertrauen auf Integrität

„Wenn menschliche Kontakte auf Vertrauen und absoluter Integrität beruhen, dann sind sie für beide Seiten gewinnbringend“ – dieser Aussage ihres Gründers folgen die Werte der Gruppe, auch wenn sie inzwischen beträchtlich erweitert wurden. Care: Empathie, Integrität & Partnerschaft, Passion: Unternehmergeist, Fokus & Tradition sowie Excellence: Globales Know-how, Performance & Innovation – all das hat sich Julius Bär auf die Fahnen geschrieben.  Auch an dieser Stelle vielleicht wieder ein wenig “too much”, aber wer weiterliest findet die Missionsbeschreibung” dann doch noch etwas kompakter: Vertrauen und Integrität, so die Bank, sind für sie die beiden wichtigsten Pfeiler ihrer Kundenbeziehungen. Wir sind gespannt.

Sensibler Umgang mit Kundendaten

Vertrauen und Schweizer Diskretion scheinen bei Julius Bär weitgehend synonym zu sein – dafür sprechen die passwortgesicherten Dateien, die wir vor und nach dem Termin erhalten. Auch wenn das Passwort (ein Wort ohne Sonderzeichen oder Zahlen) nicht unbedingt Hochsicherheitsstandards erfüllt und per SMS verschickt wird, spricht das Vorgehen für einen bewussten und umsichtigen Umgang mit sensiblen Daten, den man bei vielen anderen Häusern so nicht findet. In ihrer heutigen Form ist die Julius-Bär-Gruppe eine direkte Folge der Kreditkrise von 2008. Anfang Oktober 2009 trennte man das Asset Management vom Privatkundengeschäft, um für mehr strategische Flexibilität zu sorgen. Das Private-Banking-Geschäft wurde damals als Julius Bär Gruppe unabhängig und baute danach seine internationale Präsenz und sein spezialisiertes Angebot systematisch aus. Die Übernahme von Merril Lynchs International-Wealth-Management-Geschäft außerhalb der USA sorgte für zusätzliches Wachstum. Die gesamte Aufstellung der Gruppe unterstreicht ihren Anspruch, für Ihre Kunden optimalen Zugang zu allen Wachstumsmärkten sicherzustellen.

Gesellschaftlich engagiert, begrifflich daneben

Gesellschaftlich engagiert ist Julius Bär unter anderem über die hauseigene Stiftung für Jugendarbeit und die Kunstsammlung. Zusätzlich gibt es ein umfassendes internes Corporate Sustainability-Programm, das sich ebenfalls als gesellschaftlicher Beitrag versteht. Ein ungewöhnlicher Ansatz ist Julius Bärs “Gen-Y-Programm”. Unter diesem Label bietet die Bank unter anderem Austauschmöglichkeiten, internationale Treffen und Investment-Workshops für jüngere Kunden, bei denen diese sich über Private Banking, Finanzmärkte und Management informieren können.  Das ist ein innovativer und einzigartiger Ansatz und eine Idee, die durchaus geeignet ist, die Finanzwelt für jüngere Kunden zu erschließen. Leider bleibt schleierhaft, warum als Programmname ausgerechnet der Begriff gewählt wurde, unter dem Zeitverträge, geringe Einkommen, mangelnde Altersvorsorge bzw. Möglichkeit zur Vermögensbildung und ganz allgemein Prekarisierung der zwischen 1980 und 1995 Geborenen diskutiert werden. Da der Ausdruck hauptsächlich die Arbeitsbedingungen einer Gruppe beschreibt, die durch eben diese eher selten in den Kreis der Private-Banking-Kunden gelangen dürfte, ist die Namenstahl wenig verständlich.  Makellos ist die Präsentation von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. Sämtliche Verantwortlichen werden mit Lebenslauf und Fotos präsentiert. Vergleichbare Berater- oder Ansprechpartnerporträts gibt es nicht. 

Anlageansatz ausführlich beschrieben

Dagegen sind Anlageansatz und Research von Julius Bär ausführlich und – da durch Diagramme aufgelockert – auch übersichtlich und ansprechend präsentiert. Hier erfahren Interessierte schon lange vor Kontaktaufnahme oder gar Erstgespräch einiges über die Vorstellungen von Julius Bär zu Asset Allocation und Risikomanagement.  So sollen signifikante Verluste durch “aktives Risikomanagement, breite Diversifikation und Veräußerungsmanagement” vermieden werden. Dabei setzt Julius Bär vor allem auf “Unternehmen mit verantwortungsbewussten Geschäftspraktiken und mit hohem freiem Cashflow, attraktiven Dividenden, gesunden Bilanzen, starker Marktposition und soliden operativen Margen, die hinsichtlich Ertrag, Innovation und Wachstum überzeugen”. Auch vom umfassenden internen Research zu Industrie- und Schwellenländern, ausgewählten Frontier Markets, Währungen von Industrieländern (G-10) und Schwellenländern, Aktien, Rohstoffen usw. sollten Kunden profitieren. Für Europa, Japan und Asien stellt Julius Bär einen detaillierten “Wealth Report” bereit. Jahres- und Halbjahresberichte und Eigenmitteloffenlegung können als PDF-Dateien heruntergeladen werden, dazu kommen Aktienberichte. Wer sich in den Bereich “Finanzinformation” einarbeitet, findet dort Konzernzahlen und Kapitalinstrumente, Business Reviews und Ziele.  Bei all dem fällt auf: Bei aller Informationsfülle überwiegt der Anteil an Eigeninformation doch deutlich. “Unternehmensinformationen” und “Julius Bär auf einen Blick” – unklar, warum diese Bereiche nicht zusammengefasst sind – enthält auch “News und Präsentationen”, Unternehmensnachrichten und –berichte. In “Finanzinformation” findet sich mehr Material zum eigenen Haus, und dann wäre da noch der Bereich für die Julius-Bär-Aktie...

Die Bank Julius Bär nimmt mit ihrer deutschen Tochter am FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe teil. Bislang tritt sie jedoch hinter ein Kürzel zurück. Wettbewerbsorientierung ist also da, die Bereitschaft zur Transparenz kann noch wachsen.

Viel Bär, wenig Kunde

Auch wenn es schön ist, das Haus umfassend kennenzulernen: Der Online-Auftritt von Julius Bär befasst sich vor allem mit Julius Bär und nur am Rande mit dem Kunden. Beraterporträts, übersichtlicher aufbereitete Informationen zu einzelnen Märkten oder Anlageklassen hätten uns durchaus interessiert, und auch etwas mehr Nutzerfreundlichkeit (in diesem Fall synonym mit “Übersichtlichkeit”) wäre nicht verkehrt.

Die Private Banking Prüfinstanz beschränkt ihr Monitoring zum fairen Umgang mit Kunden bisher auf Deutschland. In den letzten 3 Jahren sei man nicht in gerichtliche Auseinandersetzungen mit Kunden verwickelt gewesen, gibt die Bank Auskunft. Das ist für eine Bank dieser Größe sehr ungewöhnlich.

Trotz oder wohl gerade wegen des Überangebots an Information bleibt das Profil der “Bären” merkwürdig unscharf. Eine Vorstellung davon, mit wem wir es zu tun haben oder was uns erwartet bekommen wir nicht so richtig. Wir hoffen auf die Gesprächsanbahnung und darauf, dass das Bild bei der Kontaktaufnahme etwas klarer wird.

Der Kunde und sein Anliegen

Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Sie suchen einen neuen Vermögensverwalter für Ihr bestehendes Depot über 2,5 Mio. Euro. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Sie sind in verschiedenen Branchen unternehmerisch oder als leitende Angestellte tätig oder bereits im Ruhestand. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.

Das Beratungserlebnis

Die erste Stimme des Bankhauses Julius Bär, die wir kennenlernen, ist eine freundliche Telefonistin, die lediglich erfragt, ob wir Neu- oder Bestandskunden sind und dann zum Berater durchstellt, den wir nach einer Runde klassischer Musik erreichen. Er gibt allerdings aus unbekannten Gründen an einen Kollegen ab, der dann auch unser Ansprechpartner im gesamten Beratungsprozess ist. Ihn interessiert neben der Depotgröße (2,5 Mio. Euro) vor allem die Frage, wie viel Entscheidungsgewalt wir selber haben möchten. Geht es uns um Mitbestimmung bei der oder vollständige Abgabe der Vermögensverwaltung? Es entsteht eine lebhafte und vielversprechende Unterhaltung über das Depot, bei dem sich sogar erste Eckpfeiler und Leitlinien der künftigen Strategie herauskristallisieren. Angetan vom Gespräch freuen wir uns über die umgehende Bestätigungsmail. Vor dem Termin meldet sich unser Berater noch einmal kurz telefonisch, um uns über Parkmöglichkeiten zu informieren. Diese Info erhalten wir zusammen mit einer Anfahrtsskizze auch per Mail. Das Passwort für die gesicherten PDF-Dateien bekommen wir per SMS und erkennen darin ein ungewöhnlich hohes Maß an Diskretion und Sorgfalt. Unsere Hoffnung auf einen klareren Eindruck, als das im Netz möglich war, hat sich im Erstkontakt erfüllt, und der Eindruck ist eindeutig positiv. Mit entsprechenden Erwartungen treffen wir zum Termin in Zürich ein und freuen uns auf die persönliche Begegnung mit unserem Berater.

Diskret und nobel: ein angenehmer Gesprächsrahmen

Die Räumlichkeiten von Julius Bär strahlen eine angenehme Zurückhaltung und Diskretion aus. Das englische Adjektiv low-key beschreibt das Ambiente treffend: unaufgeregt, sachlich, dezent, zurückgenommen. Das Umfeld ist für unser Empfinden ein sehr treffender Rahmen für Gespräche über Finanzen und Vermögensplanung. Etwa sieben Minuten Wartezeit müssen wir in Kauf nehmen, wobei uns die mit Kaffee und Wasser verkürzt werden. Der Beratungsraum wartet mit weniger Understatement und mehr Gediegenheit auf als Foyer und Entrée. Stattdessen präsentiert er sich modern und nobel und weckt mehr Assoziationen mit einem Fünf-Sterne-Hotel in den Alpen als mit einem Bankhaus. Gewachster Eichenboden, beige Tapeten, viel Holz und unaufdringliche Kunstwerke an den Wänden sorgen dafür, dass wir uns hier vom ersten Moment an gern aufhalten. 

Genaue Ermittlung des Kundenanliegens

Der uns bereits bekannte Berater hat Verstärkung bekommen. Nach kurzer Präsentation legen wir unsere Bedenken hinsichtlich der aktuellen Anleihenlastigkeit unseres Depots und der Meinung unseres Verwalters, dass es noch “lange ruhig” bleiben werde, dar. Wir halten eine Umstrukturierung für sinnvoll und möchten künftig stärker in Aktien investieren. Mit Umschichtung des Vermögens und laufender Anpassung möchten wir einen Experten betrauen. Unsere Renditeerwartung ist unmissverständlich: Sie liegt nach Gebühren, Steuern und Inflation bei 2%. Die absolute “Schmerzgrenze” für Verluste liegt – so erspüren wir im Gespräch mit den Beratern – bei 15%. Wir sind eher konservativ unterwegs: Größere Schwankungen lassen uns schnell nervös werden. Wir setzen auf einen Anlagehorizont von fünf bis zehn Jahren und sind nicht für kurzlebige Trends oder die Inkaufnahme hoher Risiken für hohe Renditen zu haben. Die bereits am Telefon gestellte Frage beantworten wir noch einmal ganz deutlich: Wir verfügen zwar über eigene Kenntnisse im Anlagebereich, möchten die Verwaltung der Aktien aber einem Vermögensverwalter anvertrauen, da wir weder Zeit noch besonderes Interesse haben, uns selbst darum zu kümmern.

Berater lauschen aufmerksam

Kurzfristig wünschen wir uns von unserem künftigen Partner die Überprüfung unseres aktuellen Depots und, auf Basis dieser “Standortbestimmung”, die Erarbeitung der Strategie für das Erreichen unseres Renditeziels. Nach dieser ausführlichen Einleitung liegt der Ball auf der Seite der Berater. Wir sind gespannt auf ihre Reaktion auf die Darlegung unserer Zielvorstellungen. Der Gesprächseindruck bildet praktisch den exakten Gegenpol zur Unternehmenspräsentation im Netz. Ging es dort überwiegend um Julius Bär, hören die Mitarbeiter des Hauses im Gespräch vor allem aufmerksam zu, um ein möglichst genaues Bild von der Situation des Kunden zu bekommen. Mit diesem Wissen ergibt der Internetauftritt mehr Sinn als vor dem Gespräch, denn bei manch anderem Anbieter entfällt ein nicht unerheblicher Teil der Gesprächszeit beim Termin auf die Präsentation des Hauses. Damit hält sich Julius Bär im persönlichen Kontakt kaum auf – wer will, kann sich ja vorab informieren. Der positive Eindruck bestätigt sich immer mehr.

Erträge nur durch höheren Aktienanteil

Die Rentensituation, so unsere Berater, sieht alles andere als vielversprechend aus. Renditen sind hier höchstens noch über Anlagezeiten zu erwirtschaften, die sich nicht mit unseren Vorstellungen vertragen. Um die angegebenen Renditeziele zu erreichen, ist eine Umschichtung in Aktien im aktuellen Marktumfeld also praktisch alternativlos. Unsere Verlustgrenze von 15% sorgt für zurückhaltende Reaktionen. Ob das in einem worst case-Szenario wie dem Lehmann-Crash zu halten wäre? Mit dieser besorgten Frage konfrontieren wir unsere Berater, und das mag tatsächlich keiner der beiden versprechen. Doch auch bei einer Verlustbegrenzung halten sie eine Erhöhung des Aktienanteils für sinnvoll. Das soll im Anlagevorschlag genauer besprochen werden. Die Empfehlung unseres Beraters, dessen Kollege sich sehr zurückhält und im Gespräch nur am Rand in Erscheinung tritt: ein Aktienmandat à la Warren Buffet. Er würde in werthaltige Aktien investieren, die sich in schlechten Zeiten gut behaupten können, aber bei einem Boom etwas weniger profitieren. Damit zeigt er, dass er unser Risikoverhalten ernst nimmt und die Strategie daran ausrichtet und gewinnt damit weitere Pluspunkte für die Bären.

Nicht alle, aber doch einige Fragen offen

Nun wird es interessant. Unser Berater zeigt uns, dass mit dem Aktienmandat sogar eine deutlich höhere Rendite von ansehnlichen 5% machbar wäre. Der Konjunktiv erklärt sich aus der Tatsache, dass die Untergrenze für ein solches Mandat bei zwei Millionen liegt, er aber davon abrät, das ganze Depot so anzulegen, da sich das nicht mit unserer Risikovorstellung verträgt. Aha. Eigentlich wäre das Aktienmandat die richtige Strategie, für uns kommt es aber nicht in Frage? Wir sind zugegebenermaßen verwirrt und haben gegen Ende des Gesprächs nicht begriffen, wie Julius Bär unsere beiden Ziele – Renditeerwartung und Verlustgrenze – unter einen Hut bekommen will. Die Verbindung von Aktienmandat und Rentenverwaltung ist zwar logisch, aber hatten wir nicht eben erfahren, dass dafür unsere Depotgröße nicht ausreicht? Wir einigen uns darauf, dass das im Anlagevorschlag ausgeführt wird. Trotzdem gibt es an dieser Stelle Minuspunkte: Der Kunde sollte den Beratungstermin nicht mit dem Gefühl verlassen, die Anlagestrategie der Bank nicht voll verstanden zu haben.

Gebühr vergleichsweise günstig

Die Gebührenhöhe liegt bei ca. 0,8%. Das ist für ein Verwaltungsmandat bei einem Spitzenanbieter überraschend günstig, vor allem in der Schweiz, insofern sind wir an dieser Stelle wieder positiv gestimmt. Wir würden gern noch wissen, wie schnell Julius Bär meint, Verluste aufholen zu können. Unser Berater würde Krisen grundsätzlich aussitzen. Das Wort “grundsätzlich” mögen wir nicht so ganz. Auch wenn wir für die Mehrzahl der Fälle zustimmen, sollte unser Vermögenspartner doch etwas Offenheit für flexibles Eingehen auf eine Situation erkennen lassen. In Sachen Zweitmeinung zum Depot beißen wir auf Granit. Dafür müssen wir uns bis zum Anlagevorschlag gedulden. Ein spannender Hinweis kommt ganz zu Ende dann doch noch von dem bislang so zurückhaltenden Berater. Er erklärt einiges zum Schweizer Recht, das die Verfügungsgewalt anders regelt als in Deutschland. Ein spannendes Thema und für uns sogar völliges Neuland. Hier punktet Julius Bär mit Sachkompetenz und dem Erschließen eines völlig neuen Themenfeldes, das für unsere Absichten relevant ist.

Nachbetreuung

Der Anlagevorschlag, auf den wir zuvor in einiger Hinsicht vertröstet worden sind, erweist sich für den Laien als recht komplex und schwierig zu lesen. Die Rettung: Auf Seite 29 bis 33 finden wir endlich eine verständliche und strukturierte “Kurzfassung”. Davon könnte Julius Bär generell mehr anbieten, denn die Informationsfülle überschreitet oft das Maß des Sinnvollen. Die Anlagenauswahl selber ist in Ordnung, der Normalanleger kann damit allerdings wenig anfangen. Sehr umfangreich fällt die Portfolioanalyse des bestehenden Rentendepots aus. Der Eindruck täuscht aber. Wertungen fehlen, die Zahlen sind nicht immer verständlich dargelegt, wenn auch grafisch ansprechend aufbereitet. Klarer Pluspunkt: die Gebühren sind niedrig, und eine gewisse Performance traut man den Bären auf Basis ihrer Zahlen und des Eindrucks auch zu.

Fazit:
Am Ende des Gesprächs ist der Eindruck unseres Beraters positiv, auch wenn er uns mitunter etwas widerspenstig begegnet und wir uns an einigen Stellen klarere Ausführungen zur Vereinbarkeit unserer Ziele und zur konkreten Strategie gewünscht hätten. Sein deutscher Kollege hinterlässt den Eindruck eines disziplinierten und kompetenten Serviceerbringers, bleibt aber im Hintergrund. Ein wirkliches Team bilden sie nicht.
Ausstattung und Professionalität sind bei Julius Bär unbestreitbar top. Kontakt und Kommunikation sind immer reibungslos und unaufdringlich, selbst zum Vorgespräch gibt es ein Protokoll. Alle zugesicherten Unterlagen kommen pünktlich. Wir fühlen uns gut betreut und in unseren Sorgen ernst genommen. Auch Nachfragen zur privaten Situation werden so weit gestellt, wie sie für die Erfassung unserer Gesamtlage und Vorstellungen wichtig sind. Ganzheitliche Beratung ist hier keine leere Phrase.
Wir haben es hier alles in allem mit einem leicht überdurchschnittlichen Beratungserlebnis zu tun. Insgesamt ist die Ampel für Julius Bär noch auf Grün – aber es gibt Raum für Verbesserungen. Nun warten wir gespannt auf die professionelle Auswertung von Anlagevorschlag und Portfolioqualität.

Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2017“.

Fakten

Angaben des Hauses, Stand: 31.12.2015

Bank Julius Bär & Co. AG
Bahnhofstrasse 36, CH-8010 Zürich
www.juliusbaer.com

Gesellschafter: Gesellschafter mit mehr als 3% Anteil sind: MFS Investment Management 9,98%; Black Rock Inc. 5,95%; Harris Associates L.P. 5,33%; Wellington Management Group LLP 4,92%; Bank of America Corporation 3,76%

Zentrale Geschäftsfelder: Ganzheitliche Vermögensberatung, Vermögensverwaltung

Dienstleistungsangebot: (ganzheitliche) Vermögensberatung, Vermögens-/wertpapierverwaltung (Depotmanagement) mit eigener Strategie, Offshore-Vermögensverwaltung, Stiftungsmanagement/Stiftungsservices, Family Office, Custody Services, Nachfolgeplanung, Cross-Border-Vermögensberatung
  Alleinstellungsmerkmal/Versprechen an den Kunden: Julius Bär ist die führende Private-Banking-Gruppe der Schweiz. Sie vereint ein umfassendes Dienstleistungsangebot mit hoher Beratungskompetenz und einer vollständig offenen Produktplattform. Die breite internationale Präsenz sowie das geschätzte schweizerische Qualitätserbe machen Sie zu einem einzigartigen Private-Banking-Erlebnis für anspruchsvolle Kunden aus aller Welt.

Verwaltete Kundenvermögen: 272500 Mio. EUR. 
  Kundenzahl: Keine Angaben. 

Einstiegsuntergrenze für Private Banking: 500.000. Angabe in CHF. Im internationalen Kontext variiert diese Größe.

Produkte in der Vermögensverwaltung: Aktien, Renten, Immobilien (offene Immobilienfonds), Hedgefonds, Zertifikate, ETF

Hauseigene Produkte: Innerhalb des Konzerns werden in der Schweiz eigene Zertifkate und Portfoliofonds. Dabei wird ein stringenter "Best-in-class"-Ansatz verfolgt. Mit der Abspaltung des Asset Management Geschäfts (GAM Holding AG) im Oktober 2009 hat Julius Bär sich der offenen Produktarchitektur verschrieben. Auch die Fonds der GAM Holding AG (welche teilweise noch den JB Brand weiterhin führen) werden demselben Auswahl- und Empfehlungsprozess unterworfen wie sonstige Drittfonds.

Research: Fremdresearch
offizielle Statistiken; Zentralbanken und staatliche Institutionen; Daten- und Informationsservices: Datastream, Bloomberg, Reuters, IBES, MSCI, Bond Radar, Lipper Fund, Thomson One, MacroPacific, Fund Information Tool (ifunds), Morningstar, Eureka Hedge - Research-Institutionen (KOF, FERI, BCA, GaveKal, Moody's ); andere Banken und Broker; Diverse Medien Eigenresearch
Volkswirtschaftliche Analysen und Strategie-Research, Rohstoff-Research, Fixed Income-Research, Aktien-Research, Fund Research (Long-only & Hedge Funds). Julius Bär verfügt über ein erstklassiges bankeigenes Research, dessen Fokus auf den globalen Märkten liegt. Dank der umfassenden globalen Abdeckung kann Julius Bär so vor dem Hintergrund der Marktentwicklung und im Hinblick auf neue Anlagethemen stets zeitgerechte Anlageinformationen zur Verfügung stellen. Mithilfe einer systematischen Makroperspektive und strikter Analysemethoden werden so genaue Erkenntnisse über die dynamischen globalen Finanzmärkte von heute sowie die Impulse, die den Wandel von morgen antreiben, gewonnen.

Standardkonditionen: Bei einer ausgewogenen Risikostruktur und einem Anlagevolumen von
  • 1,1 Mio. Euro: 0.75% - 1.4% Prozent
  • 3,1 Mio. Euro: 0.75% - 1.4% Prozent
  • 5,1 Mio. Euro: 0.75% - 1.4% Prozent
 Die konkrete Preisfestlegung ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig wie z.B. der gewünschten Reportinghäufigkeit, der Art der Kundenbeziehung, der gewünschten Restriktionen, usw. Die Pricing-Spannweite bezieht sich auf ein All-in-Angebot mit Auskehrung.

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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